Eduard Luckhaus - eine Retrospektive

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From Eduard Luckhaus 2010

1910-2010 Eine Retrospektive 100 Jahre Eduard Luckhaus
Städtische Galerie 11.09.- 26.09.2010
Kulturhalle Pfaffenhofen 12.09.-31.10.2010
Eine Veranstaltung der Stadt Pfaffenhofen
und des Neuen Pfaffenhofener Kunstvereins

Bilderalbum und Video von http://volksfesthabl2010.blogspot.com/

Eine Geschichte vom Wandern

Über den 100. Geburtstag des Pfaffenhofener Malers Eduard Luckhaus

Das Wandern zwischen Welten und Staaten, hervorgerufen durch verschiedene Situationen, denen sich die Menschen zu allen Zeiten stellen mußten: mögen es Aufträge sein, in einem anderen Land an der Entwicklung der Infrastruktur mitzuwirken, mögen es mangelnde Arbeitsvoraussetzungen im eigenen Land
sein, Veränderung der Lebensbasis durch die Verpflichtung zum Kriegsdienst, politische Unterdrückung von Volksgruppen oder Vertreibung aufgrund von Kriegswirren.
Gustav Adolf Luckhaus, der Vater des Kunstmalers, verließ im 19. Jahrhundert Luckhausen bei Köln in Richtung Polen, um dort sein Glück als Unternehmer im Tuchweberhandwerk zu suchen. Er gründete und leitete eine kleine Tuchfabrik in BiaBystok und später wurde er auf russische Anordnung hin nach Gluchowo interniert, wo er ebenfalls einen Tuchweberbetrieb aufbaute, da zu zaristischen Zeiten
deutsche Wertarbeit sehr geschätzt wurde. Dort heiratete er eine Estin, die ihm auf russischem Boden die Söhne Eduard und Wilhelm schenkte. Zurückgekehrt nach Polen wird die Familie offiziell als „polnische Bürger deutscher Nation“ geführt.
Eduard Luckhaus heiratete 1934 seine polnische Frau Krystyna in einer katholischen und einer evangelischen Zeremonie. 1936 startete er für die polnische Nationalmannschaft im Dreisprung bei der Olympiade in Berlin. Von 1936 bis 1939 absolvierte er ein Studium an der Sportakademie in Warschau und schloß mit einem Diplom als Sportlehrer ab. Nach Einmarsch der Deutschen 1939 in Polen wurde er
als Volksdeutscher Sportreferent der Sportakademie in Warschau, die nun für den Soldatensport genutzt wurde. Als deutscher Wehrmachtssoldat geriet er 1943 in russische Gefangenschaft. 1948 kam er als Spätheimkehrer nach Pfaffenhofen und traf hier auf seinen Bruder. Nun arbeitete er als freischaffender Kunstmaler und Werbegrafiker, später, ab 1957, als Sportlehrer am humanistischen Klostergymnasium
Scheyern.
Sophie Spies, die Tochter von Eduard Luckhaus, erzählt uns diese, und viele andere Geschichten ihrer weitläufigen Familie, zum Anlass einer großen Ausstellung zum 100jährigen Geburtstag ihres Vaters in Pfaffenhofen.
Es ist eine Geschichte vom Wandern in der Geschichte der Deutschen, der Polen, der Russen und nicht zuletzt eine Pfaffenhofener Heimatgeschichte. Eduard Luckhaus wird zu Recht als bekannter Pfaffenhofener Kunstmaler des letzten Jahrhunderts gewürdigt, hat er doch hier, nach langer Wanderung,seine Heimat gefunden, in der er sich als bescheidener Bürger einfügte. Auf der ehemaligen Schießbahn des Amberger Kellers baute er sein erstes Zuhause für sich und die mittlerweile aus Polen ausgewiesene Ehefrau und Tochter.
Mit 15 Jahren malte er seine ersten Portraits, in Polen gibt es Spuren seiner Malerei, und in russischer Gefangenschaft sind an die 700 Werke entstanden. Farbtuben in der Wehrmachtsuniform kosteten ihn bei der Gefangennahme fast das Leben und haben ihm später das Überleben des Lagers leichter gemacht.
Das künstlerische Erbe verwaltet die Tochter, es zeigt eine Vielfalt an Stilen und Techniken, die hier schwer zu beschreiben sind. Pfaffenhofen ist voller Spuren des Künstlers, auf öffentlichen Gebäuden oder in privatem Besitz. Mit Gebrauchsgrafik finden wir Luckhaus im Pfaffenhofener Landkreis- und Stadtwappen, in Brauereiplakaten zum Volksfest und zum Beispiel auch im Logo des ECP (Eissportclub Pfaffenhofen). Schmiedeeiserne Gitter mit seinen Motiven kennen viele Pfaffenhofener ohne das Wissen um den Urheber. Als Deutschstämmiger, in Russland geboren, als Sportler für Polen gestartet, mit allen drei Sprachen gesegnet, hat er die Kulturgeschichte Pfaffenhofens nach dem Krieg mitgeschrieben. Als Sportlehrer am Schyren-Gymnasium ist er nicht nur Generationen von Schülern in schweißtreibender
Erinnerung. Auch dem älteren Publikum wird die Ausstellung viele alte Geschichten in die Gegenwart zaubern.
Eine Geschichte vom Wandern durch die Zeit, von Heimat und Ankommen, von der Veränderung und dem Beständigen. Ein guter Boden für die nächsten Generationen, denn in der Familie wird auch das Künstlertalent bis hin zu den Urenkeln gehegt und gepflegt. Am 31. August 2010 jährt sich der Geburtstag von Eduard Luckhaus zum 100. Mal. Mit seinem Leben und seinem Werk hat er uns die Liebe zu seiner
Heimat und das „Pfaffenhofener Sein“ gezeigt. (M. Habl, S. Spies-Geiser)

Bürgerreporter:in:

Manfred Habl aus Pfaffenhofen

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