77 Die Erfolgsgeschichte der Heimatbund-Rezension "Alt-Ronnenberg" / Nachlese

Alt-Ronnenberg / Rezension der Broschüre "Ronnenberg im Calenberger Land"
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Hier: Reaktion der Mediävistin Dr. Annette von Boetticher.
in Ronnenberg am 27.11.2013 aus Anlass eines abgeschlossenen Ronnenberg-Seminars der Uni Hannover.

Zur Erinnerung
Die Veröffentlichung der ersten Stadtbroschüre „Ronnenberg im Calenberger Land“ bildet 2009 den Höhepunkt einer vordem bereits mehrjährigen Kampagne mit dem Ziel, die historische Dominanz des ehemals zentralen Ortes Alt-Ronnenberg auszuschalten. Mit Unterstützung der Historiker Prof. Dr. C.H. Hauptmeyer, MA Martin Stöber und der Mediävistin Dr. Annette von Boetticher wurde damals den bedeutsamen historischen Traditionen Ronnenbergs ein vorläufiges Ende gesetzt.
Dieser Aufsatz konzentriert sich auf den dritten Abschnitt der vom Heimatbund rezensierten Stadtbroschüre, die sog. Ronnenberg-Analyse, verfasst von Dr. Annette von Böetticher und untersucht aus aktuellem Anlass nochmals differenziert die substnziellen Thesen der Mediävistin zur Lokalisierung Runiberguns.

Zitat S. 13, Abs. 3

►Frühere, vor allem regionalhistorische Darstellungen wollten darin bisweilen das seit dem 11.Jh. nachzuweisende Ronnenberg/Hannover sehen.

Die Realität
☺ Aus der Vielzahl von Mediävisten der heutigen Zeit, die ebenso wie ältere Historiker diametral zur Unstrut-These Runibergun mit Ronnenberg identifizieren, beschränke ich mich darauf, zwei Wissenschaftler von internationalem Rang zu zitieren:

→ Prof. Reinhard Wenskus im neunbändigen Lexikon des MA 1999 (gehört zur Grundausstattung aller Universitäten mit Historischem Seminar in den deutsprachigen Ländern) im Zitat Auszug aus Band V, Spalte 389, Seiten 115, 153 – 154 –Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel, Auszug/Zitat:
Dabei ist zu berücksichtigen, dass die von Widukind überlieferte Darstellung des Thüringenkrieges (1309 Widukind I 9.), die man freilich überheblich als eine der Erfindungen dieses ottonischen Geschichtsschreibers abgewertet hat, damit voll in Einklang steht. Der Frankenkönig Theuderich erreichte mit einem großen Heer die Grenzen der Thüringer (terminus Thuringorum) bei einem Ort Runibergun, den die Quedlinburger Annalen im Gau Marstem lokalisieren. (1310 Ann. Quedlinburg. MGH SS II 32,2.). Es handelt sich also um Ronnenberg südwestlich Hannover, nicht um Ronneburg bei Nebra oder die Ruhnsburg an der Hainleite. Das bedeutet, dass in der Vorstellung noch des 10. Jh. auch Ostfahlen im engeren Sinn, das Gebiet um Hildesheim, als damals thüringisches Land angesehen wurde, ganz übereinstimmend mit dem archäologischen Befund und der noch im 9. Jh. fassbaren Überlieferung der Immedinger, die wir als Traditionskern dieses altthüringischen Komplexes verstehen dürfen.“

→ Dr. Klaus Naß, MGH München in Zeitschrift „ Deutsches Archiv für die Erforschung des Mittelalters (DA) Rezension in Band 53.2, S. 776, Auszug/ Zitat:
Nicht aufgenommen (in das Buch von K. Casemir/U. Ohainski „Niedersächsische Orte bis zum Ende des ersten Jahrtausends in schriftlichen Quellen“, das who’s who niedersächsischer Oldtimer älter als 1000 Jahre) wurde der vielleicht älteste bezeugte Ortsname In Niedersachsen, das bei Widukind I 9 genannte Runibergun (Ronnenberg bei Hannover?)

Zitat S. 14, Abs. 3

► Nach heutigen Ortsnamen käme die dortige Burganlage Ronneburg (Weißensee/Thüringen) pp in Frage.

