Umgang mit so genannten Heiligen Schriften
Das Treten auf einen oder die demonstrative Verbrennung eines Korans hat etwas Kontraproduktives

Foto: Pixabay

Kürzlich in Stockholm noch eine öffentliche Koranverbrennung, jetzt ebenfalls in Stockholm ein gleichsam weltweite Aufmerksamkeit bekommendes öffentliches Treten auf den Koran. Der/die Verursacher, irakische Flüchtlinge, vielleicht selbst muslimisch erzogen, jetzt in schwedischer Sicherheit, muss eine unbändige Wut aufs Heimatland umtreiben, auf das, was ihm/ihnen dort womöglich widerfahren ist und am Islam festgemacht wird. Dem Akteur heute muss man wohl Rachegefühle unterstellen, wenn er von Medienvertretern begleitet auf einen Koran tritt. Und er weiß, wie er muslimisch geprägte Länder damit trifft, er kennt deren eigentlich absurde Überempfindlichkeit, die es in anderen Religionen nicht gibt.

Würde jemand öffentlich auf eine Bibel, die Heilige Schrift der Christen, oder auf eine Thora, dem wichtigsten Buch des Tanachs, der Heiligen Schrift der Juden, treten, würde es vermutlich niemanden interessieren, erst recht nicht echauffieren, weil bei Christen auf keinen Fall, bei Juden wahrscheinlich auch nicht etwas wie die muslimische Überempfindlichkeit besteht. Es würde das Buch trotz seines Inhaltes nur als ein Buch betrachtet werden.
Wie viele gedruckte Bibeln, Tanachs, aber auch Korane mögen schon im Laufe der Jahrhunderte entsorgt worden, vielleicht sogar in einer Verbrennungsanlage gelandet sein?

Zurück zu dem irakischen Flüchtling in Stockholm, dem das schwedische Recht, und das vernünftigerweise, keine Malträtierung irgendwelcher Bücher verbietet: Er hat allerdings heftige Reaktionen ausgelöst. Ob sie seine persönlichen Rachegefühle befriedigt haben? Vielleicht. Ist ihm ein Schlag gegen sein islamisches Herkunftsland Irak gelungen? Ich lasse das mal offen. Was er allerdings hervorgerufen hat, sind Unruhen im Irak selbst, gegen Schweden gerichtet, eine dramatische Verschlechterung des Verhältnisses der Staaten Irak und Schweden mit unerquicklichen diplomatischen Folgen, eine kulturelle oder auch religiöse Polarisierung.

Die Aktionen in Stockholm, so sehr man auch persönliche Motive nachvollziehen kann, haben zusätzliche Mauern in der Welt errichtet und den kulturellen Weltenkampf angefeuert. Nicht gut, wie ich finde. Ob die Aktion das wert war? Ich denke nicht, zumal sich für den Akteur / die Akteure doch eigentlich nichts geändert hat.

Was wäre, wenn in Deutschland jemand öffentlichkeitswirksam einen Koran verbrennen oder auf ihn treten würde?

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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