Urlaub in der Altmark
Einmal im Jahr fahre ich mit meinem guten Freund Daniel in den Urlaub. Dieses Jahr wurden wie bei vielen die Urlaubspläne durcheinander geworfen. Natürlich gibt es Wichtigeres als Urlaub und in Zeiten wie aktuell ist ein Urlaub eben nicht möglich. Nachdem wir einen Urlaub im Mai wegen den geschlossenen Hotels storniert haben und wir einen anderen Urlaubsplan wegen der unsicheren Situation auch im Sommer über Bord geworfen haben, entschieden wir uns aber Ende August eine Region zu besuchen, die einen niedrigen Inzidenzwert aufzeigt. Ich machte Daniel einige Vorschläge für Reisen innerhalb Deutschlands. Ich liebe das Reisen, habe immer sehr viele Ideen und habe noch viele Orte und Regionen, die ich sehen möchte. Einer meiner Vorschläge war die Altmark. Gern wird die Altmark als wirtschaftsschwache Region abgetan. Wer die Altmark gleich als wirtschaftsschwach abstempelt und sich nicht weiter mit der Region beschäftigt, wird dieser netten Gegend nicht gerecht. Vor 2 Jahren bin ich schon einmal durch die Altmark gefahren. Auf dem Weg nach Rügen waren alle Autobahnen vollgestopft und daher führte mich mein Weg durch die Altmark. Ich hatte mich damals noch nicht groß mit der Gegend beschäftigt. Ich kannte sie als sehr ländliche Gegend. Bei der Fahrt durch die Altmark wurde dies bestätigt. Ich selbst bin auf dem Land großgeworden und weiß die Vorteile des Lebens auf dem Land zu schätzen. So gefiel mir die Gegend bei der Durchfahrt sehr gut. In diesem Jahr schlug ich Daniel nun unter anderem die Altmark als Reiseziel vor und er wählte es aus meinen Vorschlägen aus. Wir beide wandern gern und machen Geocaching. So sollte es dort viele Möglichkeiten dazu geben. Daniel schlug eine Pension mit Restaurant bei Rochau aus. Rochau ist eine Gemeinde im Landkreis Stendal in der Nähe von Stendal und Osterburg. Wir buchten direkt eine ganze Woche. Bei unserer Ankunft wurden wir erst einmal für Arbeiter auf Montage gehalten, was mich schon wunderte, weil wir nicht gerade wie Handwerker aussehen und vor allem ich 2 linke Hände habe. In der Region übernachten viele Montagearbeiter. Touristen, die eine ganze Woche in der Pension übernachten, sind doch eher selten. Über die Tage kamen wir somit schnell mit dem Besitzer und den Mitarbeitern ins Gespräch. Eine Mitarbeiterin wunderte sich darüber, was wir eine ganze Woche in dieser Region machen. Wir aber hatten jeden Tag Pläne und haben sogar nicht alles sehen können, was wir sehen wollten. Der Besitzer der Pension gab uns Tipps und erzählte uns von dem Leben in der Altmark. Ich finde es in meinen Urlauben immer wichtig mehr von dem Ort bzw. der Region zu erfahren. Ich schnuppere immer gerne in den Alltag der Einheimischen rein. Ich bin auch der Meinung, dass jeder Ort etwas Schönes zu entdecken hat. Die Natur, die netten kleinen Orte mit den Backsteinkirchen und die Hansestädte in der Altmark waren auf jeden Fall sehenswert. Ich war von der Region sehr begeistert und es gab sehr viel zu entdecken. Ich spreche da erst einmal für mich, ich weiß aber, dass es auch Daniel gut gefallen hat in der Altmark. Am ersten Tag unserer Reise besuchten wir den Hauptort der Gemeinde Rochau und die Hansestadt Osterburg. Der Ortskern von Osterburg hat einen gewissen Charme, der mir gleich bestätigte, dass wir ein schönes Urlaubsziel ausgewählt haben. So machten wir dort einen schönen Erkundungsspaziergang und widmeten uns dabei auch unserem Hobby, dem Geocaching. Vom Baustil und der Architektur entdeckten wir dort