Spurensuche auf dem ehemaligen Fliegerhorst Bracht
Wer auf der Bundestraße 3 von Marburg aus in Richtung Kassel fährt, kommt in Höhe des Abzweigs Rauschenberg/Bracht an dem Ausflugslokal “Schöne Aussicht“ vorbei. Von dort aus hätte man freie Sicht auf den Flugplatz Bracht samt seinem Flugbetrieb – wenn es ihn noch gäbe.
Der Fliegerhorst wurde als einer von vielen 1936 im Zuge der militärischen Aufrüstung des Deutschen Reiches fertiggestellt. Seine Versorgung mit militärischen Gütern erfolgte über eine im nahen Bahnhof Halsdorf abzweigende Anschlussbahn, deren Trassen-Verlauf, teilweise parallel zur Bundesstraße, nach dessen Rückbau 1946, trotz starken Bewuchses heute noch erkennbar ist.
Auf dem Fliegerhorst sollen während des 2.Weltkrieges ca. 27 Heinkel-Bomber HE 111 des Kampfgeschwaders 28 stationiert worden sein, die 1940 von dort aus Einsätze gegen Frankreich flogen. In den letzten Kriegstagen, kurz vor dem Anrücken der amerikanischen Truppen, wurden die Einrichtungen des Flugplatzes von Angehörigen der Wehrmacht zerstört. Ab 1949 entstand auf dem Gelände der Ortsteil “Bracht Siedlung“ zur Aufnahme von Flüchtlingen. Nur ein Straßenschild mit der Aufschrift “Am Bahndamm“ lässt erahnen, dass hier einmal mehr als Feld, Wald und Wiesen war.
Die Reste der Flugplatz-Gebäude wurden für die Bevölkerung als Baumaterial freigegeben und so vollständig abgetragen. So kann man sagen, dass rund 70 Jahre nach Kriegsende, bis auf ein paar künstlich angelegt wirkende Bodenformationen, die Natur den Flugplatz übernommen hat und quasi Gras über alles wachsen ließ.
Und so lässt sich nur schwer erahnen, wie nahe die umliegenden Dörfer am einstigen Kriegsgeschehen lagen. Ein paar junge Mädchen von damals, die heute ein biblisches Alter erreicht haben dürften, erinnern sich noch an Tanzveranstaltungen, die in der “Schönen Aussicht“ zur Unterhaltung des Flugplatz-Personals veranstaltet wurden, um ein wenig vom Schrecken des Krieges abzulenken.
Bürgerreporter:in:Karl-Heinz Töpfer aus Marburg |
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