... und tot bist Du....
Nur 15% der Deutschen sind bereit Erste Hilfe zu leisten
Es passiert ganz plötzlich: Mitten auf der Straße verspürst Du einen stechenden Schmerz im Brustraum, kalter Schweiß bricht aus, Du bekommst Atemprobleme, ringst nach Luft.
Das Hemd scheint Dich einzuschnüren, Du hast Todesangst. Du taumelst, doch die Menschen um Dich herum schauen nur kurz und gehen weiter. Schließlich sackst Du zusammen, sieht noch wie einer sein Handy herausholt. Dein Blick verschwimmt, es wird dunkel. Kurze Zeit später können die Rettungssanitäter und der Notarzt, umringt von Schaulustigen nur noch Deinen Tod feststellen.
Der Mythos von unserer „Leitkultur“ hat einen weiteren Knacks bekommen:
Laut einer Erhebung des Reanimationsregisters der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie (DGAI) bezüglich der Erstversorgung bei Herz-Kreislaufstillstand ergibt sich für unsere Gesellschaft ein erschreckendes Bild: Nur 15% der Deutschen sind bereit Erste Hilfe zu leisten indem sie die Maßnahmen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung einleiten – damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich ziemlich weit hinten.
Von 2004 bis 2011 wurden fast 12.000 Fälle im Alltagsleben untersucht bei denen Reanimationen notwendig waren. Im häuslichen Bereich lag die Quote mit rd. 18% geringfügig höher, am besten versorgt wurde im Arbeitsleben (34%) wo in der Regel geschulte Ersthelfer zur Verfügung stehen.
Schätzungen zufolge erleiden jährlich etwa 70.000 bis 100.000 Menschen in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand, die meisten von ihnen aufgrund eines Herzinfarkts. Wären die Deutschen eher bereit zuzupacken, könnten jährlich etwa 10.000 Leben gerettet werden.
Die ersten 5 Minuten sind entscheidend: Immerhin fast 40% der von Ersthelfern Reanimierten lebten beim Eintreffen im Krankenhaus noch; hingegen gerade mal 30% von denen die erst durch den später eintreffenden Rettungsdienst reanimierten wurden, doch auch denn sind Spätfolgen zu erwarten – nach bereits diesen 5 Minuten wird das Gehirn infolge Sauerstoffmangel irreparabel geschädigt.
Herzmassage vor Beatmung:
Während noch genug Sauerstoff in der Lunge ist wird er jedoch bei Herzstillstand nicht transportiert - daher ist die wichtigste Maßnahme das Schlagen des Herzens sozusagen zu simulieren:
Bei der Herzdruckmassage wird das Blut weiter durch die Arterien gepresst und der darin enthaltene Sauerstoff kann die Organe, vor allem das Gehirn weiter am Leben erhalten.
Die meisten Deutschen geben an angeblich Angst zu haben etwas falsch zu machen – dabei ist nicht zu helfen das Falscheste was man tun kann – oder geben zu darüber überhaupt nichts zu wissen:
Das Wichtigste ist das Gehirn und die Organe über eine Herzdruckmassage am Leben zu halten.
Den Brustkorb fest, etwa fünf Zentimeter tief 30 mal mit einer Geschwindigkeit von 100 Stößen pro Minute eindrücken, den entsprechenden Rhythmus liefert passenderweise das Lied "Stayin' Alive" von den Bee Gees. Dabei werden Rippen brechen, aber im Gegensatz zum Gehirn ist das heilbar.
Danach 2 mal Mund-zu-Mund-Beatmung. Hierfür gibt es Kunststoffolien in Form von Schlüsselanhänger-Täschchen oder handtellergroße Beatmungsmasken für etwa 12€ mit der sich auch Säuglinge beatmen lassen.
Wer nur alle 2, mindestens aber alle 5 Jahre einen Samstag oder Sonntag für einen Auffrischungskurs z.B. bei ASB, DRK oder anderen Organisationen opfert (besser wäre einen Komplettkurs über ein Wochenende zu belegen) ist immer auf dem neuesten Stand und damit verliert sich auch die Angst – im Falle eines Falles reagiert man dann sowieso instinktiv. Hier wird auch der Umgang mit einem automatischen Defibrillator gezeigt wie man ihn inzwischen auf vielen Bahnhöfen und Flughäfen findet – nur die meisten Deutschen wissen darüber gar nichts.
Ähnlich schlecht wie die Deutschen standen der Untersuchung zufolge nur noch die Bewohner Süd-Andalusiens da – mit 12%.
Besser man nimmt seinen Herzinfarkt in Norwegen oder Skandinavien: Dort sind immerhin rd. 60% der Menschen bereit und in der Lage Erste Hilfe zu leisten – Deine Chancen sind dort 4mal höher als in Deutschland.....
Es passiert ganz plötzlich: Mitten auf der Straße verspürst Du einen stechenden Schmerz im Brustraum, kalter Schweiß bricht aus, Du bekommst Atemprobleme, ringst nach Luft.
Das Hemd scheint Dich einzuschnüren, Du hast Todesangst. Du taumelst, und plötzlich sind zwei Passanten neben Dir, stützen Dich und setzen Dich vorsichtig an eine Wand. Einer holt sein Handy aus der Tasche und setzt einen Notruf ab; der andere spricht Dich an, beruhigt Dich, lockert deine Krawatte und öffnet Dein Hemd. Der erste ist losgelaufen, er holt einen in der Nähe aufgehängten automatischen Defibrillator, öffnet den Deckel, liest kurz die Anleitung und legt Dir nach der automatischen Ansage des Gerätes zwei Elektroden an so wie es auf der Zeichnung im Deckel zu sehen ist. Das Gerät überwacht Deinen Herzschlag – und reagiert falls es keinen mehr spürt.
„Keine Angst“ sagt einer der Ersthelfer. „Wir sind bei Ihnen und wir wissen was zu tun ist.“
In der Ferne hört man die Sirene des Rettungswagens...
Bürgerreporter:in:Edgard Fuß aus Tessin |
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