Atomkraft 40 Jahre lang in der Kritik (Leserbrief)
Leserbrief an das Medienhaus Bauer, Marl:
– Von: Dietrich Stahlbaum, RE
– Betr.: Die Atomdebatte. Berichte, Kommentare, Leserbriefe
– Vom: 17.März
Wir beweinen die Toten in Japan, wir trauern mit den Angehörigen, leiden mit den Überlebenden. Und wir müssen uns fragen: Sind wir fähig, aus der atomaren Katastrophe zu lernen?
In Deutschland steht die „friedliche Nutzung“ der Atomkraft seit mehr als 40 Jahren in der Kritik. Uns fallen Namen ein: Kalkar, Wackersdorf, Hamm-Uentrop… Orte, an denen zumeist junge Frauen und Männer auch aus dem Kreis Recklinghausen gegen eine Technologie, deren Gewalt- und Zerstörungspotential alles Bisherige übertrifft, protestiert haben. Hamm-Uentrop wurde nach 5 Jahren wieder stillgelegt, Kalkar ging nie in Betrieb, Wackersdorf wurde gar nicht erst gebaut.
Schon in den 60er, 70er, 80er Jahren wurde vor der Unbeherrschbarkeit und den Gefahren der militärischen und zivilen Nutzung der Kernenergie gewarnt und die Entwicklung alternativer, ökologischer Energien ebenso gefordert wie ein sparsamer und schonender Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen. In Recklinghausen wurde 1988 eine Ökologische Verbraucherinitiative gegründet. Sie hat den Bau der ersten Windkraftanlage im Kreis finanziell unterstützt. Die kleine Anlage auf „Theos Farm“, einem Biolandhof“, arbeitet heute noch.
„Die Ökos“ aber wurden geprügelt, ausgelacht, als „Spinner“ abgetan. Sie wollten eine andere Technik und wurden zu „Technikfeinden“ abgestempelt. Zeitungen, allen voran die Boulevard-Presse, haben damals nicht ohne Erfolg versucht, die schlecht informierte Bevölkerung gegen uns aufzubringen.
1986 flog Tschernobyl in die Luft und schickte „die Wolke“ bis nach Deutschland. Das hat man bald wieder vergessen und ins Unbewusste verdrängt. Man baute weiterhin Atomkraftwerke und hatte sogar die irre Idee, in den Rieselfeldern bei Datteln/Waltrop Kohle nuklear zu verflüssigen. Man vergeudete Milliarden zur Subventionierung von Kohle und Kernkraft. Und setzt immer noch auf entgrenztes, naturschädliches Wirtschafts“wachstum“, auf Konsum und Verschwendung. Samstag sah ich ein T-Shirt mit der Aufschrift „born to shop“!?
Vierzig Jahre falscher Industriepolitik. In dieser Zeit hätte unsere gesamte Wirtschafts- und Lebensweise ohne soziale Verwerfungen ökologisch umgestaltet werden können. Jetzt tut Eile Not.
(Am 18.03.11 in den Zeitungen des Medienhauses Bauer, Marl)
Bürgerreporter:in:Dietrich Stahlbaum aus Recklinghausen |
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