70 mal 12xk

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Der Grund für einen besonderen Abend.

Als vor 5 Jahren der erste Poetry Slam in der St. Barbara-Kirche stattfand bestand schon am Ende der Veranstaltung auch bei den vielen Besuchern des Abends, die vorher noch nie einen Slam erlebt hatten, der Wunsch: Das soll es wieder geben.

Gestern nun war es so weit! Vier Slamer stellten sich dem Wettbewerb. Es waren ganz bewusst keine Slamer, die schon seit Jahren mit ihren Beiträgen auf der Bühne stehen. Es waren nur Slamer die erst seit kurzer Zeit sich diesem Wettbewerb stellen oder noch nie einen Beitrag öffentlich vorgetragen hatten. Mit Jan Egge Sedelies allerdings führte einer der erfahrensten Moderatoren eines Slams durch den Abend.

Bevor die Beiträge jedoch zu hören waren, gab es eine andere Überraschung – nicht nur für die Ohren. Auf dem Programm-Flyer sind sie auf ihrem Weg in die Kirche zu sehen, im vergangenen Jahr waren sie Teil des Programms: The Violin Guys aus Hannover. Sie umrahmten nicht nur die Beiträge der Slamer, in einem Fall konterten sie direkt auf den Beitrag mit der passenden Musik. Dabei hatten sie ebenso wenig die Texte vorher gekannt, wie alle Besucher. The Violin Guys wurden jedenfalls richtig gefeiert. Und ihre Musik, die auf den ersten Blick immer offen lässt: Ist das nun aktuelle Popp-Musik oder Klassik?, war ein Beitrag, den es so ganz sicher noch auf keimen Slam gegeben hat. Und niemanden wunderte es, dass sie einen Auftritt bei RTL regional in den nächsten Tagen ankündigten.

Die Slamer – zwei weibliche und zwei männliche Autoren – hatten zum Aufruf „Klare Aussagen“ sehr unterschiedliche Beiträge vorbereitet. Dominik Gruhn aus Salzgitter startete mit einem frechen Text über eine durchzechte Nacht mit Spinatwachteln, Jungstechern und dem Wunsch zurück aus der Stadt ins Dorf und der Enttäuschung, dass der alkoholschwere Kopf nun zwar nicht der Geräuschkulisse der Stadt, aber dem Rasenmährer des Nachbarn ausgesetzt ist. Was sich wie eine so banale Geschichte anhört, war hoch intellektuell angelegt und bekam auch eine entsprechende Bewertung.
Svolli erzählte von seinen Armbrüchen, den Erfahrungen eines Diagnose-Prozesses – nur in Ausschnitten, denn die ganze Geschichte hätte wohl den Abend gesprengt. Als der Gong erklang, weil die die Vortragszeit überschritten wurde, rief das Publikum: Weiter. In seinem zweiten Beitrag setzte er sich mit der Musikentwicklung auseinander: Was ist eigentlich aus dem Rock n Rock geworden? Das war der Hinweis, den die Violin Guys sofort aufnahmen.
Sehr berührten die Texte von Lena Beulshausen aus Braunschweig. Ihre Geschichte über das immer dementer werdende Nachbarehepaar unter dem Titel „Ich will sterben“ berührte, machte nachdenklich, erinnerte an eigene Erlebnisse. „ich will nicht jedes Jahr acht töte aus meinem Adressbuch löschen“, war einer der Aufrufe am Ende. Die verschiedenen Typen von Slamer nahm sie mit ihrem zweiten Beitrag aufs Korn – Anwesende natürlich ausgeschlossen. Das brachte ihr den zweiten Platz des Abends ein.
Siegerin wurde die 19jährige Tabea Farnbacher aus Hannover. Ihre Beiträge waren zum Teil gereimt. Sie fragte in ihrem ersten Beitrag: „Mama, wieso? Mama, da gibt es Wunden, die nicht mehr heilen….. Es ist Krieg in der Welt, Mama ich will das Grauen überwinden…. Mama werden meine Engel fragen, wieso wir nichts verändert haben.“ Und in ihrem zweiten Beitrag stellte sie u.a. die Frage „Lieber glücklich als reich – aber welcher Weg?“ Damit wurde sie knapp die Siegerin des Abends.

Die Bewertung der Beiträge erfolgte nicht wie üblich. Die erste Runde der Beiträge erfolgt durch die Besucher direkt mit dem Hochhalten von Punkttafeln. Damit wurde die Reihenfolge des zweiten Durchgangs festgelegt. In der zweiten Runde wurden alle Beiträge hintereinander – zwischendurch immer wieder Musikbeiträge der Violin Guys – vorgetragen. Die Wertung erfolgte nun dadurch, dass das Publikum 100 Rosen an die Slamer verteilte. Und die beiden Slamerinnen hatten die meisten Rosen erhalten. Nur ein, zwei oder drei Rosen entschieden dann über das Endergebnis. Bepackt mit Kirchen-Jute-Säcken mit Büchern stellten sie fest, dass sie hier gern wieder auftreten würden. Wo kann man schon auch einen Beitrag von der Kanzel vortragen?

Und ganz anders geht es in der Reihe 12xk am 12. Oktober 2016 weiter mit: 12xk- Kreuz und Quer(flöte)

Bürgerreporter:in:

Evelyn Werner aus Seelze

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