Ein totkranker Fuchs hatte sich bei uns verkrochen
Als ich heute - am ersten Arbeitstag im neuen Jahr - in Hannover war, bekam ich die Kurznachricht: "In unserem Stall liegt ein schlafender Fuchs."
Sofort ging mir ganz viel durch den Kopf und ich wäre am liebsten sofort wieder nach Hause gefahren - das ging aber leider nicht.
Ein Wildtier, welches bei Menschen Schutz sucht, muss sehr krank oder sehr ausgehungert oder beides sein. Erster Hinweis: Nicht anfassen, nicht zu nahe an ihn heran!
Wie ist er denn in den Stall gekommen? Durch die Katzentür! - wie mager muss er sein? Hat er Tollwut, Würmer, sonst etwas, was die Ziegen, Katzen oder gar uns Menschen gefährlich werden könnte?
Mein Mann beleuchtete ihn mit einer kleinen Stirnlampe - der Fuchs machte die Augen auf und sah ihn an, rollte sich zusammen und schien wieder eingeschlafen zu sein - so wurde mir erzählt.
Wen ruft man an - was muss/kann man machen??? ... und ich konnte dort nicht weg und gar nichts für ihn tun!
Als ich einige Arbeitszeit später mal zuhause nachfragte, war der Fuchs bereits gestorben.
Nachdem mein Mann ihn nach draußen in den Garten gelegt hatte, sah man, dass ein Großteil des Rückens völlig fellfrei und verschorft war - er muss schon lange sehr gelitten haben.
Früher als geplant machte ich Feierabend (gut, dass es Gleitzeit gibt!) und setzte mich gleich an den Computer. Das Internet gab viel her, aber nicht wirklich viel Hilfreiches für unseren Fall.
Wir bekamen den Hinweis, dass auf dem Privatgelände verendete Wildtiere vom Grundstückseigentümer selbst zu "entsorgen" wären.
Nachdem ich sehr viel über Tollwut (die ich aber schnell ausschloß), Fuchsbandwürmer (Eier verbreiten sich beim Einatmen staubfein auch über das Fell ...) und Fuchsräude (eine fiese Milbenart) gelesen hatte, war klar, dass alles Heu das am Boden lag entfernt und der Bereich, in den er gelangen konnte, desinfiziert werden musste.
Die Katzen hatten Stallverbot - die Ziegen waren und sind auf der anderen Seite der Raufe (hoffentlich) nicht in Ansteckungsgefahr für was auch immer.
Mein Mann musste Hose und Pulli wechseln, nachdem er den Fuchs mit Handschuhen und mit Heu umwickelten Fesseln nach draußen getragen hatte. Die Kleidung muss bei mindestens 60°C gewaschen werden - vorsichtshalber.
Bevor ich das tote Tier zum Vergraben freigab, versuchte ich noch eine Tierärztin und das Institut für Wildtierforschung der Tierärztlichen Hochschule Hannover zur erreichen. Da ich von der TiHo noch keinen Rückruf erhalten hatte und es bald dunkel würde, entschieden wir, den Fuchs und das evtl. kontaminierte Heu zu vergraben, damit keine anderen Tiere damit in Berührung kämen.
Zuvor habe ich noch ein paar Fotos mit meiner Digi gemacht. Leider sind die Bilder aus dem Stall, als er noch lebte und guckte, mit dem iPad nichts geworden. Es war dort zu dunkel.
Sicher gibt es Mitbewohner im Dorf, die froh sind über jeden toten Fuchs - wir hätten ihm dennoch gerne geholfen. Allerdings denke ich, dass man einem Wildtier, dass sich freiwillig - noch dazu in einem bisher milden, eisfreien Winter - in ein von Menschen genutztes Gebäude legt, schon nicht mehr helfen kann. Er hat sich sicher gezielt zum Sterben dort verkrochen?!?
Andererseits bin ich aber auch froh, dass wir zur Zeit keine kleinen Lämmer und keine Hühner haben! Ein hungriger Fuchs ist da unberechenbar.
Jetzt ist er tot und hat endlich keine Qualen mehr auszustehen.
Bürgerreporter:in:Kirsten Steuer aus Pattensen |
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