Utensilien einer Weißnäherin.

 H.M. = für Helene Meyer, Geburtsname der Großmutter
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In der alten Zigarettenschachtel fand ich diese dünnen Metallbleche , mit zwei kleinen Pinsel und ein kleines Näpfchen.

Meine Großmutter legte eins von den kleinen Schrift- Schablonen auf eine entsprechende Stelle eines Leinenstoffes , im Näpfchen war eine Farbe vorbereitet, mit dem Pinsel nahm sie etwas Farbe davon auf , und tupfte dann mit dem Pinsel über die gewünschten Buchstaben oder Zeichen der Schablone.

So enstand ein vorgezeichnetes Monogramm für z.B. die Bettwäsche oder Handtücher.
Anschießend wurde das Monogramm noch mit einem farblichen Faden fertig gestickt.

Früher war es üblich , daß in die Wäsche für die Aussteuer, die Anfangsbuchstaben des Namen hinein kamen.
In einigen Familien ist das sicher heute noch der Brauch , man braucht es nur nicht mehr mit der Hand machen.

 H.M. = für Helene Meyer, Geburtsname der Großmutter
Bürgerreporter:in:

ADOLF Stephan aus Peine

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4 Kommentare

Bürgerreporter:in
Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain
am 23.01.2011 um 18:04

Da besitzt Du sehr schöne Erinnerungsstücke. Hat Dir Deine Großmutter die Arbeitsweise noch gezeigt ? Ich besitze noch zwei oder drei Taschentücher mit gesticktem Monogramm.

Bürgerreporter:in
ADOLF Stephan aus Peine
am 23.01.2011 um 18:17

Einige ältere Personen kennen vielleicht noch eine Weißnäherin , diese Frauen arbeiteten meißt an Bett- und Unterwäsche , Tücher, oft war es aus Leinen und eben weiß.

Aber selbst zu meiner Kindheit wurde noch viel, viel ausgebessert, verlängert, verkürzt oder nur geflickt , so schnell wie heute Wäsche oder Kleider weg geworfen werden , - , so etwas gab es einfach nicht , - , selbst die besser gestellten Bürger ließen ihre Wäsche von Näherinnen ausbessern , und was echt nicht mehr ging wurde von ihnen an ärmere Leute gegeben, die ganz dankbar für solches waren , selbst wenn diese die verbrauchten Sachen wieder nur zum ausflicken ihrer ärmlichen Kleidung benötigten.

Als Junge bin ich mit meiner Oma manchmal mit gegangen, wenn sie in Peine etwas zu nähen hatte. Ziemlich oft mußte sie in Peine in die Schillerstraße, dort gab es damals die "Herberge zur Heimat ". Hier waren Menschen untergebracht die Heimat- und Wohnungslos waren. Für die Herbergsfamilie Laporte hatte Oma dann die Bettwäsche, Handtücher usw. auszubessern. Omas Nähmaschine ratterte fast pausenlos, nur zu Mittag und zum Abendbrot, was wir von Laportes bekamen, wurde eine Pause gemacht.
Es war natürlich keine elektrische Maschine, Omas Füße standen immer auf dem Tritt der die Nähmaschine ("Pfaff") antrieb.

Auch in ihrer Wohnung im Gröpern hatte sie an ihrer Maschine oft etwas zu nähen. Manchmal brachten Verwandte oder Bekannte einen neuen Stoff, wovon sie einen Schlafanzug oder Nachthemd geschneidert haben wollten.
Für Neuanfertigungen hatte Großmutter auch alle arten Schnittmuster, von denen sie dann , mit einem Zahnrädchen, die entsprechende Form auf den Stoff übertrug, um ihn anschließend zuzuschneiden.

Ich habe oft gern mit den leeren Zwirn- oder Garnrollen in Omas Nähe gespielt. -

Bürgerreporter:in
bärbel stephan aus Peine
am 23.01.2011 um 22:09

Die Weißnäherin fertigte vornehmlich Aussteuern an. Das waren nicht nur Bett-, Tischwäsche und Handtücher. Auch Laibwäsche der Frauen gehörten zur Aussteuer. Das erzählte mir eine andere W.N. Dazu gehörten eine festgelegte Anzahl Nachthemden, Laibhemden, Unterkleider (vergleich mit Unterröcken) Unterhosen und Schnupftücher und anderes.
Fünf solcher Leinenhemdchen, oben mit weißer Lochmusterborde, habe ich noch von meiner Schwiegermutter. Unsere Mädchen haben sie im Sommer gern als schicke Top's angezogen.

Dann hat die W.N. noch eine Arbeit, gemacht die man heute überhaupt nicht mehr kennt. Sie hat die Bettlaken 'gewendet'. Waren sie in der Mitte dünn geworden, schnitt sie von quer über die ganz Breite einen Streifen heraus und säunte die Stellen. Dann nähte sie das Kopf- und Fußende des Laken's zusammen. So entstand wieder ein stabieles Bettuch.
Die dünnen mittigen Stellen nahm man als Fensterputztücher. Die Stücke rechts und links wurden als Trockentücher für das Geschirr eingesäumt. Sie waren auch als gesäunte Schnupftücher sehr beliebt, weil der Stoff schon geschmeidig war.

Hemdkragen 'wendete' sie auch. Waren diese durchgescheuet trennte sie den Kragen vom Hemd ab, flickte die dünne Stell und nähte ihn mit der unteren Seite nach oben wieder an.

So sparsam ging man mit allen Sachen um, denn Neues kommte nicht einfach gekauft werden. Alles mußte aus dem Grundprodukt Stoff in Handarbeit erst gefertigt werden.

Heute werden etwas schadhafte Dinge als 'Einwegartikel' entsorgt.