Schilikon
Auf dem Passagierschiff, mit dem wir auf dem Mekong unterwegs waren, gab es eine fast ausschließlich kambodschanische Besatzung, deren Heimatsprache also Khmer ist. Sie waren alle sehr höflich und bemüht. An unserem Tisch bediente ein junger Mann, dessen Namen auszusprechen uns unmöglich war. Wenn er etwas servierte oder abräumte, so sagte er immer: "Schilikon". Wir dachten zunächst, das wäre Khmer. In den wenigen Worten, die unser Reiseführer in Khmer enthielt, fanden wir das Wort nicht. Irgendwann bediente eine junge Frau an unserem Tisch und sagte bei allem „Entschuldigung“. Nun war alles klar. Wir fanden unseren jungen Mann unheimlich nett und nannten ihn fortan „Schilikon“. Er verstand es und lächelte. Nun ließ es uns aber keine Ruhe und wir sahen nach, was DANKE auf Khmer heißt – ar khun. Bei der nächsten Gelegenheit benutzen wir dieses Wort und er strahlte sehr. Nun lächelte er richtig, wenn wir ar khun zu „Schilikon“ sagten. Und wir fragten uns, ob sich unser ar khun- danke in seiner Sprache so anhörte wie sein Entschuldigung in unserer? Damit und nur damit war unser "Schilikon" als freie Namensgebung sicher zu entschuldigen. Es schien jedenfalls nicht oft vorzukommen, dass Gäste des Schiffes sich um Worte in seiner Sprache bemüht hatten. Er winkte uns noch lange nach, als wir nachfast zwei Wochen das Schiff verließen.
Bürgerreporter:in:Evelyn Werner aus Seelze |
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