Wichteleien und Unfug
Die Klinik Wichtel
Jondo und Jari waren letzte Woche dem Mädchen aus Bad Honnef heimlich ins Krankenhaus gefolgt.
Wollten sie ihren Auftrag vom Oberwichtelrat doch erfüllen. Dieser lautete schließlich "Wichteln bei Familie W. in Bad Honnef '.
So hatten sie es sich unter einem großen Sessel der Sitzgruppe im Flur des Krankenhauses gemütlich gemacht. Eine Windel diente ihnen als Matratze.
"Jondo, meinst du wir sollen mal ein wenig Unfug machen? Ich habe Langeweile."
Jondo blickte von einer Zeitschrift auf, die er auf dem Tisch in der Sitzecke gefunden hatte.
"Ich lese hier gerade es gibt Klinik Clowns. Diese erfreuen Kinder im Krankenhaus . Wir können das sicher auch " , beantwortete er die Frage seines Wichtelbruders Jari.
Dieser lachte und meinte dann wären sie wohl Klinik Wichtel, statt Klinik Clowns.
Im Zimmer des Mädchens packte die Mutter gerade ihre Sachen, denn sie sollte bald entlassen werden.
Das Mädchen aber musste bis zur Genesung noch etwas bleiben.
Irgendwie fand das Mädchen das gar nicht lustig. Jondo und Jari hörten das Gespräch der Beiden , welches durch die offene Zimmertür auf den Flur drang.
Jari murmelte, das sei aber doof.
Jondo nickte bekräftigend.
Da musste unbedingt etwas Unfug her, das war doch ganz klar.
Als am Abend das Abendessen kam, tauschten die Wichtel im Flur alles aus. So bekam jeder Patient etwas was er gar nicht haben wollte.
Die Servicekraft war kurz vor dem wahnsinnig werden. Immer wieder betonte sie , sie verstehe das alles nicht.
Auch das Mädchen bekam statt Weißbrot, Schwarzbrot und statt Marmelade hatte sie Teewurst.
Im Kakao schwamm eine kleine Scheibe Salami und obenauf lag noch ein kleines Gürkchen.
Jondo und Jari fanden es lustig.
Das Mädchen eher weniger.
"Sie lacht ja gar nicht Jondo!" murmelte Jari.
"Wir müssen uns was richtig aufregendes einfallen lassen. Etwas wo das ganze Stadion drüber lacht."
"Stadion? Du meinst Station!"
"Sag ich doch."
In der Nacht als die Nachtschwester wieder ihre Runde drehte, kamen die zwei Wichtel aus ihrem Versteck und schlichen über den Flur. "Ich hab eine Idee. Wir vertauschen die Namensschilder auf den Schwesterkitteln mit denen der Ärzte. Und dann stellen wir alle Uhren eine Stunde vor . Die Nachtschwester wartet dann darauf wo die Tagschwester bleibt. Und wir kleben die Joghurtbecher auf die Frühstücksteller fest ."
"Ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist."
"Doch, doch. Eine ganz hervorragende Idee."
Jari ließ sich von seinen Ideen nicht abhalten und rannte los.
Jondo folgte ihm mit einem Kopfschütteln.
Zuerst tauschten sie die Schilder aus , dann stellten sie alle Uhren vor und klebten die Joghurtbecher fest.
Sie schauten noch in den verschiedenen Zimmern vorbei, damit sie auch dort ein wenig Unfug treiben konnten.
Bei einem Jungen stand ein kleiner Roboter auf dem Nachttisch.
"Komm den nehmen wir mit!"
Wenig später marschierte der Roboter über den Flur zum Zimmer des Mädchens. Jondo drückte die Tür auf und der Roboter ging hinein.
Das Mädchen wachte auf und sah den Roboter. "Oh, du hast mich ja vielleicht erschreckt. Wo kommst du denn her, so mitten in der Nacht?"
Da der Roboter nicht reden konnte nahm das Mädchen ihn hoch und betrachtete ihn. "Los sag schon, woher kommst du?"
Kichernd schauten die beiden Wichtel aus ihrem Versteck zu.
Das Mädchen stellte den Roboter auf ihren Nachttisch und schlief alsbald wieder ein.
"Und jetzt?" fragte Jari
"Jetzt werden wir den zurückbringen, damit sie denkt sie habe alles nur geträumt."
Gerade als sie dabei waren den Roboter vom Nachttisch zu heben, ertönte im Flur die Alarmglocke, die nach der Nachtschwester rief.
Ein lautes Geheule erklang , gefolgt von einem "Mein Robby wurde gestohlen!"
Die Nachtschwester eilte herbei und versuchte den Jungen, von dem das Geschrei kam ruhig zu stellen.
"Dein Roboter ist verschwunden? Komisch bei meiner ersten Runde war er noch da."
Der Junge heulte nur noch lauter.
"Wir werden ihn finden. Aber sei bitte ruhig, du weckst hier ja alle auf."
Jari sagte zu Jondo , der Junge lüge, denn Robby sei doch gar nicht gestohlen, sondern noch hier.
