3 Minuten retteten 1945 die Stadt Peine vor einem bösen Ende
Von einem am damaligem Geschehen Beteiligten wird berichtet:
In den frühen Morgenstunden des 10.4.1945 maschierte eine starke deutsche Panzerabteilung aus dem Raum östlich Braunschweig nach Peine, um hier dem amerikanischen Vorschub entgegenzutreten.
Der Ordonnanzoffizier der deutschen Abteilung traf einige Minuten nach 7 Uhr in dem Peiner Befehlsbunker ein. Er war hier höchst überrascht zu erfahren, daß die Amerikaner schon vor Peine standen, daß sich der deutsche Kampfkommandant bereits abgesetzt habe und eine Abordnung zur Übergabe der Stadt etwa 3 Minuten vor seinem Eintreffen hinausgefahren war.
Nachdem er seinem Kommandeur, der bereits auf der Straße Stederdorf- Peine stand, Bericht erstattet hatte, kam er kurz vor 10 Uhr ein zweites Mal und verlangte, daß unverzüglich der Kampf beginnen müsse. Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als sein Fahrer in den Bunker stürzte und ihm meldete, daß soeben die Amerikaner in die Stadt Peine eingerückt seien. Daraufhin fuhr der Offizier sofort zu seiner Truppe zurück. Nach Angaben schoß diese in den nächsten Tagen noch 92 amerikanische Panzer ab.
In der Nacht vom 9. auf den 10.4.1945 kamen die verantwortlichen Männer der Stadt in dem Peiner Befehlsbunker zusammen, um über die nächsten Schritte zu beraten. Nach längeren Verhandlungen wurde beschlossen, daß am Morgen eine Abordnung unter der Führung des Bürgermeisters zu den Amerikanern hinausfahren sollte. Diese Abordnung fuhr am 10.4. knapp 3 Minuten vor dem Eintreffen des deutschen Panzeroffiziers ab.
Die Abordnung fuhr in zwei Autos nach Eixe, nicht unter der weißen Fahne, sondern unter der Flagge des Roten Kreuzes.
Da aber das Fuhsetal im Nebel lag, mußte in Vöhrum zusätzlich unter der Roten Kreuz Flagge über den Kühler des ersten Wagens ein weißes Laken gelegt werden. Um zu verhüten, daß die Amerikaner die kleine Flagge des Roten Kreuzes übersähen.
Die Abordnung wurde an der Fuhsebrücke vor der Eixer Mühle in Empfang genommen. Nach Verhandlungen in Eixe und später in Rosenthal, traf die Abordnung mit einem amerikanischen Kommando wieder in Peine ein, wo die Verhandlungen beendet wurden.
Diese kurze Darstellung zeigt, wie ernst damals die Lage in Peine gewesen ist. Man kann wohl sagen, daß es zu einem Kampf um oder in Peine gekommen wäre, wenn die Abordnung nicht den Mut gehabt hätte hinauszufahren.
Amerikanische Offiziere haben ausgesagt, daß die amerikanische Luftwaffe bereitstand, um im Falle des geringsten Widerstandes einzugreifen.
Das Schicksal der Stadt Peine hing damals an einem seidenen Faden. Dem Mut dieser Männer, die als Abordnung hinausfuhren, verdanken heute noch die Peiner den Erhalt unserer Heimatstadt.
Quelle: "Paane" Heimat unterm Rauch , 1949
Bürgerreporter:in:ADOLF Stephan aus Peine |
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