Bandkeramiker in Bründeln - Börde-Bauern der Jung-Steinzeit

Gerätschaften der Bandkeramiker, gefunden in Bründeln
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Die Bandkeramische Kultur, auch Linearbandkeramische Kultur, ist die älteste bäuerliche Kultur der Jungsteinzeit (Neolithikum) mit permanenten Siedlungen in ganz Mitteleuropa. Der Name leitet sich von der charakteristischen Verzierung der keramischen Gefäße mit einem Bandmuster aus eckigen, spiral- oder wellenförmigen Linien ab. Die Bandkeramik war in Westungarn, der Ukraine, Österreich, der Südwestslowakei, Mähren, Böhmen, Polen, Deutschland und Frankreich (Pariser Becken, Elsass und Lothringen) verbreitet und ist die größte Flächenkultur der Jungsteinzeit.

Erste Funde beim Kiesabbau

Um etwa 5000 vor Chr. erschlossen sich Bandkeramiker auch die guten Schwarzerde-Böden Bründelns und siedelten dort in leicht südlicher Hanglage. Seit den Ausgrabungen 1940/41 in der Kiesgrube Lauenstein, wurden immer wieder unzählige Hinterlassenschaften der einstigen Steinzeit-Bauern entdeckt, vorwiegend Arbeitsgeräte aus Stein (Foto), aber auch verschiedene Keramik-Scherben, teilweise mit den typischen Verzierungen (Dekor). Eine riesige Mahlplatte aus Sandstein (verschollen), gefunden bei Erdarbeiten zum Straßenbau, belegt ferner die Getreideverarbeitung vor Ort. Die Bandkeramik-Epoche reicht zurück in die Zeit um 5600 bis 5500 v. Chr. Nach heutigem Forschungsstand geht man davon aus, dass die Bandkeramiker aus dem Karpatenbecken nach Mitteleuropa eingewandert sind. Besiedelt wurden zunächst die tief liegenden Löss-Flächen mit ihren fruchtbaren Böden.

Joghurt-Genuss dank Steinzeit-Bauern?

Angebaut wurden Einkorn, Emmer, Lein und die Hülsenfrüchte Linse und Erbse. Der Anteil der Knochen von Wildtieren (Jagd!) schwankt in den einzelnen Siedlungen stark, nimmt aber fortschreitend ab. Neben dem schon seit der Mittelsteinzeit domestizierten Hund wurden Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen gehalten. Nennenswert ist in diesem Zusammenhang die Entstehung der Laktasepersistenz (die Fähigkeit Milchprodukte zu verdauen) beim Menschen, die sehr wahrscheinlich auf die Bandkeramische Kultur zurückführt! Mit der Ausbreitung des Ackerbaus schwanden die Wälder, um Ackerland sowie Bau- und Feuerholz zu gewinnen.
Gewohnt hat man bereits in sogenannten Langhäusern (Foto), die in kleinen Gruppen auf sogenannten „Hofplätzen“ zusammenlagen. Die Häuser hatten Grundflächen von bis zu 40 m x 8 m. Sie bestanden aus einem Gerüst von 3 parallelen Pfostenreihen. Die äußeren Pfostenreihen waren zum Teil mit lehmverputzten Rutengeflechten zu Wänden gearbeitet, das auf den Pfosten sitzende Satteldach vermutlich mit Stroh, Schilf oder Rinde gedeckt. Daneben gab es aber auch kleiner Gebäude. Wenn kein Fließgewässer als Trinkwasserquelle vorhanden war, baute man Brunnenanlagen aus Holzbohlen.

Verzierte Keramik als Namensgeber

Über weite Entfernungen wurden spezielle Gesteine gehandelt, aus denen die Arbeitsgeräte gefertigt waren. Die Standardformen der schwarzen, teilweise schön verzierten Töpferware sind Kumpf, Flasche, Butte (eine Flasche mit fünf Querhenkeln) und Schale. Verzierte Keramik wird hauptsächlich durch Kümpfe repräsentiert, die eine geringe Wandstärke aufweisen und aus feinem Ton hergestellt sind. Einen solchen Kumpf bildet das Ortswappen von Bründeln ab.
Tote wurden auf verschiedenste Weise bestattet. Die Linienbandkeramik kennt Einzel- und Kollektivbestattungen, Brandbestattungen, Teil- und Körperbestattungen auf Grabfeldern, in Siedlungen und an anderen Orten. Bisweilen finden sich beide Bestattungsformen auf demselben Gräberfeld. Bei den Körpergräbern handelt es sich um rechte oder linke Hocker, die in Tracht und mit Beigaben bestattet wurden. Typische Trachtbestandteile sind Schmuckgegenstände aus Spondylus gaederopus, einer Meeresmuschel, die in der Adria und in der Ägäis verbreitet war und über weite Strecken gehandelt wurde. Aus ihr wurden Perlen für Ketten und Kopfschmuck, Armringe und Gürtelschließen hergestellt. Perlen wurden auch aus Stein und Bein gefertigt.

Krieg in der Steinzeit ?

Grundbesitz jedoch bedingte wahrscheinlich Konflikte, führte bisweilen zu Spannungen. Wissenschaftlich ausgegrabene Siedlungen der Bandkeramiker belegen regelrechte Massaker, um 20 Individuen wurden einst von hinten erschlagen oder erschossen. Bei den Tatwerkzeugen handelte es sich um quergeschäftete Steinbeile und Pfeile. Es ist also anzunehmen, dass die Täter ebenfalls konkurrierende Bandkeramiker waren. Noch immer kann man, besonders nach Starkregen, auf der exponiert gelegenen historischen Siedlungsstelle bei Bründeln Kleinfunde wie Scherben oder Steingeräte finden. Das Areal stellt jedoch ein geschütztes Bodendenkmal dar. Über das weitere Schicksal dieser frühen Ackerbauern und Viehzüchter wissen wir (noch) nichts, das könnte jedoch die Spatenforschung eines Tages ändern.

Bürgerreporter:in:

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