„An einer maßvollen Ausgabenpolitik halte ich fest“
Seit 2006 leitet Dr. Karlheinz Stephan die politischen Geschicke der Spargelstadt Schrobenhausen. Wirtschaftsförderung und eine vorausschauende Gewerbepolitik liegen dem promovierten Chemiker besonders am Herzen. myheimat unterhielt sich mit dem Stadtoberhaupt über sprudelnde Gewerbesteuereinnahmen, die Aufgaben des neuen City-Managers André Köhn, eine maßvolle Ausgabenpolitik, die Fußball-Europameisterschaft 2008 und seine persönlichen Entspannungstechniken.
myheimat: Herr Dr. Stephan, wie würden sie die derzeitige Lage in Schrobenhausen einschätzen? Was hat sich 2007 positiv entwickelt, womit sind Sie persönlich noch unzufrieden bzw. was ist noch verbesserungsbedürftig?
Dr. Stephan: Mit dem Jahr 2007 bin ich insgesamt gesehen sehr zufrieden. An investiven Maßnahmen konnten der Parkplatz Nord, die Gemeindeverbindungsstraße von Hörzhausen nach Peutenhausen und der zweite Bauabschnitt unserer Stützpunktfeuerwehr abgeschlossen werden. Die Lage in Schrobenhausen ist gut, sowohl politisch als auch unter finanziellen Gesichtspunkten. In der Stadtpolitik ist wieder eine gewisse Gelassenheit eingekehrt, die Zusammenarbeit der Gruppierungen im Stadtrat war konstruktiv. Trotz der natürlich immer noch vorhandenen unterschiedlichen Positionen kann festgestellt werden: Die Streitkultur stimmt wieder. Die sich erholende Wirtschaft hat auch für Schrobenhausen zu erfreulicherweise unerwartet hohen Gewerbesteuereinnahmen geführt. Wir konnten dadurch unsere Schulden zurückfahren und gleichzeitig die Rücklagen erhöhen. Das tut gut für die millionenschweren Investitionen, die in nächster Zeit anstehen: Hochwasserschutz, Hauptschulsanierung und Straßenbau, um nur die wichtigsten zu nennen. Die unmittelbar bevorstehenden Firmenerweiterungen bei Bauer, LFK und Sauermann, aber auch bei einer Reihe weiterer mittelständischer Unternehmen in Schrobenhausen lässt uns optimistisch in die Zukunft blicken. Verbesserungsbedarf sehe ich noch bei der räumlichen Situation im Rathaus. Im Jahr 2008 stehen auch noch einige wichtige personelle Veränderungen in der Verwaltung an. Der strukturelle Umbau ist also noch nicht abgeschlossen.
myheimat: In unserem letzten Interview mit Ihnen sagten Sie, die Stadt bräuchte einen "Kümmerer", einen so genannten Citymanager. André Köhn hat dieses Amt im Oktober übernommen. Er möchte sich vor allem dem Problem des Ladenleerstandes widmen, indem er beispielsweise eine Zusammenlegung von Verkaufsflächen in Erwägung zieht und den Branchenmix anders gestalten möchte. Was halten Sie von seinen Ideen und wie sieht die wechselseitige Zusammenarbeit konkret aus?
Dr. Stephan: André Köhn hat schon im ersten Vierteljahr seines Wirkens viele neuen Ideen in die Diskussion eingebracht und auch schon erste vorzeigbare Erfolge zu verbuchen. Zum Beispiel die „Lange Nacht der Museen“ Ende November mit den offenen Geschäften bis 22:00 Uhr und der Besuch mit dem Schrobenhausener Christkindl bei der neu ernannten Wirtschaftsministerin Emilia Müller. Durch seine sympathische Art, auf die Leute zuzugehen, hat er sowohl bei den Einzelhändlern als auch bei den Stadträten gepunktet. Viele Geschäftstreibende haben sich bei Ihren täglichen Problemen und Problemchen schon an ihn gewandt und er erfüllt damit die ihm zugedachte Rolle als Mittelsmann zwischen Gewerbe, Einzelhandel und Verwaltung. Wir tauschen uns wöchentlich mehrfach aus. Ich erfahre dadurch jetzt viel mehr von der „Stimmung auf der Straße“ und kann dadurch auch viel effizienter handeln, was innenstadtrelevante Entwicklungen abgelangt.
myheimat: Sie sagten im letzten Interview, dass etliche Gewerbeflächen in Hörzhausen, Edelshausen und im Gewerbegebiet "Augsburger Straße" vorhanden sind und zur Neuansiedlung bereit stehen. Sind diese Flächen bereits ausgeschöpft? Für den Bürger ist es sicherlich auch interessant zu erfahren, welche Art von Unternehmen sich dort angesiedelt haben beziehungsweise sich zukünftig noch dort niederlassen werden.
