Ein fulminanter Auftakt

Die Reihe Abendkirche in Harenberg ist nicht neu und sie hat schon einige, außergewöhnliche Sonntag-Nachmittage geboten. Denken wir nur an eine gebärdende Gemeinde mit der Gebärdensprachen-Pastorin Christiane Neukirch.
Dieser Sonntag war nun ein Auftakt von drei aufeinander folgenden Abendkirchen mit Theologen, die in ihrer beruflichen Laufbahn nun Superintendenten sind und – alle ihre Jugend in Harenberg verbracht haben.
So war es kein Wunder, dass sommerliches Wetter nicht nur Harenberger nicht von einem Besuch der Abendkirche am Sonntag abhalten konnte. Eine gut gefüllte Kirche. Eine Stimmung wie bei einem Familientreffen. Das lösten zweifelsohne zwei Personen aus: Superintendent Christian Berndt und Musikschulleiter Gunter Geweke.
Superintendent Christian Berndt konnte sich dann auch die Sentimentalität nicht verkneifen, dass er vor ca. 40 Jahren auf der Orgelempore mit einer Blockflöte in der Hand gestanden hat, dass sein beruflicher Weg dazu führte, dass sein letzter Besuch 25 Jahre zurück liegt. Und nehmen wir es vorweg: Es wird nicht wieder 25 Jahre dauern, bis die harenberger Kirche ihn wieder sieht.
Das Motto der Abendkirche in diesem Jahr „Suche Frieden und jage ihm nach“ konnte aktueller nicht sein als am Tag der Europawahl. Und so war diese Wahl auch indirekt begleitendes Thema.
Jede Abendkirche ist anders, wird von den Beteiligten frei gestaltet. Christian Berndt überraschte mit einer Friedens-Collage, die zum Teil von Gunter Geweke begleitet wurde. Viele Besucher fragten nach der gemeinsamen Stunde, ob sie diese von der Idee Frieden getragenen Gedanken von Nicole, Konfuzius, John F. Kennedy, den Propheten Micha und Jesaja, Jimi Hendrix, Jesus, Papst Johannes Paul II oder Anne Frank und Selma Lagerlöf oder auch Karl Jaspers (Der Friede beginnt im eigenen Haus) und anderen, schriftlich mit nach Hause nehmen könnten. Natürlich konnte auch das Grundgesetz in dieser Collage nicht fehlen.
Christian Berndt ging dann direkt auf die Jahreslosung ein und stellte in den Raum: Ist man wahnsinnig, wenn man dem Frieden nachrennt? Ausgehend von der biblischen Geschichte von David und Saul kommt er auf den Gedanken – die Suche nach dem Frieden kann auch bedeuten, sich wahnsinnig zu stellen. Spannend war dann, dass der Leitgedanke, der zu der Jahreslosung hinführt, im entscheidenden Psalm im Gesangbuch nicht mit abgedruckt wird. (von David, als er sich wahlsinnig stellte vor Abimelech und dieser ihn von sich trieb und er wegging). Sein Ergebnis des Gedankenspiels: „Frieden findet man nicht mit Vernunft allein. Frieden braucht Wahnsinn. Frieden ist verrückt und dass man ihn jagen kann wie ein wildes Tier ist so paradox, dass es schon wieder möglich scheint.“ Danach sang die Gemeinde „der Mond ist aufgegangen“.
Sie sind sich bei dieser Abendkirche zum ersten Mal persönlich begegnet – und sie harmonierten, als ob sie ständig zusammen gestalten würden. Das spürte die Gemeinde. Dazu stellte Gunter Geweke fest: Er habe ja schon viele Veranstaltungen/Gottesdienste in dieser Kirche mit musikalisch begleitet, aber so eine sängerische Leistung der Gemeinde hätte er noch nicht erlebt.
Und Gunter Geweke hatte mit seinem musikalischen, konzertanten Beitrag das Thema Frieden ebenfalls voll verinnerlicht und man merkte es ihm an, er hatte auch viel Spaß an der Umsetzung. Bei einem Gig begleitete er sich selbst. Er hatte am Vortag eine Einspielung mit Klavier vorbereitet, die er nun auf der Klarinette kombinierte. Es erklang von Phil Collins „Against all odds“. Nachdem Christian Berndt sie schon zitiert hatte, war natürlich „Ein bisschen Frieden“ von Nicole zu hören. Selbst gestaltet hatte Gunter Geweke „ Komm wir ziehen in den Frieden“. Und „Looking for Frieden“ war ebenso zum Thema passend wie „Das Beste“ von Silbermond.
Abendkirche ist ein anderes Format als Gottesdienst, das konnte man als positive Erkenntnis bei dem anschließend noch lange genossenen, alkoholfreien Cocktails von Jung und Alt hören. Und es klang auch immer wieder: “ Mehr davon“.
Merh von der Abendkirche gibt es am 01. September 2019

Bürgerreporter:in:

Evelyn Werner aus Seelze

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