Die Realität
☺ Die Historikerin ist auf eine Namenfälschung der Nazis hereingefallen. Nun ist irren bekanntlich menschlich, allerdings mutet es peinlich an, dass nach der Veröffentlichung der Gutachten 2006, die diese Fälschung belegen, diese Zuweisung auch aktuell noch die nachgedruckte erste Stadtbroschüre „Ronnenberg im Calenberger Land“ verunstaltet.

Zitat S.14, letzter Absatz.

► Auszuschließen sind jedoch sämtliche Orte,, die sich nicht in unmittelbarer Nähe zur Unstrut befinden. Eine Gleichsetzung von“ Runibergun „ mit „Ronnenberg“/Hannover ist daher abzulehnen. Text der Erstfassung: …. kommt damit nicht in Frage!

Die Realität
☻Wer wie diese Historikerin augenfällige lokalisierungshinweise von vier sächsischen Autoren für nicht belegrelevant hält und selbst weder archäologische Belege noch schlüssige namenkundliche Analogien aufzeigen kann, verliert seine Glaubwürdigkeit, wenn Thesen, die möglicherweise gegen Ronnenberg sprechen, zur Doktrin erhoben werden. Dazu zählt in Sonderheit dieser Maulkorb, der Ronnenberg verpasst wurde, denn diese doktrinäre Anordnung war die Geburtsstunde einer Geschichtsklitterung. Die artikuliert sich nun darin, dass der damalige BGM nicht belegte, wissenschaftlich zudem heftig umstrittene Thesen der Öffentlichkeit als Belege gegen Ronnenbergs historische Traditionen vermittelt hat. Diese vorgetäuschten Belege galt es auf Gedeih und Verderb zu beachten. S. u.a. die Indexierung der Geschichtsliteratur von Georg Meyer im Autorenkreis und in der Öffentlichkeit.
Bis zu diesem Diktat hatte die thüringische Wissenschaft und Öffentlichkeit Runibergun exklusiv für Thüringen reklamiert. Ronnenberg als Runibergun-Kandidat war aus der Sicht unserer Nachbarn völlig indiskutabel. Darum kam die Nachricht aus Thüringen über eine Neubewertung der Widukindschen Lokalisierung dieses Ortes völlig unerwartet. Unter Bezugnahme auf die Heimatbund- Rezension „Alt-Ronnenberg“ haben Weimarer Namenforscher unser Ronnenberg in die Thüringische Flurnamenliste als potentiellen Runibergun-Anwärter aufgenommen. S. HBT Flurnamen-Report 1 – 2/2013, S. 5-6, 8. Weimar 2013.

Eine reale Absurdität
Nachdem es dem Heimatbund 2012 mit der Rezension „Alt-Ronnenberg“ gelungen war, die Thesen der Mediävistin zu widerlegen und die obrigkeitsgelenkte Geschichtsklitterung aufzudecken, erhielt selbige Forscherin vom damaligen Bürgermeister erneut einen zunächst mit 2000 € dotierten Forschungsauftrag. Für diesen Lehrauftrag mit dem Titel „Ronnenberg-Seminar“, aufgelegt an der Uni Hannover, wurden später gar weitere Gelder in Aussicht gestellt.
Dem Nachlegen aus Rechtfertigungsgründen verblieb allerdings nur eine kurze Zeitspanne. Die Forschungserfolge des Heimatbundes waren mittlerweile so tief greifend, dass der Bürgermeister einen radikalen Kurswechsel vollzog. Von mir seit 2005 vergeblich geforderte historische Forschungen nach dem Alter und der Bedeutung Ronnenbergs wurden plötzlich für hoffähig erklärt. An den Erfolgen des Heimatbundes, die sich nun nicht mehr verheimlichen ließen, wollte der Bürgermeister teilhaben und beanspruchte vorgeblich neue Erkenntnisse für sich. Davon zeugen die beigefügten Presseartikel wie

