Warum empfehlen Sie jedem Seelzer, an einer Ihrer Stadtführungen teilzunehmen, Reitergeneral Obentraut?
Rainer Künnecke spielt bei den Stadtführungen in Seelze den Obentraut. Im E-Mail-Interview verrät er, wie gut er sich in Seelze auskennt und in welchen Rollen er noch zu erleben ist.
Sie spielen auf Stadtführungen in Seelze den Obentraut. Was zeichnet diese Figur aus?
Man weiß wenig über den Reitergeneral Michael von Obentraut. In den Büchern über den Dreißigjährigen Krieg taucht der Reitergeneral meist gar nicht oder nur am Rande auf. Vielleicht ist er einfach zu früh gestorben, denn der Krieg war ja erst sieben Jahre alt, als der General bei Seelze fiel. Was ich über die Person Obentraut weiß, habe ich vom Stadtarchivar Norbert Saul erfahren und durch die Seelzer Geschichtsblätter. Ich versuche, den Reitergeneral als sympathischen, mutigen Kämpfer darzustellen. Aber in dieser Führung geht es ja nicht nur um den Reitergeneral. Vor allem geht es um die Geschichte Seelzes. Und die erzählt der Reitergeneral auch – und zwar bis weit über seinen Tod hinaus.
Sie stammen aus Hannover. Wie gut kennen Sie sich in Seelze eigentlich aus?
Offen gestanden kannte ich Seelze vor meinem Engagement als Obentraut überhaupt nicht. Ich habe lange in Oldenburg gelebt und bin erst vor kurzem nach Hannover zurückgekehrt. Aber durch meine Auftritte als Obentraut lerne ich Seelze und die Ortsteile immer besser kennen. Ich war mehrmals in Letter, im vergangenen Jahr zum Beispiel beim Schützenausmarsch, in diesem Jahr beim Weinfest. Seelze selbst kenne ich vom Stadtfest und den Führungen. Ich finde, Seelze ist eine sympathische Stadt. Ich erinnere mich, als ich das erste Mal in Seelze am Bahnhof ausstieg, fühlte ich mich irgendwie sehr wohl. Was sich mit dem Kennenlernen einiger Seelzer Bürger weiter verstärkt hat.
Als Schauspieler geben Sie nicht nur den Michael von Obentraut. In welchen Rollen kann man Sie noch erleben?
Die meisten Rollen spiele ich in Hannover. Dort bin ich als „Nachtwächter Melchior“, „Universalgenie Leibniz“ sowie als „Protestler“ unterwegs. Man kann mich noch in Burgdorf als „Nachtwächter Hinnerk“ und in Ehlershausen als „Johann Heinrich Friedrich Ehlers“ erleben. Ich finde es spannend, Geschichte zu vermitteln, indem sie von einer „historischen“ Person erzählt wird. Diese Figuren wachsen mir im Laufe der Zeit regelrecht ans Herz und entwickeln schließlich ein Eigenleben, wodurch sie für die Zuschauer noch interessanter werden. Die Führungen und die Figuren habe ich übrigens selbst ausgearbeitet und entwickelt.
Warum empfehlen Sie jedem Seelzer, an einer historischen Stadtführung teilzunehmen?
Weil es Spaß macht und auch lehrreich ist. Die Resonanz auf die Führung ist durchweg positiv. Das nehme ich wahr, wenn ich in die Gesichter der Teilnehmer blicke – und das wird mir auch hinterher von den Gästen bestätigt. Einerseits erfahren die Teilnehmer etwas über die Geschichte von Michael von Obentraut, auch über seine Legende. Andererseits erfahren sie viel über die Geschichte ihrer Stadt. Und selbst eingefleischte Seelzer haben mir nach der Führung bestätigt, dass sie noch etwas dazugelernt haben, das sie vorher nicht wussten. Darauf bin ich natürlich ein bisschen stolz. Vor allem, weil ich mich bemühe, die Geschichten, die ich erzähle, auch genau zu recherchieren. Da ich kein Historiker bin, ist das zuweilen nicht einfach.
Gibt es bei den Stadtführungen auch etwas zu lachen? An welche Anekdoten erinnern Sie sich?
Was das betrifft, bin ich leider sehr vergesslich. Es gab schon zahlreiche Erlebnisse, die ich mir merken wollte. Ich werde sie wohl sofort aufschreiben müssen... Letztens musste ich schmunzeln, als es mir als Reitergeneral von Obentraut und Befehlshaber der protestantischen Union gelang, eine Gruppe von Katholiken, die Kolpingfamilie Seelze, dazu zu bringen, begeistert und überzeugt mit mir gegen Tilly, den katholischen Oberbefehlshaber, in den Kampf zu ziehen.
Sie wohnen in Hannover. Wenn Sie umziehen müssten: Käme Seelze als Wohnort für Sie in Betracht?
Aktuell suche ich tatsächlich eine Wohnung. Ich habe mir auch überlegt, ob es nicht eine Möglichkeit wäre, nach Seelze zu ziehen. Die Luft ist hier besser als in Hannover und man ist schnell im Grünen. Und Hannover hat auch Nachteile, aber ich glaube meine neue Wohnung wird trotzdem in Hannover sein, denn dort habe ich meine privaten Kontakte. Auf alle Fälle finde ich Seelze und die Ortsteile attraktiv zum Wohnen. Man ist mit der S-Bahn schnell in der City und es ist hier ruhiger als in der Stadt. Außerdem habe ich schon viele nette Menschen in Seelze kennengelernt Also wer weiß, vielleicht werde ich irgendwann Seelzer.
Seit einem Jahr schreiben Bürgerreporter aus Seelze auf dem Portal myheimat. Was halten Sie von dem Projekt?
Eine tolle Sache. Dass ich dieses Portal kennengelernt habe, habe ich übrigens dem Reitergeneral Obentraut zu verdanken – und Evelyn Werner aus Harenberg. Sie hat mir nämlich freundlicherweise links zu den Veröffentlichungen zukommen lassen – und so habe ich von Beiträgen über Seelze, den Reitergeneral und anderen Veranstaltungen erfahren. Ich kann nur empfehlen, dieses Portal zu nutzen. Ich selbst habe mich bei myheimat angemeldet – und werde bestimmt auch einmal einen Beitrag dort einstellen.
Die nächsten Führungen finden am 15. August und 18. September jeweils ab 18 Uhr, und am 24. Oktober ab 15 Uhr statt. Treffpunkt ist der Alte Krug. Kartenvorbestellung beim Citymarketing im Rathaus unter Telefon (0 51 37) 82 81 01.
myheimat-Team:Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister |
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