Europameisterschaften der Senioren im Gewichtheben 1994 in Schrobenhausen

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Vorbereitungen, Hintergründe, Daten, Analysen, Rückblicke …

1992 wurde der Bundesverband Deutscher Gewichtheber (BVDG) von der European Masters Federation (IWF – Masters) beauftragt, 1994 die Europameisterschaften der Senioren im Gewichtheben, in Deutschland auszutragen. Im Dezember 1992 veröffentlichte der BVDG in der „ATHLETIK“ die Ausschreibung der Austragung der EM der Senioren in Deutschland. Aufgerufen waren alle Deutschen Gewichthebervereine, welche an einer Austragung interessiert waren.

Die Idee für die Bewerbung zu der Durchführung der Europameisterschaften der Senioren in Schrobenhausen entstand in einem kleineren Kreis, am Ende der Weihnachtsfeier 1992. Die Bewerbung ging noch in den letzten Dezembertagen (Meldeschluss war der 31.12.) an den Bundesverband.

Ende Januar 1993 erhielt ich vom BVDG die Nachricht, dass der AC Olympia in der engeren Auswahl der „Kandidaten“ stand. Weitere Anforderungen wurden an die Bewerber gestellt. Mit Schreiben vom 14. April 1993 erhielt ich vom Bundesverband folgende Mitteilung: …. Der Vorstand des BVDG hat in seiner Sitzung vom 05. April 1993 den

AC Olympia Schrobenhausen v. 1895 e.V.

die Durchführung der EM der Senioren 1994 übertragen. Für die Organisation der Veranstaltungen wünschen wir Ihnen und allen Beteiligten bereits heute viel Erfolg.

Das war der Auftakt für eine Gewichtheberveranstaltung, mit den meisten Teilnehmern, die jeweils rund um den Erdball stattgefunden hat. Und wie kam es dazu?

Zunächst ist festzustellen, dass die EM der Senioren offene Meisterschaften sind und bisher von den nationalen Verbänden nicht besonders gefördert wurden. Bisher sind keine Normen bzw. Begrenzungen der Meldungen vorgegeben; hinzukommt, dass diese Meisterschaften bei den Seniorenhebern immer mehr an Beliebtheit hinzubekommen haben. Trotz allem bestand die Möglichkeit, mit viel Werbung und Informationen noch mehr Senioren zur Teilnahme zu motivieren. Am ersten Tag der Zusage des BVDG galt es, die bis dahin gemachten Überlegungen – wie so was in Schrobenhausen und überhaupt ablaufen könnte – in die Tat umzusetzen. Die bisher gemachten Erfahrungen mit der Organisation von Einzelmeisterschaften auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene kamen uns sehr zugute. Nach dem Einholen von einigen Informationen, beschäftigte mich sehr bald die Frage, warum von den 43 europäischen Ländern (Israel gehört „sportlich“ zu Europa), bisher nur 15, 16, 17 oder 18 an den Start gingen? Wie können die „restlichen“ Nationen angesprochen und motiviert werden?

Ca. 6 Wochen nach Eintreffen des „Auftrages“ vom BVDG, fand in Sokolow (CZ) die EM der Senioren von 1993 statt, eine Anwesenheit einer kleinen Lenbachstädter Delegation in Sokolow war „Pflicht“. Dabei konnten wir unsere bis dahin gemachten Vorstellungen, bei der Sitzung des EM-Masters-Verband, dem Präsidium und den anwesenden Nationen darstellen. Ein weiterer Schlüssel zu dem großen Meldeergebnis, waren mit Sicherheit, die in Sokolov in 6 Sprachen verteilten 400 Flugblätter, welche bereits mit dem Datum und einigen Informationen versehen waren, die über die im darauf folgenden Jahr in Schrobenhausen stattfindenden Europameisterschaften informierten; zugleich waren sie mit einer starken Portion Werbung für das 1200jährige, altbayerische Städtchen mit Stadtmauer und Türmen, rund 70 km von München entfernt, versehen.

Aus sicheren Quellen ist mir bekannt, dass unser „Flugblatt“, das in 6 Sprachen verfasst war, im September 1993 bei den Weltmeisterschaften der Senioren in Perth (Australien) munter verteilt und für die EM 1994 in Schrobenhausen stark geworben wurde.

Meinem Sportfreund Vaclav Peterka aus Prag, der der russischen Sprache „mächtig“ ist, habe ich gebeten, bei allen russischen Sportlern, Vereinen und Verbänden auf die bevorstehenden Meisterschaften in Schrobenhausen hinzuweisen und dafür zu werben. Dies setzte Vaclav bei den Weltmeisterschaften der Aktiven, im November 1993, bereits in die Tat um.

