Herr Sarrazin bedient das rechte Lager (Leserbrief)

Leserbrief an das Medienhaus Bauer, Marl:

– Von Dietrich Stahlbaum, RE
– Betr.: Leserbrief des Herrn Nahler zur Integration
– Vom 29. Januar

Herr Nahler reitet auf alten Zahlen herum, wie Sarrazin, und fischt in einer trüben Quelle. Zahlen, Statistiken sind zwar nicht ganz unproblematisch. Man kann auch aus richtigen Zahlen falsche Schlüsse ziehen. Aber die Herren Sarrazin und Nahler berufen sich nun mal auf Zahlen. Und ihre Zahlen sind zum großen Teil überholt, und die Schlüsse, die sie daraus ziehen, sind falsch, während für die Studie der Berliner Humboldt-Universität («Sarrazins Thesen auf dem Prüfstand») neues Material herangezogen worden ist. *)

Naika Foroutan (Hrg. der Studie): „Sarrazin stilisiert sich als Tabubrecher. Wir wollten aber darauf hinweisen, dass in Wissenschaft und Politik, bei den Leuten, die tagtäglich beruflich Integrationsarbeit leisten, die Problemlagen der Integration schon wesentlich länger bekannt sind. Und seit fünf Jahren ist man dabei, Lösungsstrategien zu entwickeln und Missstände langfristig zu beseitigen, und seither ist einiges passiert. Doch Sarrazin nimmt die positive Integrationsdynamik gar nicht wahr und beschreibt teilweise die Vergangenheit.“

„Er ignoriert einfach Studien, die für Wissenschaftler und Fachleute von zentralem Gewicht sind - das ist doch verwunderlich, wenn man den Anspruch erhebt, wissenschaftlich schreiben zu wollen.“ [dpa.]

Ich werde den Lesern hier keine Zahlen um die Ohren schlagen; sie sind in der Studie und zum Vergleich in Sarrazins Buch jedem zugänglich. Interessant ist ein anderer Zusammenhang:

Herr Nahler (im Jahr 2000 Kommunalwahlkandidat der REP) nennt am Ende seines Leserbriefes seine Quelle: das Institut für Staatspolitik. Dieses private Institut wurde im Jahr 2000 von Akteuren der Neuen Rechten gegründet, u. a. von einem ehemaligen langjährigen Redakteur der ebenfalls neurechten Wochenzeitung «Junge Freiheit», eines der wichtigsten Sprachrohre dieses Instituts.

Der Einfluss der Neurechten reicht bis die Mitte der Gesellschaft, wo auch Zarrazin sich positioniert. Sie propagieren deutsch-völkisch-nationale Ideen.

Wesentliche ideologische Elemente der Neuen Rechten sind nach Auffassung des Ministeriums für Inneres und Kommunales NRW:

• Ablehnung des Individualismus, Universalismus, Liberalismus, Parlamentarismus, innergesellschaftlichen Pluralismus
• Nationale Identität und nationales Selbstwertgefühl
• Neubewertung der deutschen Geschichte, Frontstellung gegen das kritische Erinnern an den Nationalsozialismus
• Sozialdarwinismus, Biohumanismus
• Ethnopluralismus (Apartheid, Separatismus)
• anthropologische Ungleichheit ("Differenzierungslehre")
• Vorstellungen von einem ethnisch homogenen, hierarchischen und elitär geführten autoritären Staat.

Nun warte ich auf den vierten Schmähbrief eines erzürnten Herrn, der sich hinter verschiedenen falschen Namen und falschen Adressen versteckt.
– Hallo Mensch, wer bist du?

*) Im Internet unter: http://www.heymat.hu-berlin.de/

(Am 3. Februar in den Zeitungen des Medienhauses Bauer erschienen.)

Bürgerreporter:in:

Dietrich Stahlbaum aus Recklinghausen

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