Rötzum – Wo die Bandkeramiker ihr Holz schlugen! Landwirt Walter Heineke findet 7000 Jahre altes Steinwerkzeug
Angelockt durch die fruchtbaren Böden der Hildesheimer Börde ließen sich vor bereits 7000 Jahren jungsteinzeitliche Ackerbauern bei Bründeln nieder, die sogenannten Bandkeramiker. Namensgebend für diese Kultur sind die typisch verzierten Gefäße aus schwarzer Keramik, die sie fertigten und verwendeten. Die Fundstelle beim kleinen Ort Bründeln liegt in südlicher Hanglage und ist ein wichtiger Fundplatz aus der Epoche, als die Menschen der Steinzeit ihre Lebensweise radikal änderten und sesshaft wurden. Man wohnte bereits in großen Langhäusern aus Holz, legte Brunnen an und Betrieb Ackerbau und Viehzucht. Viele Belege für diese Lebensweise sind auf den Äckern bei Bründeln gefunden worden. Neben Scherben aus der Zeit sind es vor allem Steingeräte, die die frühen Bauern benutzt haben.
Ein kürzlich gemeldeter Altfund aus der Gemarkung Rötzum passt gut in dieses Fundspektrum und erzählt eine ganz eigene Geschichte. Es handelt sich bereits um den zweiten Fund eines bandkeramischen Breitkeils aus Felsgestein der bei Rötzum entdeckt wurde, denn an gleicher Stelle ist schon 1937 ein solches Gerät geborgen worden. Breitkeile sind typische Geräte zur Holzbearbeitung. Experimentelle Archäologen vermuten, dass das uralte Werkzeug wohl quer geführt wurde und man durch einen Schlag auf seinen „Nacken“ Spaltbohlen und Bretter aus Stammholz abspalten konnte. Die stets schräg abgenutzten Nacken der frühen Werkzeuge sprechen für diese These.
Rötzum soll in fernen Zeiten von Wäldern umgeben gewesen sein. Da man annehmen kann, dass die Bandkeramiker Vieh und Äcker nahe der Höfe unterhielten, waren sie hinsichtlich der Versorgung mit dem Baumaterial Holz in der weiteren Umgebung „unterwegs“. Dabei führte sie die Suche offenbar auch in die Gegend von Rötzum, wie die Gerätefunde vermuten lassen. Der Finder des Lesefundes, der Rötzumer Landwirt Walter Heineke, war vergangenen Monat mit seiner Gattin zum Antiquitäten-Forum in das Peiner Kreismuseum „gepilgert“, um das seltene Fundstück begutachten zu lassen. Schnell war klar, dass es sich um das älteste Stück der aktuellen Veranstaltung handelte; es wurde noch am selben Tag dem Peiner Kreisbeauftragten für Archäologie, Roland Hiller aus Vöhrum, vorgelegt, der sich davon sehr begeistert zeigte! Heineke war schon 1980 beim Rüben hacken auf den Fund gestoßen. Nun hatte er sich überlegt das Stück abzugeben, denn er dachte sich: „Wer weiß was damit geschieht, wenn ich mal nicht mehr bin!“ Das grau-grüne Felsgestein hält Hiller für sogenannten Diabas aus dem rezenten Vorkommen im Westharz. „Die haben ja damals schon Fernhandel betrieben,“ sagt der Peiner Beauftragte. Er plant für die nächsten Jahre ausgedehnte Feldbegehungen um die Fundstelle bei Rötzum, um auszuschließen, dass hier eine eigenständige, bisher unbekannte bandkeramische Siedlungsstelle existiert.
Bürgerreporter:in:History 4 free aus Peine |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.