Dr. Stephan: In das Gewerbegebiet „Augsburger Straße“ hat sich 2007 die Firma Schüchl neu eingekauft. Das Ansiedlungspotenzial ist aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Es gehört damit auch zu den Schwerpunktaufgaben für 2008, hier weitere Firmenansiedlungen zu realisieren. Dafür stehen derzeit noch rund 48.000 Quadratmeter Gewerbegrund zu Verfügung.
myheimat: Wie sieht eine vorausschauende Gewerbepolitik aus?
Dr. Stephan: In den Gesprächen mit Vertretern ansiedlungswilliger Unternehmen wird immer wieder betont, dass der entscheidende Faktor eine gute Verkehrsinfrastruktur ist. Der kurze Weg zur B 300 und damit letztendlich zu den überörtlichen Verbindungsstraßen und Autobahnen ist in diesem Zusammenhang zu nennen.
myheimat Stichwort: Versiegelung von Flächen. Muss eine vernünftige Gewerbepolitik nicht auch in besonderem Maße auf eine Balance zwischen ökologischen und ökonomischen Interessen achten?
Dr. Stephan: Grundsätzlich handelt es sich hierbei tatsächlich um ein Spannungsfeld. Ein Ausgleich zwischen den widerstreitenden Interessen ist anzustreben. Nicht immer kann das allerdings gelingen. Umweltschutz darf sich jedoch nicht gegen die wirtschaftlichen Interessen richten. Denn das Geld muss auch für Umweltschutzmaßnahmen erst einmal erwirtschaftet werden. Im Einzelfall muss die Ökologie deshalb auch mal hinten anstehen im Interesse des großen Ganzen.
myheimat Das abgelaufene Geschäftsjahr 2007 bescherte der Stadt Schrobenhausen einen warmen Geldsegen. Die Gewerbesteuereinnahmen beliefen sich auf ca. 11,5 Millionen Euro. Wie wichtig ist diese Einnahmequelle für die Stadt?
Dr. Stephan: Die Gewerbesteuereinnahmen sind von elementarer Bedeutung. Schaut man sich die Projekte der näheren Zukunft wie Hochwasserschutz, Straßenbau oder Schulsanierung an, dann weiß man, wie wichtig diese Einnahmequelle ist.
myheimat Diese rekordverdächtigen Einnahmen wecken doch sicherlich die eine oder andere Begehrlichkeit bei Ihren Stadtratskollegen. Inwieweit lässt sich da an einer maßvollen Ausgabenpolitik festhalten? Welchen Stellenwert nimmt die Konsolidierung der städtischen Finanzen in Ihrer politischen Prioritätenliste ein?
Dr. Stephan: Wir müssen weiterhin Schulden abbauen. An einer maßvollen Ausgabenpolitik werde ich festhalten. Wir wissen heute noch nicht, wie sich die Unternehmenssteuerreform auf die Unternehmen in unserer Stadt auswirken wird. Dazu kommen noch die schon angesprochenen Sanierungs- und Hochwasserschutzmaßnahmen. Wir werden sicherlich nicht die Spendierhosen anziehen und durch die Lande gehen.
myheimat Geben Sie uns noch einen kurzen Ausblick auf die Schwerpunkte der nächsten Jahre. Wo soll Schrobenhausen im Jahr 2012 stehen?
Dr. Stephan: Ich wünsche mir, dass dann die Sanierung der Hauptschule abgeschlossen sein wird. Dasselbe gilt für den Hochwasserschutz. Außerdem sollten mindestens die Planungen für den „Umgehungsring“ so weit gediehen sein, dass bezüglich dieses Projekts Planungssicherheit besteht.
myheimat Nach all den politischen Gesprächsgegenständen noch ein paar private Fragen zum Schluss. Bei welcher Tätigkeit können Sie sich am besten entspannen?
Dr. Stephan: Ich kann am besten beim Joggen entspannen. Wenn ich den inneren Schweinehund überwinde, dann ziehe ich mir meine Joggingschuhe an und drehe eine Runde um Schrobenhausen. Die Strecken liegen zwischen 10 und 13 km. Ich bin im Übrigen auch den letzten Halbmarathon in München mitgelaufen. Das machte großen Spaß!
myheimat Sie gelten als großer Fußballfan. Wie schätzen Sie die Chancen der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft 2008 ein?
Dr. Stephan: Die deutsche Nationalmannschaft ist eine absolute Turniermannschaft. Dementsprechend traue ich ihr auch einiges zu. Sie wird ein gewichtiges Wörtchen bei der Titelvergabe mitsprechen.
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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