Er schrieb mir aus Australien und teilte mir auf einer Ansichtskarte folgendes mit: „Lieber Andreas …. „jeder russische Gewichtheber, der mir hier bei dieser WM begegnet, bekommt von mir die Reklame (gemeint war das Infoblatt in 6 Sprachen) für Eure Wettkämpfe im nächsten Jahr in Schrobenhausen“ ….. So waren nun zum ersten Mal bei den EM der Senioren, auch Sportler aus der Ukraine und Weißrussland am Start (Russland hatte gemeldet, war aber nicht angetreten). Im November 1993 verschickte ich an alle Europäischen Gewichtheberverbände eine Ausschreibung/Richtlinien über die Vorgaben/Ablauf der Meisterschaften in Schrobenhausen. Hier musste ich eine herbe Enttäuschung durch den Bundesverband erfahren; der Verband übernahm nicht einmal den Versand, der ihm von mir zugesandten Ausschreibung; ich musste mir vielmehr sogar noch selbst die Anschriften der Europäischen Verbände besorgen. Für mich war es eigentlich logisch, dass auf Europäischer Ebene von Verband zu Verband korrespondiert wird. Vielleicht kam uns als Ausrichter dieser Umstand aber auch entgegen, denn so konnte ich den nationalen Verbänden weitere Informationen und Werbung für diese Meisterschaften in Schrobenhausen „mit beipacken“.

Das Ergebnis war: Es meldeten sich für die EM in Schrobenhausen insgesamt 30 Nationen mit 616 Teilnehmerinnen, eine bis dahin nie dagewesene Zahl; unser Ziel war, ein Meldeergebnis von ca. 420 bis 450 Athleten zu erreichen. In Schrobenhausen gingen von den 616 Gemeldeten, genaue 470 an den Start. Für das Ausbleiben gibt es mehrere Gründe, zum einen ist der Meldeschluss rund 3 Monate vor den Meisterschaften –in diesem langen Zeitraum passieren doch einige Veränderungen, die eine weite Reise nicht mehr zulassen (Verletzungen, Frau erkrankt, Urlaubssperre, u.v.m.).

Als Vergleich, bei der Olympiadestarten an 8 – 10 Wettkampftagen ca. 250 Athleten, ebenso sind es bei einer WM/EM der Aktiven rund 180 – 200 Teilnehmer.

Eine Mammutveranstaltung, wie sie in Schrobenhausen über die Bühne ging, bedarf einiges an Vorbereitungen. So traten auch unvorhersehbare Probleme auf, wie z.B. Ausreisevisa für die Sportler aus ihren Heimatländern (Bulgarien, Restjugoslawien, Ukraine und Weißrussland), Ausreise- und Durchreisevisa (Albanien). Es sind also noch längst nicht alle „Schranken“ abgebaut.

Aus diesen und ähnlichen (zeitlichen) Gründen, musste sehr viel mit Fax gearbeitet werden. So gingen Schreiben mit Fax rund 82.000 Entfernungskilometer an verschiedene Städte (Botschaften) und Länder und dies überwiegend nach mitternächtlicher Stunde, da um diese Zeit schneller eine Verbindung zustande kam.

Ca. 2300 Telefongespräche, zu allen möglichen Vorgängen waren notwendig, ca. 1.200 kg Papier wurden verarbeitet – der Löwenanteil wurde für das Programmheft benötigt -. Die Eingabe von Daten in den PC (durch X. Fischer und R. Huber) erforderte Wochen an Zeitaufwand; alles in allem mussten in der Vorbereitungszeit ca. 16.500 Vorgänge bearbeitet werden. Weitere X-tausend Vorgänge mussten von rund 60 Funktionären und Helfern bei der Durchführung der Meisterschaft bewältigt werden. Zum Vergleich: Bei der EM 1993 in Sokolov waren bei ca. 320 Teilnehmern, 90 Funktionäre und Helfer im Einsatz!!

Insgesamt mussten in der Region Schrobenhausen und Umgebung 1.800 Übernachtungen organisiert werden. Mancher Hotelier schüttelte den Kopf und fragte, wie denn das zu schaffen sei –aber wie man weiß, klappte es -.

