Diese Goachattrasse lehne ich ab
Die Schrobenhausener SPD schickt Godehard Herzberger in den Bürgermeisterwahlkampf 2006. Der 53-jährige Geschäftsführer einer Münchner Firma im Bereich Automotiv soll für die Sozialdemokraten das Amt des Stadtoberhaupts erobern. Der politische Quereinsteiger sieht es als "großen Vorteil", dass ihm der politische Stallgeruch fehle. "Vollkommen unbelastet" gehe er deshalb in die Wahlauseinandersetzung, so Herzberger. Unser Redakteur Joachim Meyer sprach mit dem SPD-Kandidaten über die komplizierten Mehrheitsverhältnisse im Schrobenhausener Stadtrat, die Anbindung an den überregionalen Verkehr, das umstrittene Thema "Goachattrasse" und seine kommunalpolitischen Zielvorstellungen.
schrobenhausener: Herr Herzberger, sollten Sie tatsächlich zum Stadtoberhaupt in Schrobenhausen gewählt werden, dann haben Sie es als SPD-Politiker mit komplizierten Mehrheitsverhältnissen im Stadtrat zu tun. Ihre Partei verfügt über lediglich 5 Sitze in diesem Gremium. Keine idealen Voraussetzungen, um "durchzuregieren", oder?
Godehard Herzberger: In zwei Jahren, nach der Kommunalwahl, kann es wieder ganz anders aussehen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass eine absolute Mehrheit der Sitze nicht unbedingt zu einer guten Kommunalpolitik führt. In meiner Arbeit muss ich immer wieder verhandeln, Kompromisse suchen und Lösungen finden, die allen Beteiligten gerecht werden.
schrobenhausener: Kommen wir zu den einzelnen Politikfeldern. Die Anbindung an den überregionalen Verkehr ist ein wesentliches Standortkriterium. Ist Schrobenhausen aus Ihrer Sicht gut positioniert, was dieses Thema anbelangt oder sehen Sie in diesem Bereich noch Verbesserungsmöglichkeiten?
Godehard Herzberger: Es gibt immer Verbesserungsmöglichkeiten. Die Frage ist, welches Ziel hat sich Schrobenhausen gesetzt, und mit welchen Mitteln komme ich diesem Ziel am nächsten. Dabei stellt sich die Frage, ob die Ziele der Stadträte auch wirklich den Zielen der Bevölkerung entsprechen. Die Ziele haben sich die Schrobenhausener in der so genannten CIMA Studie im Jahr 2000 erarbeitet. Leider ist diese Studie in den Schubladen verschwunden. Im Wesentlichen werden nur einzelne Projekte verfolgt, die aber losgelöst vom Gesamtkonzept nicht zu den von den Schrobenhausenern gewünschten Ergebnissen führen. Aber auch nicht alles, was in dieser Studie angedacht wurde, kann sich Schrobenhausen leisten. Wir müssen uns immer wieder, genau wie in einem Wirtschaftsunternehmen, die Fragen stellen: Was kostet die Maßnahme? Was bringt sie? So ist Schrobenhausen von der Lage her gut positioniert im Wirtschaftumfeld München-Augsburg-Ingolstadt. Über die Anbindung an diese Regionen muss unter den vorher genannten Eingangsgrößen besser nachgedacht werden.
schrobenhausener: Ein besonders heikles Thema ist der geplante Straßenbau südwestlich der Stadt. Die so genannte "Goachattrasse" werde das Flusstal quer durchschneiden und zerteilen. Bereits die Bauphase sorge für "irreversible Zerstörungen der speicherfähigen Moor- und Gleyeböden" durch Drainagen, Grundwasserabsenkung und Verdichtung, mit allen negativen Einflüssen auf Grund- und Flusswasser sowie die Vegetation. Die Trasse sei eine "steuergeldfinanzierte Naturzerstörung mit marginaler Verkehrswirksamkeit". Welche Haltung nehmen Sie zu diesem Thema ein?
Godehard Herzberger: Seit Jahren vertritt die SPD, aus vielen auch hier von Ihnen genannten nachvollziehbaren Gründen, die Einstellung, dass diese Goachattrasse abzulehnen ist. Auch oder gerade wegen der vorher genannten Gesichtspunkte - was kostet die Maßnahme und was bringt sie - muss man die beiden entlastenden Umgehungstrassen miteinander vergleichen. Mit der Ostumgehung würden wesentlich mehr Anlieger entlastet. Sie ist eine „Staatsstraße“, die vom Freistaat Bayern bezahlt wird. Dagegen müsste die Stadt Schrobenhausen den größten Teil der Goachattrasse selber tragen. Mit Blick in die Zukunft, sehend, dass sich auch auf dem ehemaligen YTONG-Gelände neue Investoren niederlassen, wird dieser Ostumgehung noch mehr Bedeutung zukommen. Deshalb war es meiner Meinung nach unverantwortlich die Ostumgehung in der Prioritätenliste des Freistaates Bayern zurückzustufen. Ich werde mich vorrangig dafür einsetzen, diese Maßnahme rückgängig zu machen, um so schnell wie möglich eine Entlastung für die betroffenen Bürger herbeizuführen, zumal diese Maßnahme Schrobenhausen wesentlich weniger kostet.
schrobenhausener: Für welche kommunalpolitischen Ziele wollen Sie sich in Schrobenhausen einsetzen?
Godehard Herzberger: Für mich gilt es, auch für Schrobenhausen generationenübergreifende Konzepte zu entwickeln. Ein weiteres Feld ist die Wirtschaftspolitik. Arbeitsplätze sind verloren gegangen. Die gilt es wieder aufzubauen. Hierbei muss auch die Außenwirkung von Schrobenhausen berücksichtigt werden. Es muss Schluss sein mit den unerfreulichen Schlagzeilen! Nur wenn eine Stadt Ihren Bewohnern ein attraktives Umfeld bietet, wird sie auch einwohnermäßig wachsen. So sollte man auch über Konzepte nachdenken, wie z. B. Prämien für die, die Unternehmen nach Schrobenhausen bringen. Ebenso muss darüber nachgedacht werden, ob die Unternehmen "belohnt" werden sollen, die Arbeitsplätze schaffen. Allerdings mit der Maßgabe, dass bei Verlagerung der Firma die Fördermittel an die Stadt zurückzuzahlen sind. Der Tourismus ist für Schrobenhausen ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Hier gilt es, ergänzende Attraktionen aufzubauen zu dem zeitlich begrenzten Werbeträger "Spargel" und zum Malerfürsten Lenbach, der schließlich ebenfalls ein begrenztes Publikum anspricht.
schrobenhausener: Herr Herzberger, vielen Dank für dieses Gespräch.
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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