„Schrobenhausen ist die Spargelstadt schlechthin“
Seit dem 14. August 2007 amtiert Marina Karl als Schrobenhausener Spargelkönigin. myheimat sprach mit der 23-jährigen Maschinenbau-Studentin über den Spargel als Grabbeigabe der Pharaonen, die wirtschaftliche und emotionale Bedeutung des Edelgemüses für die Region Schrobenhausen und ihr favorisiertes Spargelrezept.
myheimat: Frau Karl, der Spargelanbau hat im Schrobenhausener Raum eine lange Tradition. Bereits im Jahre 1856 lieferte der Graf von Sandizell Spargel an die herrschaftliche Küche nach München. 1913 pflanzte Christian Schadt die erste Anlage im großräumigen Feldanbau. Inwieweit haben Sie sich selbst mit dieser ruhmreichen Spargel-Historie vertraut gemacht?
Marina Karl (lacht): Die Geschichte der Einführung des Spargels nach Schrobenhausen kannte ich vor meiner Amtszeit als Spargelkönigin schon in den Grundzügen, jetzt kenne ich sie natürlich ganz genau. Ich wusste auch, dass Spargel schon bei den Römern zu den teuersten Delikatessen zählte. Neu war mir allerdings, dass bereits 460 v.Chr. Hippokrates den Spargel als Heilpflanze und Allheilmittel erwähnt hat, und sich angeblich schon die Pharaonen vor rund 5000 Jahren gebündelte Stangen mit ins Grab legen ließen.
myheimat: Welche Bedeutung hat der Spargelanbau für die Region Schrobenhausen?
Karl: Im Schrobenhausener Anbaugebiet werden von ca. 280 Betrieben über 3000 Tonnen Spargel je Saison produziert, was über 1/3 der bayerischen Spargelanbaufläche von 2100 ha darstellt. Auch die wirtschaftliche Bedeutung für die Gaststätten, Cafes und v.a. die Schrobenhausener Innenstadt durch den „Spargeltourismus“ ist nicht zu unterschätzen. Die emotionale Bedeutung ist auch klar: Gibt es noch irgendeine Stadt, die weit und breit als die „Spargelstadt“ schlechthin bekannt ist oder gar einen zweiten „Spargelpapst“??
myheimat: Schrobenhausen beherbergt ein ganz besonderes Museum mit vielen Informationen zur Geschichte und Technik des Spargelanbaus. Wie oft haben Sie selbst schon das Europäische Spargelmuseum besucht?
Karl: Ich muss überlegen, ich glaube ich war zwei oder dreimal im Spargelmuseum, das letzte Mal auf alle Fälle im Dezember 2007. Dort war ich mit ein paar Freundinnen, die zwar alle hier in der Nähe wohnen, aber noch nie das Spargelmuseum besucht haben.
myheimat: Wie wird man eigentlich Spargelkönigin und wie lange regieren Sie noch?
Karl: Die Vorstandschaft des Spargelerzeugerverbands bestimmt schon lange vor dem Volksfest die neue Spargelkönigin. Beim Spargelerzeugerverband kann sich jede aus der Region bewerben, die mit dem Spargel vertraut ist, d.h. am besten damit aufgewachsen ist, natürlich Zeit für das Ehrenamt mitbringt, und Spaß daran hat das Edelgemüse in der Öffentlichkeit zu präsentieren, und dafür zu werben. Meine Amtszeit wird mit der Krönung der neuen Spargelkönigin Mitte August nach einem Jahr enden.
myheimat: Welche repräsentativen Verpflichtungen hat eine Spargel-Regentin?
Karl: Nach meinem Amtsantritt am 14. August 2007 hatte ich zuerst einmal einige Volksfeste - z.B. Gillamoos, Barthelmarkt, Mindelstetten, Vohburg, Pfaffenhofen -, wo sozusagen „Königinnen-Kolleginnen“ von mir gekrönt wurden. Im Herbst kam dann eine Spargellehrfahrt nach Wien, Bratislava und Prag, wo wir mehrere Betriebe besichtigt haben. Ein weiteres Highlight war natürlich die „Grüne Woche“ in Berlin, aber auch die „Garten München“. Kurzum, die Aufgaben sind sehr vielfältig und interessant. Natürlich ist es manchmal auch stressig, das ist klar, auf das hatte ich mich eingestellt.
myheimat: Stammen Sie aus einer „spargelbegeisterten“ Familie?
Karl: Bei „spargelbegeistert“ muss ich ein wenig schmunzeln. Meine Familie baut seit 1988 Spargel an, und somit ist natürlich jeder von uns mit dem Edelgemüse vertraut. Bei uns daheim wird auch sehr gerne Spargel gegessen, aber natürlich verbinden wir Spargel nicht nur mit kulinarischem Genuss, sondern die Spargelzeit bedeutet für meine Familie gleichzeitig auch viel Arbeit und manchmal auch ein wenig Stress.
myheimat: Liest man die vielen verschiedenen Kochbücher, gewinnt man den Eindruck, dass es nahezu unendliche Möglichkeiten gibt, den Spargel zuzubereiten. Wie essen Sie persönlich den Spargel am liebsten?
Karl: Das stimmt, es gibt unendlich viele Variationen Spargel zuzubereiten, und es macht auch sehr viel Spaß immer wieder neue Rezepte auszuprobieren. Trotzdem ist für mich der Klassiker Spargel in Schinken eingerollt und mit Petersilienkartoffeln als Beilage ein absolutes Muss.
myheimat: Sie studieren Maschinenbau in München. Warum haben Sie sich gerade für diese berufliche Ausbildung entschieden?
Karl: Das werde ich natürlich oft gefragt. Wie so viele Gymnasiasten habe ich relativ lange nicht gewusst, wie es dann nach dem Abitur weitergehen soll. Nach einer Berufsberatungsstunde hatte ich dann die Auswahl auf die Studiengänge „Wirtschaftsingenieurwesen“ und „Maschinenbau“ eingeschränkt und mich für zweiteren entschieden, da es an der TU im Hauptstudium ein sehr vielfältiges Angebot an Vertiefungsrichtungen - z.B. Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt -, Fahrzeugtechnik…) gibt.
myheimat: Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit (Hobbys)?
Karl: Als Ausgleich zum Lernen im Studium mache ich sehr gerne Sport, d.h. radeln, joggen, Inlineskate fahren und hobbymäßig ein bisschen Fußball spielen. Ansonsten bin ich wahnsinnig gern in den Bergen sowohl im Sommer beim Wandern als auch im Winter beim Snowboarden.
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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