Weihnachtsgeschichte aus Engelsicht

Der Engel, der über der Krippe schwebt, erzählt:

Jedes Jahr an Hl. Abend werde ich über der Krippe befestigt; denn ich bin der Engel der Verheißung. Die Krippe hat ein pieksendes Strohdach und innendrin ist eine kleine Beleuchtung. Das Jesuskind in der Krippe ist recht winzig, manchmal fällt es heraus oder die drei Kinder wollen mit ihm spielen. Die Kinder im Haus dürfen aber erst in das Weihnachtszimmer wenn alles fertig ist.

Der Vater der Kinder stellt den Baum auf und hängt silberne Kugeln und silbernes Lametta an den Baum. Ganz oben trohnt die Spitze und unter den Baum, da kommt die Krippe mit Maria und Josef, dem Jesuskind, Ochs und Esel, Schäfer und ein paar Schafe. Es gibt keine elektrische Beleuchtung, sondern Wachskerzen und Wunderkerzen werden an den Baum gehängt.

Die Mutter macht den Tisch mit den Geschenken fertig, stellt die Teller mit den Süßigkeiten auf. Die Kinder sind während dieser Zeit in der Küche und machen ein Gesellschaftsspiel; denn sie sind recht ungeduldig vom Warten auf das Christkind.

Der Vater muss oft an Hl. Abend noch arbeiten und es wird spät mit der Bescherung. Der Ofen im Wohnzimmer ist schon am Nachmittag angeheizt worden, dass es auch ja warm ist in der Stube; an den Fenstern blühen meistens Eisblumen um diese Jahreszeit. Aber dann endlich ist es soweit: Die Kinder dürfen die Stube betreten und als erstes laufen die beiden Jüngsten zur Krippe hin und sehen, ob auch alles da ist wie im Vorjahr, oder ob vielleicht noch etwas dazugekommen ist. Der Vater zündet die Wunderkerzen an und anschließend werden Weihnachtslieder gesungen. Die älteste von den Kindern spielt auf einer Mandoline und begleitet den Gesang.

Es ist schön zu sehen, wie sehr sich die Kinder jedes Jahr wieder freuen und voller Erwartung auf die Geschenke sind und vor allem die Teller mit den Süßigkeiten, Lebkuchen und Dominosteine und Marzipankugeln und die selbstgebackenen Plätzchen der Mutter.

H. R.