Er ist Christian Morgenstern oder?
Reinhard Röhrs ist Musiker, Jazz-Musiker.
An diesem Abend ist er mehr – viel mehr!
Es klingt so alltäglich, wenn er seinen Abend selbst beschreibt: Reinhard Röhrs vertont Gedichte von Christian Morgenstern, würde er wohl sagen.
Das stimmt so nicht! Reinhard Röhrs scheint in die Figur von Christian Morgenstern zu kriechen, obwohl er sich weder kostümiert noch in der Ich-Form erzählt. Seit mehr als 20 Jahren spielt er dieses selbst erdachte Programm. Er spielt es frisch, engagiert, überzeugend und mit viel Leidenschaft. Diese Leidenschaft muss schon in der Recherche gesteckt haben und diese Recherche hat nie geendet. So erklärt sich, dass er musikalisch die Lebensgeschichte, die Lebensumstände, das Leben des Mannes schildert, der mehr war als „nur“ die Verse, die man bewusst oder unbewusst kennt.
Das beweist Reinhard Röhrs gleich zu Anfang. Er startet mit einem vertonten Gedicht und alle BesucherInnen sind in der Lage, die letzte Zeile automatisch mitzusprechen.
Die Geschichte von Christian Morgenstern, der im vergangenen Jahr 150 Jahre alt geworden wäre und dessen Geschichte auch 2021 in der St. Barbara-Kirche erzählt werden sollte, war mehr als ein „Gedichte-Schreiber“. Er war wirklich Schriftsteller, Übersetzer und er schrieb auch Musik. Vertont erleben die BesucherInnen, dass sein ganzer Name Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern ist. Und natürlich erklärt Reinhard Röhrs, warum er diese und genau diese Vornamen hatte. Ein breiter Schatz von Künstlern kommt zum Vorschein.
Aber die Geschichte des Dichters zu erzählen ist eines. Seine komische Lyrik zu vertonen ist ein anderes. Seine Instrumente – den Kontrabass und die Gitarre – auf die unterschiedlichsten Weisen einzusetzen, ist Können. Es ist jedenfalls Können, wenn man es wie dieser Musiker zeigt. Da erklingen nicht nur eigene Vertonungen. Da erklingen Töne, die man in diesen Instrumenten wirklich nicht vermutet. Der Vollblutmusiker versteht es den besonderen Humor von Christian Morgenstern in Musik umzusetzen und das klingt und wirkt ganz leicht, ganz unvorbereitet, ganz unbewusst – eben Kunst. Kunst mit einem Instrument so umgehen zu können. Und so sind die Besucherinnen traurig, als die Geschichte des Christian Morgenstern nach fast zwei Stunden endet. Ein herzlicher Applaus und der Ruf nach einer Zugabe beendet diesen Abend, der kein Konzert, keine Lesung – ja, fast ein musikalisches Theater war.
Und an diesen Reinhard Röhrs alias Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern wird man sich noch lange erinnern.
Und hier kann man noch ein wenig in diesen Abend hineinhören: https://barbara-kirchengemeinde.wir-e.de/aktuelles
Mit 12xk geht es am 12. Juni 2022 weiter mit: 12xk - Klang von Harfe & Hang
Bürgerreporter:in:Evelyn Werner aus Seelze |
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