Weitangereiste Teilnehmer: Die Delegation aus Kiew mit 25 Personen war mit dem Omnibus 34 Stunden unterwegs, ehe sie Schrobenhausen erreichten. Die Sportfreunde aus Litauen nahmen eine zweitägige Busreise auf sich, um das erste Mal an den Masters teilzunehmen. Der ehemalige Olympiateilnehmer (Rom 1960 und Tokio 1964) Peter Vitanov Tatchev aus Bulgarien, wollte die Reise zur EM so preisgünstig wie möglich gestalten, benötigte dadurch mit dem Zug und Bus 2 ½ Tage für die Anreise nach Schrobenhausen. Die Israelis kamen „geflogen“, der AC Olympia richtete einen Pendelverkehr zum Flughafen ein.

Insgesamt fuhren unsere fleißigen Fahrer vom Fuhrpark“ Erich Dier und Erwin Nowak rund 5.500 km um die Teilnehmer zum Flughafen, zu den Bahnhöfen Augsburg, München und Ingolstadt, sowie die „Bahnfahrer“ in ihre Hotels und zur Wettkampfstätte zu bringen.

Von den ehemaligen Olympiateilnehmern und Goldmedaillengewinnern waren am Start: Zbigniev Kaczmarek (ehemals Polen, startet jetzt mit deutschem Pass), Ymer Ferid Pampuri (Albanien) und Valery Shariy (Minsk/Weißrussland); der Olympiasieger von Mexico City legte auch Hand an, als im Park von „Dreilinden“, der „Baum der 30 Nationen“ zur Erinnerung an die EM 1994 in Schrobenhausen, gepflanzt wurde.

Mit einem beeindruckenden Bild, den Abschluss der EM der Frauen bzw. des „Großen Preises von Deutschland“ für Frauen gingen die Wettkämpfe zu Ende; als Fazit kann man nur feststellen: Die Mühen haben sich mehr als gelohnt!!!

Weltrekord – größte Gewichtheberveranstaltung
die jemals rund um den Erdball stattgefunden hat!
Warum sind so viele Teilnehmer in Schrobenhausen am Start?

Mitte März 1993 erhielt der AC Olympia Schrobenhausen über die European Masters Federation (IWF – Masters) vom Bundesverband Deutscher Gewichtheber (BVDG) den Auftrag, die Europameisterschaften 1994 der Senioren im Gewichtheben in Schrobenhausen auszurichten.

Kaum war die Post mit dem Auftrag der Austragung in Schrobenhausen eingegangen, schon wurden Pläne geschmiedet und Eckdaten festgelegt. Auch dachten die „Organisierer“ dieser EM 1994 vom AC Olympia Schrobenhausen daran, wie man diese offenen Meisterschaften zum größten „Hebertreff“ der jemals auf der Welt stattgefunden hat, werden lassen könnte. So wurde bereits Mitte Mai 1993 bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften in Roding die Werbung zur Teilnahme an der Senioren-EM in der altbayerischen Kleinstadt Schrobenhausen in Gang gesetzt. Es sollte ja die bisher höchste Teilnehmerzahl von 411 Aktiven, die bei der EM 1990 erreicht wurden, übertroffen werden.

Mittels einer weiteren Werbung durch 400 Informationsblätter in 6 Sprachen bei der EM 1993 in Sokolov/Tschechien wurde die Werbetrommel nochmals sehr stark gedreht.

Selbst bei der Weltmeisterschaft der Senioren im Spetember 1993 in Newnan/Atlante i nden USA und im November bei den Weltmeisterschaften der Aktiven in Melbourne/Australien hatten wir unsere „Werber“ eingesetzt.

So rechneten wir mit 450, aber auch die Traumgrenze von 500 Teilnehmern wurde ins Kalkül gezogen.

Dass es jedoch 600 und mehr Teilnehmer werden könnten, daran haben wohl selbst die größten Optimisten nicht gedacht.

Zu diesem großartigen Meldeergebnis tragen sicherlich auch die guten Verbindungen durch die Freundschaftskämpfe mit bei, die der AC Olympia Schrobenhausen mit vielen ausländischen Mannschaften in den letzten 20 Jahren ausgetragen hat; darunter sind u.a. auch Antwerpen, Auswahl – Luxemburg, Prag, Wien, Möding/Österreich, Rorschach/Schweiz, Frankreich und Kecskemet/Ungarn. Aus diesen Begegnungen finden wir wieder Namen in unserer Meldeliste zur EM 1994 in Schrobenhausen – wirklich eine tolle Sache!

Bürgerreporter:in:

Alexander Aschenbrenner aus Schrobenhausen

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