Des Lebens ganze Fülle... | Gedicht | Poesie

Des Lebens ganze Fülle
begann ich zu malen
Schmetterlinge im Sonnenlicht
Stiefmütterchen mit lachendem Gesicht
Klatschmohn in satten roten Farben
jedes Jahr im Mai mußte ich ihn neu malen

mal im Korbgeflecht, mal rankend am Zaun
mal auf Wiesen und himmelblau
die Weichheit seiner Blütenblätter
fasziniert mich immer wieder neu
alle Blumen, die ich pflanzte
alle Früchte des Gartens

wurden auf Seide gemalt
mein Balkon war im Sommer das Atelier zum Malen
früh morgens schon genoss ich die ersten Sonnenstrahlen
in ihrem Licht läßt es sich am schönsten malen
Sonnenblumen auf mitternachtsblau

Weihnachtssterne in Gold eingetaucht
die Weihnachtsgeschichte mit Kamelen und Palmen
die Sterne des Orients
Städte mit Türmen und Spitzen
die Wüste im gleißenden Sonnenlicht
Löwen, Tiger und Elefanten

sich am Rande der Bilder befanden
Nofretete die Schöne
in blaugoldner Farbe
Pyramiden auf fließendem Sand
sie alle hatten mein Herz entflammt
oft träumte ich in der Nacht

was ich am Morgen dann auf Seide gebracht
die Arche Noah, welch ein Gedicht
ich malte alle Tiere, nur die Menschen,
sie malte ich nicht
bis ich irgendwann begann
Gesichter zu malen in abstrakten Formen und Farben

Augen mit großen Tränen unterlegt
Gesichter in hellen, farbigen und schwarzen Farben
so wie die Menschen auf der Erde sind
eines malte ich mit Liebe ganz geschwind
ein Tuch nur mit Kindern
Negerkinder, Chinesen, Indianer und

hellhäutige Kinder
es hieß: alle Kinder dieser Welt
auch Frauen waren immer wieder ein Thema
nur Männer - sie malte ich nicht
vielleicht haben sie für mich kein Gesicht
ich kann es nicht sagen

Bäume mit ihrem Grün in allen Schattierungen
und Jahreszeiten
Blätter im Herbst in den buntesten Tönen
sie gehören zu meinen Schönen
Katzen für Kinder in schwarz und in bunt
sie machten mein Leben rund

meine Katzen haben Menschenaugen
ich glaube ich werde noch etwas brauchen
vielleicht ist es auch nur meine Art zu malen
ich habe die Malerei nicht studiert
sie ist einfach in mir, die Freude am Malen
der Pinsel streichelt die Seide beim Malen

ein Bild entsteht wie ein Gedicht
mit dem ersten Pinselstrich
auf einmal entwickelt es sich
am Ende bin ich dann erstaunt
und freue mich
jedes Bild ist ein Geschenk des Glücks

all der Liebe, die in mir ist
hier kann sie sich entfalten ohne zu fragen
in den wunderschönsten Farben

© H. R.

Bürgerreporter:in:

Henriette Reh aus Siegen

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