Die EU will die Plastiktüten verbieten - sind es nicht Plastetüten?

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Zur deutschen Rechtschreibung in einigen deutschen Bundesländern im Jahre 2013

Als Unterstufenlehrer begann ich am 1. September 1961 meinen Dienst in der heutigen Türmchenschule in Rostock – Reutershagen und übernahm eine zweite Klasse. Ich musste schnell feststellen, das richtige Schreiben ist gar keine leichte Angelegenheit für die Schüler. Als Erwachsener geht man schlechthin davon aus, es ist doch ganz einfach die Wörter zu schreiben, wenn man sie spricht. Doch weit gefehlt, einfachste Wörter wurden von den Schulkindern falsch geschrieben, weil sie nicht verinnerlicht waren und als Schriftbild nicht vom Gehirn erfasst worden waren.
Nun hatte ich eine hervorragende Konsultantin, die langjährig erfahrene Unterstufenlehrerin Edith Meese, die mit großer Geduld und kritischen Hinweisen mein didaktisches Eindringen in die Vorstellungskraft der Kinder unterstützte. Sie ließ nicht locker, um mich immer wieder auf Fehler aufmerksam zu machen, denn unter ihrer pädagogischen Führung waren schon einige Schülergenerationen zum richtigen und schönen Schreiben geführt worden. Diese werden sich dessen nicht mehr bewußt sein, doch richtiges Schreiben gehörte zum beruflichen Erfolg und zeichnet sie noch heute aus.

Um es bei einem Beispiel zu belassen und weil es zum Thema ausgezeichnet passt, will ich nur die Arbeit an der Tafel hervorheben. Sie machte mir sehr eindringlich klar, niemals ein falsch geschriebenes Wort an der Tafel stehen zu lassen. Die Kinder sollten es sich als Schriftbild erst gar nicht einprägen können. Ich habe es mir sehr zu Herzen genommen und für mein Lehrerleben zum Prinzip gemacht, auch in anderen Fächern darauf zu achten und erinnere mich gerne an die Sorgfalt der Zeitungsredaktionen in den „verflossenen 40 Jahren“, Fehler durch die Korrektoren erst gar nicht zuzulassen. Heute eine vernachlässigte Größe, weil mit Geld verbunden. An die Leser denkt dabei keine Redaktion.
Ich komme nun zu meinem Anliegen, der heutigen Rechtschreibsituation und Reformen, die es in einigen Bundesländern dazu gibt. Ich verfüge nur über gelesene Aussagen und Gehörtes; so soll in Bayern und Hamburg der Rechtschreibunterricht unter dem Motto: L e s e n durch S c h r e i b e n – vereinfacht „Schreipt, wie ier ess sprächt“ erfolgen.
So sollen der Reform nach die Schüler zunächst so schreiben, wie sie sprechen und erst in der 2. Klasse mit der RECHTSCHREIBSCHRIFT beginnen. Ich stelle mir nun vor, die Schüler haben ihre eigene Rechtschreibung verinnerlicht, eingeprägt und sollen nun an die richtige Schreibweise herangeführt werden. Welch eine Idiotie – eigentlich ein Verbrechen und dann noch von „Wissenschaftlern“ erdacht und staatlicherseits genehmigt.

Man stelle sich vor, die scheinbar witzigen Aussagen „Wier prauchen keine Leerer meer, wir bringen es uns selpst bei“

Ob sich die Rechtschreibreform in Bayern ausgewirkt hat, überlasse ich ihnen beim Lesen eines Gästebucheintrages von September 2013 im ELBOTEL Rostock: Gäste aus Passau (Niederbayern) „Mia sana ado gwen Und ham uns lassen wurden. Warma ganz froh, dasma gwen do“ - wenn die Gäste es in Absicht so in ihrem Dialekt geschrieben haben, will ich es gutheißen.

Aus aktueller Gelegenheit, eine Bemerkung zum Kunststoff, der in beiden deutschen Staaten produziert wurde. Doch noch nach fast 24 Jahren kann man in der Nutzung eines gebräuchlichen Gegenstandes mit unterschiedlichen Begriffen für dasselbe erkennen, woher der Benutzer des Wortes kommt. Die EU will die Plastiktüten verbieten und nutzt dabei die westdeutsche und falsche Übersetzung (wie so oft durch ein „Verdenglishen“) von Plaste, engl. Plastic. Während in den Altbundesländern das Wort Plastik, obwohl inhaltlich falsch, gebräuchlich ist, wurde in der DDR der richtige Begriff Plaste benutzt und dabei wurde zwischen Plaste und Elaste unterschieden. Eine Plastik (feminin – die Plastik) dagegen ist nach gesamtdeutscher Auffassung eine Kunstwerk, eine Skulptur. Die EU sollte daher völlig zu recht, statt der Plastiktüte, besser die Plastetüten verbieten und sich daher auf die korrekte Begriffsdefinition der nicht mehr vorhandenen DDR berufen

Eine Katastrophe bahnt sich im Deutschen an. Zum Glück gibt es aber noch vernünftige, kluge und kämpferische Menschen in Deutschland, die diese Entwicklung öffentlich machen und bekämpfen. Dazu zähle ich u. a. Lehrer mit Charakter, den Verein für Sprachpflege mit seinen zahlreichen aktiven Mitgliedern, die Zeitung „Deutsche Sprachwelt“ mit ihrm Chefredakteur Thomas Paulwitz und nicht zu vergessen, Bastian Sick, einen Sprachpfleger und Bestsellerautor ersten Ranges.

Bürgerreporter:in:

Hans Jürgen Grebin aus Rostock

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