Konfirmation in Koldingen 1963

Gott ist Liebe, mit dem Spruch bin ich auch getraut worden.
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Am Sonntag den 17. Mai (Rogate) sind wir zu einer Konfirmationsfeier eingeladen worden. Was schenkt man denn da?
1963 als ich konfirmiert wurde war das noch einfach. Von meinen Patenonkeln bekam ich Anzug, Hemd, Krawatte (von Erdmann) und Schuhe (von Neumann – sonst Bühre). Eine komplette Ausstattung für die Tanzstunde. Dann habe ich 80 paar Taschentücher, ein Fotoalbum vom Schlachter Höppner aus Pattensen, . . . , und natürlich auch Geld bekommen. Ich war erstaunt, wie viele Leute aus dem Dorf und den Nachbarorten an mich gedacht hatten. Von dem Geld wurde sofort ein neues Fahrrad mit Sachs 3-Gang-Schaltung gekauft, der Rest kam auf das Sparbuch. An unsere Haustür wurde ein großer Buchsbaumkranz wie bei einer Hochzeit als Girlande aufgehängt. Alle Verwandten kamen und nach dem Kirchgang mit der eigentlichen Konfirmation wurde im Großfamilienkreis mit der gesamten Verwandtschaft gefeiert. Die Nachbarsfrauen halfen beim Kochen und bedienen mit aus. Das ganze Fest ging bis spätabends, bis die Verwandten aus Hannover mit frischen Eiern, Schinken und Mettwürsten versorgt wieder mit der Strassenbahn nach Hause fuhren. (Onkel Willi mit den dicken Zigarren hatte ganz schön aan im Baste). Am nächsten Tag hatten wir frei, und unter uns fand eine Nachkonfirmandenfeier statt.
Das ganze fing ja zwei Jahre vorher an. Das erste Jahr war Vorkonfirmandenunterricht. Bei Fräulein Schoop und Pastor Teske. Unsere Kapellengemeinde gehörte damals zu Kirchengemeinde St. Petrie in Rethen. Der Pastor musste jeden Sonntag zweimal Predigen. Bei Hochwasser der Leine musste ihn auch mal Bäcker Bolte mit seinem hohen Kutschenwagen durch das Wasser fahren.

Pastor Teske war die Lutherausgabe in Person.

Was wir bei ihm alles lernen mussten.
Den Kleinen Katechismus – die 10 Gebote mit Erläuterung, das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, die Taufe, das Abendmahl natürlich die gesamte Kirchenlithurgie und mindestens 4 Kirchenlieder (Lobet den Herren, Ein feste Burg, Geh aus mein Herz, Jesus geh voran, Großer Gott wir loben dich, Oh Haupt voll Blut und Wunden, . . . ) neben den allgemein bekannten Weihnachtsliedern.
Jeder bekam eine Karte auf der alle Kichensonntage und Feiertage aufgelistet waren, und hier wurde jeder Kirchenbesuch gegengezeichnet. Wehe man hatte nicht genug Unterschriften. In der Kapelle saß man vorne auf den Konfirmandenbänken. Im zweiten Jahr bekam die Gemeinde einen neuen Pastor. Was immer die Gründe mit dem Kirchenvorstand waren. Dieser Pastor Nöldeke war ein Urenkel von Wilhelm Busch, und auf einmal war alles nicht mehr so streng.
Trotzdem gab es eine öffentliche Prüfung. Bei Anwesenheit der Gemeinde wurden die Konfirmanden vom Pastor auf ihr Wissen befragt. Da man ja Konfirmiert werden wollte, musste man also ganz schön pauken.
Dann wurde natürlich das obligatorische Konfirmationsbild gemacht. Wir waren ja nur vier Jungen aus unserem Dorf. Die nächsten Jahrgänge waren dann wieder gemischt und stärker besetzt.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Mücke aus Pattensen

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10 Kommentare

Bürgerreporter:in
Romi Romberg aus Berlin
am 15.05.2009 um 23:18

@ Karl-Heinz, ich war 1966 in Schlesien zur Feier einer Kommunion eingeladen. Auch im Großfamilienkreis, auf den Fotos zähle ich so knapp 100 Personen.
Eine Woche lang davor war die Küche einem Heerlager zu vergleichen.. der Kuchen z.B. kam per Pferdewagen aus dem nächsten Dorf - aber dieser Wagen war VOLL!
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Wenn ich an MEINE Kommunion zurückdenke.. damals spielte echt noch die Kirche die Hauptrolle (aber wir waren Kinder, keine Jugendlichen, da ist das sicher ein wenig anders).

Bürgerreporter:in
Karl-Heinz Mücke aus Pattensen
am 16.05.2009 um 12:18

Ja bei uns wurde auch der Kuchen im Nachbarort Rethen bei Bäcker Bolte gebacken und mein Vater holte ihn mit Trecker und dem besten Anhäger dort ab.

Bürgerreporter:in
Andreas aus Niedersachsen aus Laatzen
am 16.05.2009 um 16:47

Danke für die Auskunft :)

Und ob Kirche, DDR oder Buschdorf - Initiationsriten scheint es immer und überall zu geben ;)