typische Elemente, auf die wir während unseres Urlaubs in der Altmark immer wieder stießen. Vor allem in der näheren Umgebung der Backsteinkirche St. Nikolai gefiel es mir sehr gut. Während unseres Urlaubes besuchten wir auch die meisten der anderen Hansestädte der Altmark. In jeder der Städte, die wir besuchten, lohnt sich ein netter Erkundungsspaziergang. Fast überall stießen wir auf weitere interessante Backsteinkirchen und Stadttore. In Salzwedel genossen wir den typischen Salzwedeler Baumkuchen in einem detailverliebten, fast kitschigen Café. Dieses Café war für uns perfekt, um dieses traditionelle Naschwerk zu kosten. Als Zwischenstopp während der Erkundung von Salzwedel war dieses Café ein Wohlfühlort und perfekt zum Verschnaufen. In Seehausen gefiel uns besonders die St. Petri-Kirche. Für uns war es zuerst eine Kirche von vielen in der Altmark, die man mal von innen betrachten sollte. Als wir schon gehen wollten, wurden wir darauf aufmerksam gemacht, ob wir nicht den Kirchturm besichtigen wollten. Wir ließen uns überreden und gegen eine kleine Spende wagten wir uns die vielen Treppen hinauf. Der Weg hinauf wurde mehr als belohnt. Dort oben erfährt man vom Leben eines Türmers, die über Jahrhunderte in den Kirchtürmen lebten, um von dort aus die Bevölkerung vor Gefahren wie zum Beispiel Bränden zu warnen. Darüber hinaus hat man auch eine schöne Sicht über die Hansestadt Seehausen. Stendal ist einer der Orte in der Altmark, in der man sowohl auf Kultur trifft, als auch nette Ausgehmöglichkeiten findet. Unser kultureller Erkundungsspaziergang führte uns dort am Dom, weiteren interessanten Kirchen, dem Rathaus mit der Rolandstatue und den 2 für die Region typischen Stadttoren vorbei. An einem Tag nahmen wir uns die Kaiser- und Hansestadt Tangermünde vor. Eine Besichtigung dieses Ortes wurde bei Recherchen immer angepriesen. Und ja ein Besuch von Tangermünde ist sehr zu empfehlen. Beim Betrachten des Rathauses und der Statue der Grete Minde, die schon fast unscheinbar vor dem Rathaus steht, wagt man einen Blick in die Zeit von Theodor Fontane. Bei seinen Reisen kam er auch nach Tangermünde und erfuhr von der Geschichte der Grete Minde. Diese hat nach der Erzählung von Fontane die Stadt Tangermünde wegen bitteren Unrechts angesteckt und ist dabei selbst umgekommen. Fontane wich in seiner Erzählung von historischen Überlieferungen ab. In heutiger Zeit gilt die wahre Grete Minde als unschuldig und ein Opfer der Justiz. Nach geschichtlicher Überlieferung wurde sie am 22. März 1619 hingerichtet. Von allen Stadttoren in der Altmark gefiel mir das Neustädter Tor in Tangermünde fast am besten. Empfehlenswert ist auch die Burganlage in Tangermünde, von der aus man einen schönen Blick auf die Elbe hat. In Tangermünde trat das ein, was ich schon bei mehreren Urlauben mit Daniel erlebt habe. Bei unseren Reisen sind wir immer viel zu Fuß unterwegs und laufen etliche Kilometer am Tag, um möglichst viel zu erkunden. Daniel steckten die vielen Kilometer von den Vortagen in den Knochen und so wünschte er nicht weiter herumzulaufen und den Nachmittag mit Lesen und Entspannen zu verbringen. Ich muss dazu sagen, dass es mit mir sicher nicht leicht ist in den Urlaub zu fahren. Ich könnte von morgens bis abends alles ablaufen, um möglichst jeden Winkel eines Ortes kennenzulernen. Für einen Urlaub ist es mir wichtig, dass man nicht nur die Sehenswürdigkeiten abklappert, auch die Wege dazwischen zeigen einem den Charakter eines Ortes. Zum Verschnaufen kann man gern ein