Froh ein Atheist zu sein.. Teil 3: Aber warum?

Teil 2: http://www.myheimat.de/peine/gedanken/froh-ein-ath...

Was hat Religion mit dem Atheismus zu tun? Erst einmal nichts – denn Atheismus als solcher ist wert-frei.
Doch als Atheist UND Humanist bin ich zuerst Mensch und den Menschenrechten verpflichtet. Für mich spielt es keine Rolle warum und gegen wen Gewalt ausgeübt wird.
Es gibt für mich keine Rangfolge Deutscher-Ausländer oder Christ-Andersgläubiger.

Jener Briefwechsel-Christ schreib auf einen Einwand von mir bezüglich humanistischer Güte und Menschenliebe daß das alles keine Rolle spiele – nur wer an Gott glaube der würde erlöst. Ich denke das diese Einstellung viele Christen so teilen.
Doch was folgt daraus? Was ist deren Lebenszweck?

Es gab da eine hochinteressante Sendung über „Mutter Teresa“ die ich vorher durchaus als Vorbild ansehen konnte. Nun aber kam heraus daß sie augenscheinlich aus höchst egoistischen Motiven handelte – ihre Korrespondenz mit ihrem geistlichen Ziehvater legte dar daß es ihr immer nur darum ging vor ihrem Gott zu bestehen und sie Zeitlebens große Zweifel darüber plagten.
Auch daran daß sie dem bekunden nach Schwerkranken die gespendeten schmerzlindernden Medikamente verweigerte mit dem (m.E. perversen) Hinweis darauf daß diese durch ihr Leiden dann dem Leiden Christi näher seien ist erkennbar daß ihre Nächstenliebe vordringlich Mittel zum Zweck der eigenen Erlösung gewesen ist.
Nein – ich will nicht behaupten daß es allen religiös Gläubigen nur um ihre Erlösung geht, aber ist es abwegig anzunehmen daß dies zumindest am Rande immer auch eine Rolle spielt?

Ja, auch Atheisten können egoistische Motive für die Hilfe an anderen haben. So kann man z.B. gerade bei manchen Ehrenamtlichen durchaus Anzeichen von Geltungsbedürfnis, Selbstverwirklichung oder Blaulichtsucht beobachten.
Aber es gibt auch diejenigen die einfach nur helfen wollen, und das ganz ohne den Drang nach Erlösung.
Ist das gute Gefühl dabei auch schon Egoismus?

A propos „Erlösung“. Ich finde es immer wieder toll wenn mir insbesondere die „Zeugen Jehovas“ etwas vorschwärmen vom Paradies in das ja nur eine sehr geringe Anzahl Menschen Einlass finden werden. Mann, muß das ein Gedränge und Geschubse geben. Aber wenn man erstmal drin ist – ewige Jugend, Gesundheit und Schönheit.
Ewig.
Also auch auf ewig immer dieselben glücklich lächelnden Visagen sehen, strahlend wie im Werbespot („Miracoli ist fertig!“) und Hosianna singend.
Nee, dann lieber richtig tot...

Als Atheist sehe ich eine Auferstehung, Wiedergeburt, ewiges Leben als Märchen an.
Ja, für viele mag es eine bedrückende, unfassbare Vorstellung sein daß nach dem Tod nichts mehr ist ausser einem verwesenden Körper.

Ich habe mir eine Frage gestellt:
Vor mir haben zig- Milliarden von Menschen gelebt seit mehr als hunderttausend Jahren, und nach mir werden – wenn wir es nicht schaffen uns vorher selbst auszurotten – es ebenfalls Tausende von Milliarden sein bevor unsere Sonne stirbt und unser Planet unbewohnbar wird.

Es gibt Millionen Arten von Lebewesen auf diesem Planeten, und viele Millionen von Arten waren bereits ausgestorben lange bevor es den Menschen gab, und es sterben täglich weitere Arten weltweit aus (schon allein aufgrund dieser Tatsache taugt die Arche Noah auch nur für schlichte Gemüter).
Was also gibt mir Grund zu der Anmaßung daß ausgerechnet meine Existenz in irgendeiner Art und Weise erhaltenswert sein soll?
Warum soll ausgerechnet an dieser Gattung Mensch irgend etwas erhaltenswert sein?

Ich denke – nur ein Nicht-Gläubiger kann sich den klaren Blick für die Realität und ein barrierefreies Denken und Begreifen bewahren.
Und diese besteht aus einem überwältigend faszinierenden Universum (in das wir mit Hilfe der Wissenschaft und Technik einen kleinen Blick werfen dürfen und das in der Religion nur ganz am Rande vorkommt) mit einer unfassbaren Zahl von Galaxien, die wiederum aus einer für uns nicht begreiflichen Zahl von Sonnensystemen der unterschiedlichsten Art besteht und in dem unsere Welt einen ebenso unfassbar kleinen und unbedeutende Part spielt.

Wenn dieses Sonnensystem, dieser Planet, diese Gattung Mensch aufhört zu existieren so wird dies auf das Universum keinerlei Auswirkung haben – vielleicht werden Wissenschaftler auf einem anderen Planeten den Tod unserer Sonne in irgendeiner Statistik vermerken – und das war´s.

Ist der Glaube an unsere göttliche Erschaffung als angebliche Krone der Schöpfung, an ein ewiges Leben nur ein Zeichen menschlichem Größenwahns, oder kann ein schlichtes Gemüt einfach nicht mit der Tatsache unsere wahren Bedeutung(slosigkeit) fertig werden?

Je mehr ich mich damit vertraut gemacht habe desdo ruhiger wurde ich.

Doch – was ist mit dem „Sinn des Lebens“?
Wer braucht wirklich den Gedanken daß ein Über-Wesen das Universum, die Galaxie, unser Sternensystem, die Erde und schließlich uns Menschen nur deswegen geschaffen hat damit wir ihn anbeten, ihm dienen und ihn nicht zornig werden lassen?
Was für ein allmächtiges, allwissendes und zeitloses Wesen soll das sein das dermaßen menschliche Züge und Verhaltensmuster aufweist?

Als Atheist muß ich mir über Eines klar werden: Wenn die eigene Existenz einen Sinn haben soll dann nur diesen: Zu lernen, zu forschen, zu entdecken; etwas aufzubauen und weiterzuentwickeln – und dies alles an seine Umwelt weiterzugeben damit diese dort weitermachen können wo die eigene Existenz endet. Dies haben die Menschen vor uns getan und wir nutzen deren Lernen und Schaffen heute für uns.

Vielleicht schafft es die Menschheit sich nicht nur technisch, sondern auch geistig-ethisch soweit zu entwickeln daß sie unabhängig wird von dieser Welt, von diesem Stern den wir Sonne nennen.

Dann könnte sie ewig existieren. Religion, Hoffen und Beten, Priester und Kirchen jedenfalls haben bislang keinen wesentlichen Beitrag dazu geleistet.

Wer sich unserer Existenz, diesen Fragen mit offenem Verstand, ohne religiösen Tunnelblick und geistlicher Verklärung nähert kann kaum zu einem anderen Ergebnis kommen.
Entweder erfasst der Verstand diese Frage und stellt sich der Realität – oder wird bzw. bleibt religiös mit allen (unerfüllbaren)Hoffnungen und (realen)Ängsten.

Die Priester haben gegenüber den Wissenschaftlern und Technikern nur einen Vorteil: Sie werden ihre Heilsversprechen nie einlösen müssen.

Ein Atheist hat den Vorteil – er weiß das.

Und darüber bin ich froh.

Bürgerreporter:in:

Edgard Fuß aus Tessin

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