Bischof Müller wird Chef der Glaubenskongregation
Papst Benedikt XVI. holt sich den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller auf den Posten der Glaubenskongregation.
Zuerst die Frage: Was ist eine Glaubenskongregation und welchen Zweck hat sie zu erfüllen?
Um die Kirche vor Irrlehren zu schützen wurde diese Vatikan-Behörde 1542 von Papst Paul III. gegründet. Als wichtigste Einrichtung im Vatikan ist sie Nachfolgerin der Heiligen Inquisition, die auch zur Zeit der Hexenverfolgung eine maßgebliche Rolle gespielt hat. Mit Gewalt sollte die Reinheit des Glaubens gegen Kirchenkritiker verteidigt werden. Auch ein Martin Luther stand als Ketzer vor dieser Inquisition und musste um Leib und Leben bangen. Wir kennen seine Geschichte.
Die Glaubenskongregation besteht aus 23 Mitgliedern. Dies sind Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe aus 17 Ländern, die dem Papst beratend zur Seite stehen.
Einem ernstzunehmenden Kirchenmann wie dem Theologen Hans Küng wurde 1979 von der Glaubenskongregation die kirchliche Lehrbefugnis entzogen, als er sich im Meinungsstreit mit seinem damaligen Studienfreund, dem jetzigen Papst, befand. Hans Küng sagt zur Ernennung von Bischof Gerhard Ludwig Müller folgendes:
"Als Pfräfekt der Glaubenskongregation ist dieser bornierte Scharfmacher fehl am Platz. Eine katastrophale Fehlbesetzung. Konflikte in der von Skandalen geschüttelten Kirche sind mit Müllers Ernennung vorprogrammiert."
Bischof Müller gilt als Hardliner unter den Bischöfen selbst. Im "Münchner Merkur" konnte man dazu lesen:
"Grundlegende Reformen in der katholischen Kirche lehnt der 64-Jährige ab. Er ist strikt gegen Frauen im Priesteramt und gegen eine Lockerung des Zölibats. Gegenüber Kritikern nimmt er kein Blatt vor den Mund. Auf dem diesjährigen Katholikentag in Mannheim bezeichnete er Roformgruppen in der katholichen Kirche als "parasitäre Existenzform", die selbst nichts zustande bringe."
Wichtige, innerkirchliche Gremien schaffte Bischof Müller auf dem Höhepunkt seiner bisherigen Karriere kompromisslos ab. Dekanatsräte wurden durch "passendere" Personen ersetzt und nach seinen Wünschen ausgetauscht. Menschen aus seinem Arbeitsumfeld beschreiben ihn "als schwer berechenbar". Dazu vermerkt der "Münchner Merkur" in seiner heutigen Ausgabe:
"So sieht er anders als viele seiner Bischofskollegen etwa beim Thema sexueller Missbrauch durch Priester keine Verantwortung der Kirche." - "Wir haben keinen umfassenden Missbrauchskomplex, sondern wir haben verteilt über Jahrzehnte Einzelfälle." (Originalton Bischof Müller)
Dabei hatte gerade sein eigenes Bistum den Menschen verschwiegen, was im sogenannten "Riekofener Missbrauchsskandal" unter den Tisch gekehrt werden sollte. (Dazu siehe auch nachfolgenden Link)
http://www.merkur-online.de/lokales/stadt-muenchen...
Mit der Ernennung des Bischofs zum obersten Glaubenshüter ist ein vorläufiger Akt abgeschlossen. Allerdings könnte bald erkennbar werden, ob der bisherige Führungsstil des Bischofs nicht eher neue Kirchenaustritte bewirkt.
Dazu abschließend noch ein Wort in eigener Sache: Mein Kirchenaustritt vor vielen Jahren findet mit Bischof Müller in die Glaubenskongregation seine erneute Bestätigung.
Text u. Bild Heidi K.
Textpassagen teilweise aus Münchner Merkur v. 03.07.2012
Bürgerreporter:in:Heidi K. aus Schongau |
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