Café, ein Eiscafé oder ein Restaurant aufsuchen, um das Treiben des Ortes vom Sitzen aus zu beobachten und um alles herum auf sich wirken zu lassen. Ich denke mir, dass es meinem leiblichen Wohle zu Gute kommt, aber auch den Gastronomen und Unternehmern des Ortes, in dem man nicht einfach nur daran vorbeigeht, sondern bei der Besichtigung des Ortes auch etwas Geld vor Ort lässt. Zu den vielen Kilometern, die wir die Tage zuvor bereits liefen, muss ich unsere Wanderung um den Arendsee erwähnen, die wir bereits am 2. Tag unternahmen. Mit um die 10 km war diese zu bewältigen, aber für Menschen wie uns, die gerne aber nicht zu oft wandern, eine ordentliche Tour. So umrundeten wir den Arendsee komplett und erkundeten den gleichnamigen Ort Arendsee. Bei unserer Wanderung erfuhren wir von der Sage des Müllers Arend, nach dem der See und der Ort benannt sein sollen. Bei einer Wanderung den Gedanken an eine alte überlieferte Sage zu schenken gefiel mir ganz gut. Während unseres Urlaubes in der Altmark bewegten wir uns nicht nur viele Kilometer zu Fuß, auch das Auto wurde viele Kilometer bewegt, um die ganze Altmark auf die Hörner zu nehmen. So erkundeten wir auch kleinere Orte. Wir besuchten das Schloss Döbbelin der Familie von Bismarck mit dem kleinen, aber feinen Schlosspark und die Burganlage in Kalbe. In Kalbe sind Teile der Burganlage erhalten und laden zu einem kurzweiligen, aber schönen Besuch ein. Daniel interessierte in bzw. bei Kalbe besonders der ehemalige Längstwellensender Goliath, der in der Nähe von Kalbe von 1943 – 1945 von der Kriegsmarine betrieben wurde, um mit Hilfe dessen U-Booten Befehle zu erteilen. Von dort aus wurde der für die damalige Zeit wohl mit einem Megawatt stärkste Sender der Welt betrieben. Leider kamen wir bei unserer Tour auf den Spuren von Goliath durch die Felder von Kalbe nicht weit, da es schon bald zu regnen anfing. Dies allein störte uns noch nicht, es zog aber ein Gewitter auf, welches wir nicht ungeschützt im Feld von Kalbe erleben wollten. An einem weiteren Tag machten wir uns auf den Weg nach Havelberg, welches auf der anderen Seite der Elbe liegt. Von uns aus gab es 4 Möglichkeiten dorthin zu kommen. 2 Elbfähren, eine Fahrt durch die Prignitz in Brandenburg oder durch Schönhausen, wo Otto von Bismarck geboren ist. Wir entschieden uns für die Hinfahrt für die Fahrt durch den Geburtsort von Otto von Bismarck, wo wir leider versäumten das Geburtshaus von eben jenem aufzusuchen. In der Hansestadt Havelberg mieteten wir uns ein Fahrrad und unternahmen eine Radtour. Erst einmal ging es wieder raus aus der Stadt. Wir fuhren durch das Gebiet, in dem die Havel in die Elbe mündet. Bei der Fahrt durch die Elbauen und bei einer Rast am Ufer der Elbe ließen wir unsere Seele baumeln und wussten, dass es in diesem verrückten Jahr kein schöneres Reiseziel hätte geben können. Bei der Radtour kamen wir an der ursprünglichen Mündung der Havel in die Elbe vorbei. Hier fuhren wir am Gnevsdorfer Vorfluter vorbei, ein von Menschenhand geschaffener Kanal, mit dem der Rückstaupunkt der Havel verlegt wird. In Erinnerung an dramatische Elbüberschwemmungen in der Vergangenheit sind solche Bauvorhaben mehr als wichtig. Bei der Tour fuhren wir auch durch die Wehranlage Quitzöbel, wo wir versuchten die Pegelanzeige des Wehres zu verstehen, die den Wasserstand vor Ort anzeigt. Nach der Fahrt durch die Elbauen kamen wir wieder zurück nach Havelberg, wo wir schließlich noch den Ort erkundeten. Die Besichtigung dieser Hansestadt kann ich