Prof. Dr. Christian Stöcker: "Verachtung ist eine Methode der Selbstwertsteigerung" - Bestätigungen findet man nicht zuletzt im Internet

Foto: Pixabay

2016 hat Christian Stöcker die These "Verachtung ist eine Methode der Selbstwertsteigerung" in seiner Spiegel-Kolumne thematisiert. Und ich habe den Eindruck, diese Methode ist weit verbreitet, auch in unserer Gesellschaft, besonders wohl im Internet.

Jeder Mensch sucht eigentlich doch nur den eigenenWeg, wie er seine Selbstachtung erringt und beibehält, ein völlig natürliches Ansinnen. Dieser Weg wird problematisch, wenn er mit Steinen der Ausgrenzung gepflastert ist, auf dessen Richtungsweiser immer nur "Sündenbock" zu lesen ist.

Ich erinnere mich an die Zeit, als die Anfänge der Gastarbeiterzeit gerade zurücklagen, als man die Behauptung hören konnte: Die Gastarbeiter nehmen uns die Arbeitsplätze weg. Es ging auch da um Sündenbocksuche für eigene Unzulänglichkeit oder Unzufriedenheit.

Und diese Sündenbocksuche ist immer noch virulent. Hier sind es die Zuwanderer, die für alles letztendlich verantwortlich gemacht werden, da sind es die Politiker. Dabei gibt es problematische Zuwanderer, die man lieber woanders sähe, und da gibt es auch nicht perfekte Politiker. Aber da gibt es auch zahlreiche Zuwanderer, denen man nichts anlasten kann, und auch zahlreiche Politiker, die sich nach bestem Wissen und Gewissen bemühen.
Differenzierung allerdings liegt denjenigen nicht, die auf Sündenbocksuche sind. Das passt nicht. Sie brauchen ihr pauschales Feindbild. Und es tut ja auch subjektiv gut, wenn man weiß, wer an allem schuld ist, und - es steigert das Selbstwertgefühl.

Das Leben ist in Anbetracht der Informationsfülle für uns viel komplexer geworden als früher. Die Verarbeitung der damit verbundenen Eindrücke mündet nicht selten in Pauschalisierungen und Vereinfachungen, die gefährlich werden können, eine Chance für populistische Strömungen. Es wird zu wenig differenziert und zu wenig respektvoll diskutiert, dafür zu viel diffamiert, und das auf verschiedensten Ebenen. Dabei sollte man sich wohl eher demütiger und bescheidener geben, sich vielleicht auch einmal eingestehen, überfordert zu sein.

In unserer Gesellschaft brauchen wir mehr Toleranz, Respekt, Differenzierung, Demut und dennoch Entschiedenheit.

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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