Prof. Dr. Christian Stöcker: "Verachtung ist eine Methode der Selbstwertsteigerung" - Bestätigungen findet man nicht zuletzt im Internet

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2016 hat Christian Stöcker die These "Verachtung ist eine Methode der Selbstwertsteigerung" in seiner Spiegel-Kolumne thematisiert. Und ich habe den Eindruck, diese Methode ist weit verbreitet, auch in unserer Gesellschaft, besonders wohl im Internet.

Jeder Mensch sucht eigentlich doch nur den eigenenWeg, wie er seine Selbstachtung erringt und beibehält, ein völlig natürliches Ansinnen. Dieser Weg wird problematisch, wenn er mit Steinen der Ausgrenzung gepflastert ist, auf dessen Richtungsweiser immer nur "Sündenbock" zu lesen ist.

Ich erinnere mich an die Zeit, als die Anfänge der Gastarbeiterzeit gerade zurücklagen, als man die Behauptung hören konnte: Die Gastarbeiter nehmen uns die Arbeitsplätze weg. Es ging auch da um Sündenbocksuche für eigene Unzulänglichkeit oder Unzufriedenheit.

Und diese Sündenbocksuche ist immer noch virulent. Hier sind es die Zuwanderer, die für alles letztendlich verantwortlich gemacht werden, da sind es die Politiker. Dabei gibt es problematische Zuwanderer, die man lieber woanders sähe, und da gibt es auch nicht perfekte Politiker. Aber da gibt es auch zahlreiche Zuwanderer, denen man nichts anlasten kann, und auch zahlreiche Politiker, die sich nach bestem Wissen und Gewissen bemühen.
Differenzierung allerdings liegt denjenigen nicht, die auf Sündenbocksuche sind. Das passt nicht. Sie brauchen ihr pauschales Feindbild. Und es tut ja auch subjektiv gut, wenn man weiß, wer an allem schuld ist, und - es steigert das Selbstwertgefühl.

Das Leben ist in Anbetracht der Informationsfülle für uns viel komplexer geworden als früher. Die Verarbeitung der damit verbundenen Eindrücke mündet nicht selten in Pauschalisierungen und Vereinfachungen, die gefährlich werden können, eine Chance für populistische Strömungen. Es wird zu wenig differenziert und zu wenig respektvoll diskutiert, dafür zu viel diffamiert, und das auf verschiedensten Ebenen. Dabei sollte man sich wohl eher demütiger und bescheidener geben, sich vielleicht auch einmal eingestehen, überfordert zu sein.

In unserer Gesellschaft brauchen wir mehr Toleranz, Respekt, Differenzierung, Demut und dennoch Entschiedenheit.

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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15 Kommentare

Bürgerreporter:in
Constanze Seemann aus Bad Münder am Deister
am 26.10.2022 um 16:57

>"Geflüchtete und Hartz4-Empfänger bei der Frage nach der Verteilung aufeinander hetzen"< Ach, Herr Falkner, DARUM geht es weniger! Aber es würde nur wieder ausarten!

Bürgerreporter:in
Hans-Joachim bartz aus Hattingen
am 29.10.2022 um 17:04

@K.-P. R. aus Düsseldorf | 25.10.2022 | 13:55

Herr Feldhaus, Sie fordern mehr Toleranz.

Zur Klarstellung:

Herr Helmut Feldhaus war bis zu seiner Pensionierung verbeamteter Lehrer, und bezieht jetzt im Ruhestand eine Pension die wohl weit, wie es bei ehemaligen Beamten so üblich ist, eine Pension, die weit über den Renten von Normalbürgern im industriellen Bereich liegt.

Aktive Beamte und ehemalige Beamte im Ruhestand, können Toleranz von dem Rest der Bevölkerung einfordern, denn sie haben ja für ihr Leben ausgesorgt weil sie von uns, dem deutschen Steuerzahler, bezahlt werden.

Für die Randgruppen unserer Gesellschaft übernimmt der Staat jedoch nicht die gleichwertige Verantwortung!

Diese werden nur, wenn man den Worten von Christian Lindner zuhört, als volkswirtschaftliche Spielmasse angesehen.

Dieser Unsinn sollte so schnell wie möglich beendet werden, damit wir Normalbürger nicht auch noch durch solche Aufforderungen verhöhnt werden.

Gelöschter Nutzer
am 29.10.2022 um 20:42
Gelöschter Kommentar