Alles Härke, oder was? Brauerei-Geschichte(n) aus Peine

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Härke Bier ist weithin bekannt und zumindest beim Peiner Freischießen wahrlich in "Aller Munde". Weniger bekannt dürfte den jüngeren Bierliebhabern aus der Region die Tatsache sein, dass bereits vor weit über 100 Jahren unterschiedliche, kleinere und auch größere Brauereien erfolgreich in Peine tätig waren. Textdokumente, historische Werbung und manchmal auch alte Flaschen berichten uns von den einstigen Traditionsbetrieben unserer Heimatstadt. Weit über 10 eigenständige Brau-Betriebe waren bisweilen über mehrere Genrationen hinweg in Peine ansässig. Das "Historische Brauereiverzeichnis Deutschlands" erwähnt für Peine als bedeutende Brauereien neben natürlich Härke u.a. die Brauerei Düvel, die Weißbierbrauerei Gustav Rost, die Brauerei H. A. Hübotter, die Vereinsbrauerei Hermann Haase, die Brauerei Santelmann und die Brauerei H. Langkopf. Letztere ging aus dem 1848 in der Breiten Straße gegründeten Familienbetrieb hervor. In den Jahren nach 1870 wurde die Braustätte mit ihren umfangreichen Kellereien in die Braunschweiger Straße durchlaufend bis zum Friedrich-Ebert-Platz und Neue Straße verlegt. Vermutlich setzte man in dieser Zeit auf die sogenannten PATENT-Flaschen, die bereits in eine dreiteilige Form geblasen wurden und dadurch fast schon modern genormt waren. Bei Altstadtgrabungen in Peine fanden sich reichlich Belge für diese "Glasverpackungen". Die Brauerei H. Langkopf und Malzfabrik GmbH wurde dann 1909 von der Lindener Aktien-Brauerei übernommen und und zu einer Mälzerei mit überregionaler Bedeutung umgebaut. Mit dem stärkeren Braugerstenanbau im Vorland des Harzes erweiterte und modernisierte sich die Malzfabrik fortlaufend, so dass die Tagesproduktion um 1955 bei 15 000 Kg Malz lag, woraus rund 75 000 Liter Lindener-Bier gebraut wurden.
Wann kam das Bier in die Flasche?
Man wird wohl nie genau wissen, wann Bier erstmals "auf Flasche gezogen" wurde. In Braunschweig fanden sich frühe Belege in Form von Brauer-Flaschensiegeln bereits für das 17. Jahrhundert. Gesichert ist der Handel mit Flaschenbier im 18. Jahrhundert durch einige, wenige Schriftquellen. Bierflaschen vor 1800 sind extrem selten und unter Sammlern heiß begehrt. Bevor man um 1900 vermehrt Porzellanverschlüsse für die sogenannten Bügelflaschen einsetzte, gab es Probleme mit befriedigenden Verschluss-Stopfen. Ähnlich wie bei den heutigen Sektflaschen nahm man Holz oder Kork als Verschluss; dieser Stopfen wurde zumeist dann noch verdrahtet. Sehr viel später setzte sich erst der sogenannte "Kronkorken" durch, der den Einsatz eines Flaschenöffners nötig machte. Im frühen 20. Jahrhundert verwendeten fast alle bekannten Brauereien die bisweilen sehr aufwändig gestalteten Relieftext-Flaschen, die allerdings bereits im sogenannten Voll-Automaten gefertigt wurden. Die Peiner Bierhandlung W. Hennies führte in jener Zeit stolz das Peiner Wappen mit dem springenden Wolf als Schutzmarke auf ihren Bierflaschen; auch besaßen viele Bierkäufer eigene, großvolumige, wiederverschließbare Kannen mit denen sie sich regelmäßig den Gerstensaft holten (Foto). Seit der "Werner-Welle" zu Beginn der 1980er Jahre begann jedoch der run auf Flensburger-Bier unter Jugendlichen und Fans kurz "Flens" genannt. Die Retro-Flaschen besaßen nun wieder den praktischen traditionellen Bügelverschluss und erreichten rasch Kultstatus. Die Nachfrage nach dem Bier aus Deutschlands nördlichster Stadt war bald so groß, dass man seitens der kleinen Brauerei heimlich in der ehemaligen DDR Bier aus Lübz (in Mecklenburg) dazu kaufte; die Konsumenten bemerkten davon jedoch nichts.
Fotos/Repro Jens Koch
1. Die Firma Langkopf 1955
2. Flasche W. Hennies und Bierkannen mit Besitzergravur etwa 100 Jahre alt

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