Da schlug das Mädchen die Augen auf und blickte auf Robby. "Ha, du bist ja wirklich hier. Hab ich das also gar nicht geträumt."
Die Nachtschwester suchte indessen überall nach dem Roboter und kam auch in das Zimmer des Mädchens.
"Also das ist jetzt aber gar nicht nett von dir, einfach den Robby zu mopsen."
"Was? Wieso mopsen? Der ist einfach hergekommen, rein marschiert, ganz alleine."
"Ja sicher und ich bin hinterhergeflogen mit Schmetterlingsflügeln. Also das finde ich unmöglich von dir. Du kannst nicht einfach Sachen aus anderen Zimmern holen."
"Hab ich doch auch nicht!" begehrte das Mädchen auf.
Wortlos nahm die Nachtschwester den Roboter und brachte ihm den laut weinenden Jungen zurück.
Das Mädchen konnte nun nicht mehr schlafen, denn es war zu unrecht beschuldigt worden.
"Diese doofe Schwester! Glaubt mir einfach nicht." schimpfte sie lautstark.
Jondo und Jari hatten alles mitbekommen und waren sehr erschrocken darüber.
"Wir müssen das klar stellen. Sie ist traurig und der Junge war auch traurig."
"Meinst du wir haben Mist gebaut?"
"Mega Mist. Klinik Wichtel Obermist!"
"Dann lass uns einen Brief an jeden schreiben."
Liebes nettes krankes tolles Mädchen,
wir wussten nicht dass der Robby dem Jungen so wichtig ist. Wir wollten dir nur eine Freude machen. Bei dir zu Hause ist es viel einfacher zu wichteln. Hier im Krankenhaus muss man immer aufpassen ob es richtig oder falsch ist.
Lach doch wieder und wenn du gleich den Joghurtbecher nicht vom Teller bekommst, nicht böse sein, waren auch wir.
Jondo und Jari, zwei verzweifelte Klinik Wichtel
Sie schoben den Brief unter die Tür durch und dann schrieben sie auch dem Jungen einen Brief.
Hallo Junge,
Tschuldigung, wollten nur Quatsch machen. Der Robby ist ja jetzt wieder da und du nicht mehr traurig.
Die Klinik Wichtel, Jondo und Jari
Auch diesen Brief schoben sie unter der Türe durch.
Die Nachtschwester war mittlerweile im Schwesternzimmer und sah auf die Uhr. "Oh, schon so spät. Gleich kommt schon Schwester Gaby zum Frühdienst."
Doch diese kam nicht. Immer und immer wieder blickte die Nachtschwester auf die Uhr.
Schwester Gaby kam pünktlich wie immer zum Dienst, griff in ihren Schrank und zog ihren Kittel an.
Dann ging sie ins Schwesternzimmer. Die Nachtschwester deutete auf die Uhr.
"Ich warte schon seit einer Stunde!"
"Was? Wieso? " Schwester Gaby blickte auf ihre Armbanduhr.
Sie blickte den Flur entlang und auch diese zeigte die gleiche Uhrzeit wie die im Schwesternzimmer.
"Oh! Entschuldige, das hab ich nicht bemerkt. Meine Uhr ...."
Weiter kam sie nicht, denn die Nachtschwester schaute auf Schwester Gabys Namensschild.
"Heute scheint nicht dein Tag zu sein. Seit wann bist du Schwester Laura?" Dabei deutete sie auf Gaby's Namensschild.
Diese schaute ebenfalls darauf.
"Oh, wie kann das denn?"
Die Nachtschwester war mittlerweile genervt nach Hause gegangen.
Aber in der Klinik ging es heute drunter und drüber. Doktor Lang hieß plötzlich Doktor Klein und Schwester Isolde trug den Namen Pfleger Michi.
"Irgendwer hat uns einen Streich gespielt" bemerkte Doktor Lang.
"Wenn ich den erwische, der schrubbt die Fugen im Badezimmer mit der Zahnbürste."
Jondo und Jari hörten dies und lachten. "Die Zahnbürste ist doch zum Zähne putzen da! Der weiß das wohl nicht."
Aber irgendwie waren die Zwei auch ein wenig kleinlaut. Denn im Krankenhaus alles durcheinander zu bringen war einfach nichts für so zwei Hauswichtel, wie Jondo und Jari es nun mal waren.
Das Mädchen hatte mit ihren Eltern telefoniert und von dem Brief erzählt. Die Mutter sagte, sicher wollten die beiden nur für etwas Spaß im Krankenhaus sorgen.
Auch der Junge hatte von dem Brief erzählt. Und er hatte sich fest vorgenommen in der nächsten Nacht wach zu bleiben, um die Klinik Wichtel auf frischer Tat zu ertappen.
Dies alles hatte in der Ferne der Oberwichtelrat auf seinem Sternenschirm gesehen. So kam es das die Wichtel auf Befehl des Oberwichtelrats nach Bad Honnef zurückkehren mussten, damit sie dort auf das Mädchen warteten.
(EvL, 2024)
Bürgerreporter:in:Elisabeth van Langen aus Köln |
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