→ Interesse an Historie ist groß, die Stadt unterstützt Geschichtsforschung mit 2000 €, Studenten erforschen bald Ronnenbergs Stadtgeschichte (CZ. vom 25.5.2012)
→ Studenten sind der Wahrheit auf der Spur, alte Dokumente werden neu bewertet. Kommune zahlt für Historienforschung.(CZ. vom17.1.2013)
→ Stadtgeschichte hat Priorität, Zeitraum der ersten Siedlungen wird erforscht.(CZ: vom2.3.2013)
Darin werden wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über das wahre Alter Ronnenbergs als Ziel genannt. U.a. wird Frau Dr. von Boetticher zitiert mit den Worten:
„ Ich habe den Eindruck, dass die bekannten Quellen über Ronnenberg noch nicht genau im Hinblick auf die geografischen Angaben angeschaut worden sind.“ Und an anderer Stelle „ Eine wissenschaftliche Arbeit von 2005 beschäftige sich ausführlich mit einer Quelle, die bisher zur Bestimmung von Ronnenbergs geschichtlicher Ersterwähnung herangezogen wurde. Diese Arbeit können Ronnenbergs Geschichtsschreiber noch nicht kennen.“

Der Abschluss der Arbeiten war für die Jahresmitte 2013 angekündigt worden. Zur Vorstellung der Ergebnisse war der Vorstand des Heimatbundes eingeladen. Da sich später allerdings Informationen verdichteten, eine Vorstellung der Ergebnisse sei nicht mehr vorgesehen, habe ich im Herbst 2013 unter Hinweis auf die vorangegangenen Presseberichte die ursprünglich angekündigte Abschlussveranstaltung beim Arbeitskreis Stadtgeschichte reklamiert, auch vor dem Hintergrund, der Mediävistin Gelegenheit zu geben, hier vor Ort meine Arbeit zu bewerten. Auf den ersten Blick war mein Monitum dann auch erfolgreich, insbesondere da zu dem Vortrag auch die Öffentlichkeit eingeladen wurde.

Der Vortrag in Ronnenberg am 27.11.2013
Die Nagelprobe blieb allerdings aus.
Zur großen Enttäuschung der zahlreichen Gäste – die Pausenhalle der Ronnenberger Schule war gut gefüllt - kam die Mediävistin allerdings mit leeren Händen. Statt angekündigter Forschungsergebnisse referierte Dr. Annette von Boetticher über Wege, Studenten didaktisch auf einen Forschungsauftrag vorzubereiten.
Damit hat Frau Dr. von Boetticher die Möglichkeit ausgelassen, die Heimatbund-Rezension hier vor Ort kritisch zu werten. Angesichts dieser Tatsache erkläre ich hiermit den doktrinären Anspruch der Unstrut-Thesen für widerlegt. Auch wurde die Mediävistin mit Ihrem Maulkorb , der Ronnenbergs Begehren auf Runibergun den Garaus machen sollte, ad absurdum geführt.

Über die Enttäuschung der Gäste und den eigenen Unmut, Ronnenbergs Historie ausgeklammert zu haben, habe ich Frau Dr. von Boetticher mit Schreiben vom 1.1.2014 informiert mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass damit die Thesen ihrer Ronnenberg-Analyse widerlegt worden seien.
Diesem Standpunkt hat die Historikerin in ihrem Antwortschreiben vom 11.1.2014 nicht widersprochen. Die Schlusszeilen dieses Briefes, ein Alibi / Eingeständnis? lauten Zitat:

„Nach fast 40jähriger historischer Studien-, Forschungs- und Lehrtätigkeit bin ich nicht so vermessen zu behaupten, innerhalb eines Semesters historische Wahrheiten zu finden.
Für die falschen Zitate in der CZ bin ich nicht verantwortlich. Für Inhalt und Durchführung meiner Lehrveranstaltungen ist allein die Philosophische Fakultät mein Anspruch- und Vertragspartner.
Wenn nach Erscheinen der o.g. Arbeit (Ankündigung der Veröffentlichung eines Quellenregisters zur Ersterwähnung Ronnenbergs, das von den Studentinnen des Seminars verfasst wurde) noch Bedarf für ein Gespräch besteht, bin ich gerne dazu bereit.
Für den Maulkorb von 2009 kommt diese Einsicht allerdings zu spät. Im Übrigen überlasse ich dem interesseierten Leser die weitere Wertung.

Karl-Fr. Seemann
Vorsitzender des Heimatbundes Ronnenberg und Autor der Rezension.

Bürgerreporter:in:

Karl-Fr. Seemann aus Ronnenberg

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