Meine Schritte zum Mond - Teil3 - Die Unbeachtete

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Hallo – jemand zuhause?

Ich bin´s, die S-II!

Ja, noch nicht einmal einen Zweitnamen hat man mir gegeben. Die dicke Berta da unter mir heißt S-1C. Und der Wichtigtuer über mir ist der S-IVB. Bildet sich sonstwas drauf ein daß er mitfliegen darf bis zum Mond. Na und? Gibt auch nur´n Loch im Staub wenn er da reinklatscht.

Und ich? Einfach „S II“ und fertig. Ist DAS gerecht?

Ich bin echt sauer – ohne mich kommt Ihr doch garnicht richtig hoch! Die Dicke macht schon nach zweieinhalb Minuten schlapp und läßt sich fallen, dann gehts aber doch erst richtig los – ich schaff mit 367 Sekunden mehr als das Doppelte, und das obwohl ich nur 25 m hoch bin im Gegensatz zu den 42m meiner Schwester!
Ich fühle mich echt diskriminiert. Eigentlich war ich ursprünglich mit 6,5m Durchmesser ja auch viel dünner als die S 1C. Die vier J2-Triebwerke von Rocketdyne hätten mir auch völlig genügt, da tritt mir schließlich jedes mit über 1 MegaNewton Schub ins Kreuz.
Und was passiert?
Die NASA- Leute wollten noch ein festes Centertriebwerk; die anderen vier sind genauso beweglich wie die meiner Schwester. Tja, da war ich denn auch wieder auf 10m, von 22,5m auf fast 25m Höhe gewachsen und man kann mich von der da unten garnicht mehr richtig unterscheiden.

Nein, ich bin nicht fett! Schließlich sind von meinen 481to Abflugmasse fast 93% Sprit – DAS müssen SIE erstmal schaffen! Die anderen 7 Prozent – das ist von allem meine Hülle und die fünf Triebwerke. Die Schubkraft der Triebwerke muß ich natürlich an den Rest der Rakete weiterleiten, daher bin ich an manchen Stellen etwas kräftiger gebaut – das nennt man Schubstruktur – was man meiner Figur aber nicht wirklich ansieht.
Ein bisschen Stolz bin ich mit den Entwicklungsmenschen auf meine Tanks – genauer gesagt auf die gemeinsame Trennwand.
Schaun Sie – man pumpt da zwei verdammt kalte Flüssigkeiten in mich rein. Nein, nicht wie eisgekühlter Bommerlunder, sonder RICHTIG kalt. Sauerstoff und Wasserstoff kennt Ihr ja bloß als Gas. Damit das Zeugs aber flüssig wird und bleibt wird der Sauerstoff auf – 182°C und der Wasserstoff sogar auf unter -252°C heruntergekühlt – das ist nur 20°C über dem absoluten Nullpunkt!
Also – mal´n Hieb nehmen geht garnich. Einmal kurz eingestippt und Ihr seht aus die die Sadam-Hussein-Karikatur in „Hot Shots“ samt Schoßhündchen!
Und die Kerle von North American Aviation haben es tatsächlich geschafft ein gemeinsames Trennschott zu bauen das den Temperaturunterschied von 70°C nichts ausmacht und so fast vier Tonnen Masse einspart.
Na ja – dafür ham´se denn auch bei der Apollo-Kapsel echten Bockmist gebaut – davon aber später.
Dann sind da noch etliche Meter Kabel, Sensoren, Ventile und so weiter. Den Strom dafür liefern vier 28V-Batterien. Bei Apollo 4 und 6 hatte ich auch Kameras dabei und habe gefilmt wie sich die Dicke vom mir löst und mich die dritte Stufe dann einfach im Stich läßt.

Ja – und wie geht das ab?
Also – wenn die S-1C keinen Sprit mehr hat wird sie mit kleinen Sprengladungen gelöst. Ein paar Feststoffraketen sorgen dafür daß sie etwas abgebremst wird und ich dadurch Platz habe meine Triebwerke zu zünden, erst die vier äusseren und dann das mittlere. Die drei Hansels da oben in der Kapsel werden also erst ein paar Sekunden schwerelos und kriegen dann einen ziemlichen Tritt...

