Gründung des „Athletenclubs Schrobenhausen“ Eine einmalige Entstehungsgeschichte

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Um die Jahrhundertwende gab es die Großviehmärkte, dort konnten die Landwirte ihre älteren Ochsen verkaufen und sich für weniger Geld wieder Jungochsen kaufen, die sie dann für die Feldarbeit „abrichten“ mussten. So hatte auch der Viehmarkt von Schrobenhausen eine große Bedeutung und war einer der größten Märkte in Bayern. Es waren nicht nur Viehhändler aus dem Kreis, sondern auch aus Franken, Württemberg, Schwaben und besonders aus dem Ries „die Blaukittler“ hier.

In Schrobenhausen waren jeden Donnerstag in den Monaten Januar bis in den April hinein ca. 2.700 bis 2.800 Rinder in der Innenstadt aufgetrieben und so herrschte ein reger Handel.

Der Auenzeuge und Chronist schreibt: „Heute weiß ich es nicht mehr genau, was mich in meinen jungen Jahren mehr am Viehmarkt interessierte, die verschiedenen Trachten, das noch größere Stimmengewirr (Dialekte), das mich an das babylonische Turmbauphänomen erin-nert, die Raffinesse und Kraftausdrücke im Heruntersetzen der Qualität der Tiere oder die Pfiffigkeit der heimischen Bauern.

So war es Mitte März auch wieder an einem Donnerstag; gegen 11.00 Uhr leerte sich allmäh-lich der Marktplatz und in der Nähe des Gasthofes „Zum Bräumichl“ spielte sich folgende Szene ab: „Was willst die für deine Geißböcke?“ (gemeint waren die Ochsen). Der Bauer nannte eine Summe, der Händler: „Soviel Geld, du bis ja närrisch!“ und der Händler schimpf-te weiter. Darauf sagte der pfiffige Bauer, in dem er dem Viehhändler tief in die Augen schau-te: „Mit dem Schimpfen ist nicht viel los, du bekommst die Ochsen nicht billiger – due sie-benschlauer Schwab, du! Und meine Ochsen sind prima Ochsen“. Er deutete auf den größeren und sagte: „Dem sein Vater hat als Stier einen ersten Preis bekommen! Versteht’s mich ?! Du Blitzschwab!“ Der Händler aber erwiderte noch schärfer: „Was, einen Preis, einen Preisoch-sen, mit Preisabstammung soll der sein! Ein Geißbock ist es, habe ich dir schon einmal ge-sagt!“ Der Händler weiter: „Glaub es mir! Und damit du es sehen kannst, dass ich recht habe, werde ich deinen stärkeren Geißbock mit meinen zwei kleinen Händen und mit meinen Ar-men auf den Boden schultern – weist schon, wie die Ringer.“ „Was“ schrie der Bauer, „Du schwaches Zwetschgenmanderl, Du willst meinen starken Zugochsen mit deinen Händen und sonst nichts auf den Boden zwingen – da lach ich ja! Das, wenn du kannst, due Maulaufreis-ser, dann bekommst due das Paar um 10 Mark billiger und noch fünf Maß Bier dazu!“ „Ma-chen wir die Wette – die Wette gilt!“ sagte darauf siegesgewiss der Händler. Der Bauer aber, ebenso wettgewinnsicher sagte darauf langsam und verdruckt: „Ja was bekomme ich, wenn du es nicht schaffst?“ „Dann bezahl ich dir die fünf Maß und eine Brotzeit“ erwiderte schnell der Händler. „Eingeschlagen! Gilt!“ sagten beide und reichten sich die Hände.

Bei diesem Handel hatten sich inzwischen mehrere Leute um die „Verhandler“ gescharrt und das machte jeden in seinem Standpunkt stärker.

Nun holte man von nebenstehenden Strohballen etwas Stroh, um es auf dem Boden auszu-streuen, damit der Ochse nicht verletzt wurde – sollte er zu Fall kommen! Als der Händler zur Tat schritt, zog er seinen Mantel und die Joppe aus, krempelte die Hemdsärmel hoch und sie-he da: Ein paar riesige, starke Bizeps und Muskeln zeigten sich. Das Zutrauen zum Vorhaben des Händlers wuchs zusehends. Mit festem Schritt, gleich einem Gladiatoren, schritt der Händler zu dem großen, ungleichen vierbeinigen Gegner, fasste mit gekreuzten Armen des Ochsens Hörner und mit einem gewaltigen Ruck riss er die Hörner, den Kopf des Ochsens so stark nach rechts abwärts, dass mancher der Zuschauer schon befürchtete, er reißt dem Och-sen den Kopf ab. Der Körper des rund 15 Zentner schweren Tieres schwankte, die Füße ent-glitten dem Boden und der Ochse lag strampelnd auf der Strohmatte. Noch nicht genug, der muskulöse Mann ließ nicht nach und rief zwischen den fletschenden Zähnen hindurch: „Auf den Rücken musst du Geißbock!“ Der Ochse drehte sich noch mehr, berührte mit dem Rücken den Boden und kullerte auf die andere Seite. Ein ungeheures lautes Stimmengewirr und ein „Bravo“ hallten durch den ganzen Markt. Alles war voll der Begeisterung einer solchen Tat, und überall in den Gasthöfen erzählte man von dieser herkulisischen Begebenheit.“

Wer war der starke Mann?? Wie heißt der Händler? Wo ist er her? Und noch viele Fragen gab es.

Unter den Zuschauern befand sich der damalige Stadtbaumeister Lorenz Krammer und ihm war der Viehhändler aus Augsburg schon längst bekannt als der beste Augsburger Ringer und Gewichtheber. Die Wette wurde im „Bräumichl“ eingelöst und gefeiert. In dieser Begeiste-rung taten sich einige Schrobenhausener zusammen und baten den „Herkules“ aus Augsburg, er möge ihnen doch in der „Kunst“ des Kraftsportes Unterricht geben, und so brachte er schon eine Woche später eine Hantel mit nach Schrobenhausen. Von da an traf man sich jeden Don-nerstagabend zum „trainieren“ und bald war schon die Idee, einen eigenen Schwerathletik-Club zu gründen, geboren und wurde bereits nach kurzer Zeit in die Tat umgesetzt.
Die Gründung des „Athletenclubs Schrobenhausen“ erfolgte im Gasthaus „Zum Unterbräu“ und die Vorstandschaft bestand damals aus den Herren Lorenz Krammer und Ruppert Gott-lieb.

Durch intensives Training erreichten die Schrobenhausener Athleten bald überdurchschnittli-che Leistungen. Waren es ja auch überwiegend die Bräu- und Müllersburschen mit sehr viel „Naturkraft“, die sich dem Schwerathletiksport verschrieben hatten, wo dem Gewichtheben sehr bald auch das Ringen folgte. So schreibt der Chronist von einem Karl Rast, der einarmig 200 Pfund zur Hochstrecke schraubte.

Bereits im Jahre 1897 fand in Schrobenhausen die erste Bayerische Meisterschaft im Ringen und Gewichtheben statt.

Leider sind uns die errungenen Titel aus der Zeit vor 1947 nicht bekannt, so dass wir mit Si-cherheit mehr als 106 Bayerische Meistertitel verzeichnen können.

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Meisterschaftsfeier
Bürgerreporter:in:

Alexander Aschenbrenner aus Schrobenhausen

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