Abendkirche im Advent - Erlebtes vom 4. und letzten Abend
Ein Pastor als Überraschung, die Verbindung zwischen Jahreslosung und Corona und wohlklingende Töne auf der Harfe. Das wäre die Kurzbeschreibung der letzten „Abendkirche im Advent“ in 2021.
Aber das wäre viel zu kurz gesprungen. Es würde nur bedingt diese Abendkirche wieder geben.
Gut vorbereitet waren die meisten Besucher:innen zu dieser Abendkirche gekommen. Sie wussten schon aus jahrelanger Tradition: Heute gibt es das Friedenslicht. Es wird ab heute vor einigen Häusern brennen und in so manchem Haus werden daran die Kerzen des Weihnachtsbaums entzündet.
Als Überraschung leitete durch diese Abendkirche im Advent nicht – wie bei den anderen drei Abenden - ein Kirchenvorstandsmitglied. Pastor Torsten Pappert las nun die Jahreslosung und den dazu gehörigen Bibeltext. Er führte damit in die Worte ein, die sich der Seelzer Stadtbaurat Dirk Perschel dazu überlegt hatte. Und seine Gedanken bestätigten die Vielfalt der Gedanken zu diesem Bibeltext. Sein erster Gedanke „ein aus der Zeit gefallenes Wort“ relativiert sich sehr schnell, nachdem er es sich übersetzt in z.B. Nächstenliebe. Und dann bekommt es sofort auch einen persönlichen Bezug. Über ein Sprichwort, dass sein Schwiegervater immer benutzte, kommt Dirk Perschel direkt auf die Corona-Krise, in der aus dem Höher, Schneller, Weiter plötzlich ein Blick für die Nachbarn wird, die sich nicht zum Einkaufen trauen und die Mithilfe annehmen müssen. Aber auch auf die so offenkundig werdende Not am Horn von Afrika und die Not nach der Flutkatastrophe an der Ahr. Die hier gelebte Hilfsbereitschaft an Geld und handwerklicher Hilfe ist beispielhaft. Und so wertet Dirk Perschel: „Das ist für mich im besten Sinne Barmherzigkeit, fremden Menschen in der Not bedingungslos zu helfen.“
Zu diesen Gedanken passt die Musikauswahl von Linda Frank an der Konzertharfe ganz besonders. Die Stimmung in der Kirche wird durch die Harfe unterstrichen – von nachdenklich über fordernd bis fröhlich. Und es sind dieses Mal nicht Bach oder Beethoven mit ihren Noten. Linda Frank lässt Musik von Alphonse Hasselmans gleich zu Beginn erklingen. Sie zeigt die bunten Möglichkeiten der Harfe mit Musik von Bernard Andres und nimmt die Besucher:innen mit „Nightingale“ von Deborah Henson-Conant ein.
Nun könnte einfach der Schlusssegen durch Pastor Torsten Pappert folgen. Aber das wäre nicht Torsten Pappert. Er führt, ja verführt alle anwesenden Menschen zu einer Meditation und berührt damit sehr. Dann erst läd er zum Mitnehmen des Friedenslichts mit seinem Segen ein.
Linda Frank sorgt mit der letzten Musik von Jean Baptiste Krumpholz dafür, dass niemand sofort aufspringt, dass nicht sofort der herzliche, lang anhaltende Applaus für alle Beteiligte kommt.Und er kommt aber erst: Es herrscht erst einmal ein paar Sekunden Stille – ein Stille als gemeinsames, überraschendes Erlebnis.
Dann geht es mit dem Friedenslicht in die Nacht.
Bürgerreporter:in:Evelyn Werner aus Seelze |
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