Wozu aber dieser komische Zwischenring? Nun – der soll u.a. meine Triebwerke schützen. Aber warum fällt der nicht mit der ersten Stufe runter sondern wird auch noch beim Abfallen durch die bereits arbeitetende J2´s kurz durchgeröstet?

Die Erklärung ist eigentlich simpel. Also – erstmal werden wir schwerelos, also auch der Sprit. Würden wir jetzt die Ventile öffnen wüßte das Zeugs ja garnicht wo „Unten“ ist. Daher sind am Zwischenring wieder so ein paar Raketchen angedübelt die in Flugrichtung arbeiten. Die schieben mich nun so´n büschen an – und schon ist wieder „Schwerkraft“ da. Die Suppe läuft nun also zu den Ventilen und den Pumpen, die drücken es in die Brennkammer und da zünden der Sauerstoff und der Wasserstoff von allein.
Cyrogen nennt man das.
Wenn Sie also ins All fliegen wollen kippen Sie einfach einen Eimer flüssigen Sauerstoff und einen Eimer flüssigen Wasserstoff zusammen. Aber sagen Sie nicht der Tip wäre von mir – schon garnicht der Versicherung.

Ja, und dann geht das richtig ab. In 6 Minuten schieb ich die Jungs mehr als 100km weiter auf etwa 176km Höhe und beschleunige sie auf 7 km/s – das entspricht über 25.000km/h und liegt ziemlich dicht an der Geschwindigkeit für den Erdorbit, auch als 1. kosmische Geschwindigkeit bezeichnet.
Damit bin ich die größte und leistungsfähigste cyrogene Raketenstufe die bis dahin je gebaut wurde!

Nur – dummerweise sieht das wieder kein Schwein. Die Jungs in der Kapsel haben keinen Rückspiegel und von unten bin ich auch mit starken Fernrohren kaum noch zu sehen. Und so plumpse ich nach getaner Arbeit ziemlich einsam in den Atlantik und man macht sich nicht einmal daran nach mir zu suchen.

So enden Genies.... und deshalb hab ich Euch Erdferkeln mal so´n bisschen davon erzählt was für einen Knochenjob ich da oben vor über 50 Jahren erledigt hab. Und so Typen wie ein gewisser Geise oder Wisnewski, und da ist ja noch der Typ den Ihr sogar mal zum Forschungsminister gemacht habt – die würd ich mir gern mal vor´n Bauch binden und das Programm durchfahren – nur so zum Spaß. Von den 19 Stück die Ihr gebaut habt von meiner Sorte liegen jetzt drei im Museum – und jede davon würde sich drum reissen diesen Job zu machen.
Garantiert!

Der Zusammenbau der S II hat genausoviel Freude gemacht die von der „Dicken“. Die Teile, sinnvoll verpackt wurden zurechtgelegt. Zuerst kamen wieder die Triebwerke dran, das baugleiche der 3. Stufe (S IV B) habe ich gleich mit zusammengesetzt.
Anschließend wurden die Treibstoffleitungen eingesetzt und dann die Triebwerke in die Schubstruktur eingebaut. Darauf wird der Wasserstofftank montiert und zusammen mit dem oberen Tankdeckel des Sauerstofftanks in die äussere Hülle eingesetzt. Die exakte Positionierung ist durch die Ausschnitte kein Problem.
Durch die Detailfülle wird dem technisch interessierten Einiges klarer – und das ist m.E. einer der Hauptansätze dieses Bausatzes. Nach dem Zusammenfügen der Hüllenteile und Einsetzen des Klarsichtfensters wird die erste Schwäche offensichtlich – der Wasserstofftank ist leider nicht zu sehen. Nach Zusammenbau der Zwischenrings und Aufsetzen der S-II hat der Bausatz bereits beachtliche 2/3 seiner Gesamthöhe erreicht.

Bürgerreporter:in:

Edgard Fuß aus Tessin

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