auch sehr empfehlen. Eine Tour durch die Altstadt auf einer Insel in der Havel und die Besichtigung des Domes, der auf einem kleinen Berg über der Insel gelegen ist, ist die Zeit, die man dafür aufbringt, auf jeden Fall wert. Für die Rückfahrt entschieden wir uns für die Fahrt durch die Prignitz in Brandenburg, eine Region, die uns noch ländlicher und abgeschiedener vorkam als die Altmark. Das Navi lotste uns dort über Wege und Straßen durch Felder, bei denen wir rätselten, ob man hier mit dem Auto überhaupt langfahren darf. Schilder, die dies untersagten gab es aber nicht und so bekamen wir auch in der Prignitz einen kleinen aber schönen Eindruck von der Region. Am vorletzten Tag machten wir uns auf nach Arneburg und der Hansestadt Werben. In Arneburg unternahmen wir auch einen kleinen Erkundungsspaziergang durch den Ort und runter zum kleinen Hafen an der Elbe. Beim Spaziergang durch die ehemalige Burganlage freuten wir uns auf die schöne Sicht auf die Elbe, die man von einem netten Aussichtspunkt bei der Burggaststätte hat. Zu unserem Nachteil versammelte sich auf der Aussichtsplattform eine Hochzeitsgesellschaft, die bei dieser schönen Sicht scheinbar die Zeremonie abhalten wollte. Nach Arneburg ging es dann in die Hansestadt Werben. Im Internet las ich zuvor bereits, dass die Stadt von einer hohen Abwanderung und Arbeitslosigkeit geprägt ist. Vor Ort dachten wir auch, dass hier der Hund verfroren ist, wie man es umgangssprachlich gerne sagt. Daniel war glaube schon kurz davor zu sagen, was ich denn in diesem Ort wolle. Im Urlaub finde ich es aber auch interessant sich mit den Problemen und Nachteilen einer Region zu beschäftigen. Ich verschließe nicht die Augen und beschäftige mich mit der Region, die ich besuche, in allen Facetten. Im ehrenamtlich betriebenen „Biedermeier-Café“ Café Lämpel in der alten Schule an der
St. Johanniskirche gefiel es uns sehr gut und wir genossen selbst gebackenen Kuchen und Torte. Hier empfand ich den Ort schon etwas lebhafter. Einheimische und Auswärtige treffen wir aufeinander. Die unterschiedlichen Eindrücke in diesem Ort bewegten mich so sehr, dass ich im Nachhinein noch viel über den Ort las. Mich beeindruckt, mit welchen kreativen Ideen dieser Ort lebenswert gemacht wird und wie man der Abwanderung entgegentritt.
Während des Urlaubes in der Altmark konnte man sich gut erholen. Es gab viel zu erkunden, viel frische Luft und Bewegung. Gerne möchte ich noch einmal in diese Region reisen. Zwar mag sie nicht gerade wirtschaftsstark sein, dies bedeutet aber nicht, dass sie keinen Reiz hat. Es ist auf jeden Fall eine Region mit ihrem eigenen Charme. Eine Region mit Problemen, aber auch mit Menschen, die gerne dort leben. Ich muss sagen, dass wir nur freundlichen Menschen begegnet sind. Keiner hat uns misstrauisch hinterhergeschaut, wenn wir auch in kleinen Dörfern unterwegs waren. Überall haben wir uns willkommen gefühlt. Für Leute, die gerne in der Natur unterwegs sind und Leute, die kulturelle Erkundungstouren mögen, ist eine Reise dorthin zu empfehlen. Gute Restaurants der heimischen altmärkischen Küche sind genauso zu finden, wie Restaurants anderer Geschmacksrichtungen. Von einem Griechen in Osterburg waren wir so begeistert, dass wir dort gleich 2x aßen. Wer ab und zu etwas mehr Trubel mag, shoppen gehen oder ausgehen möchte, der findet in den Kreisstädten Stendal und Salzwedel auch das Richtige.
Bürgerreporter:in:Martin Fackiner aus Frankfurt am Main |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.