Meine Konfirmationskirche widerstand der verheerenden "Weihnachtsflut von 1717".
Immer wenn die Weihnachtszeit naht, werde ich an eine Sturmflutkatastrophe erinnert, die sich im Jahre 1717 an der Nordseeküste ereignet und um die 12.000 Opfer gefordert hat. Im Volksmund wird sie "Weihnachtsflut" genannt.
Erinnert werde ich deshalb, weil die Heppenser Kirche in Wilhelmshaven, meine Konfirmationskirche ist und dieses Gotteshaus während der Katastrophe eine lebensrettende Rolle gespielt hat. Die Kirche ist um 1450 erbaut worden und steht auf einer Warft (Erhebung zum Schutz gegen Sturmfluten). Das frühere Dorf Heppens ist heute ein Ortsteil von Wilhelmshaven.
Der Ablauf des Unheils in Kürze: Heilig Abend 1717. Nordwest-Wind. Orkanartige Böen. Wassermassen drücken auf die Deiche, um die sich die Fürsten im fernen Anhalt (Anhalt-Zerbst) nicht gekümmert haben. In dieser Nacht zum 25.12.1717 brechen die Deiche.Sturm mit Gewitter und Hagel versetzt die Menschen in Angst und Schrecken. Die Wassermassen zerstören Gehöfte, Stallungen und Häuser. Dabei kommt ein Drittel der Bevölkerung ums Leben.
Auf Haustrümmern und in Booten treiben die Überlebenden umher, hungrig und halberfroren. Die Heppenser Kirche auf dem "Heppenser Berg", schon von den Fluten umspült, ist die letzte Zuflucht für viele Menschen.
An der Kirchenmauer zeigt eine Marke den Wasserstand der Flut an. Sie ist auf einer Höhe von 4,22 m über Normal-Null (NN) aufgelaufen. Die Kirche liegt mit einer Höhe von 3,67 m über NN lediglich 2 m über dem mittleren Tidehochwasser. Heppens würde, wenn es keine Deiche gäbe, täglich zweimal von den Fluten der Nordsee überspült.
Die Flut wurde an der kontinentaleuropäischen Nordseeküste von einem plötzlich einsetzendem Nordweststurm fünf Stunden vor der Flutzeit verursacht. Die Deiche brachen und das Wasser ergoss sich in die tief liegenden Küstengebiete. Die Flutkatastrophe hatte schwerwiegende Folgen für die betroffenen Nordseeküstenmarschen. Bevölkerungsverluste, wirtschaftlicher Niedergang und Armut prägten die Nordseegemeinden nach dieser Katastrophe.
Keine Küstenregion zwischen den Niederlanden und Dänemark blieb von dieser Sturmflut verschont; überall kam es zu zahlreichen Deichbrüchen und verheerenden Überschwemmungen. Zwischen Tondern im nördlichen Herzogtum Schleswig und dem ostfriesischen Emden ertranken etwa 9.000 Menschen; dazu kamen noch über 2.500 Tote in den Niederlanden.
Zu den von der Sturmflut am schwersten betroffenen Gebieten gehörten die Grafschaft Oldenburg, die zum Fürstentum Anhalt-Zerbst gehörige Herrschaft Jever (1.700 Tote), das Land Kehdingen und das Fürstentum Ostfriesland. Im oldenburgischen Butjadingen ergab sich ein Bevölkerungsverlust von nahezu 30 %.
Bürgerreporter:in:Günther Eims aus Sehnde |
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