Heute ein König – von Hannover!

Das große Rätsel unserer Zeit – jetzt überraschend gelöst!
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Tja, wer hätte das gedacht? Seit Wochen nun outen sich bislang völlig unbekannte Staubgeborene aus der Region Hannover als nächste Verwandte des seit der denkwürdigen Expo 2000 weltweit bekannten, offiziellen Welfenführers Ernst August, ebenfalls von Hannover. Wie konnte es zu dieser geradezu inflationären Vermehrung adeligster Sprosse kommen? Und was hat sie getrieben, sich nunmehr der erstaunten Öffentlichkeit als Bruder, Schwester, Onkel, Tante usw. zu präsentieren? War es der sagenumwobene Reichtum des Welfenhauses, oder die Wahrung der Thronansprüche in Hannover und England zugleich? Oder war es womöglich gar der banale Wunsch, der Schwägerin Caroline in Monaco mal ganz jovial die erlauchte Hand zu reichen – nach dem Motto: wir als Königs kenn'n uns doch aus innerer jroßen Welt, nö?

Nun denn: Gestern, am Tag nach Nikolaus, war es dann soweit! Des Rätsels Lösung wurde offenbar. Hier sei gestattet, etwas weiter auszuholen, um den Vorgang besser zu beleuchten. Zumindest besser, als die schlecht ausgeleuchteten Königs von Hannover in den vermeintlich so rätselhaften Selbstanzeigen an prominenten Stellen der lokalen Tageszeitung Hatz. Anfangs hätte man ja noch mit einiger Phantasie vermuten mögen, dem drögen Erscheinungsbild des Blattes fehle ein wenig Glamour, sozusagen etwas YellowPress-Feeling. Dazu aber erschienen die Königsportraits dann doch ein wenig zu duster. Obwohl – die Fährte führt in die richtige Abteilung! Wie so oft, wenn einem nichts Vernünftiges mehr einfällt, kommt die Blitz, Donner und Wunderabteilung ins Spiel: Genau! das Marketing. Und bei der Hatz gibt's tatsächlich auch so eine schöne Abteilung und natürlich auch einen Leiter. Wir wollen ihn schonen und nennen ihn schlicht Günter E. Dieser brave Mann muß sich, vermutlich auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken, in letzter Zeit des öfteren in Buchhandlungen herumgetrieben haben und dort ist er dann auf die zündende Idee gekommen.

Dazu muss man wissen, dass der schlichte Buchhandel ein Kind von gestern ist. Findige Marketingexperten (!) haben dort bereits seit längerem Bereiche installiert, in denen sog. Non-Books angeboten werden. Das ist all der Schnickschnack unnützer Dinge, denen man bis dahin in Buchhandlungen sehr sicher aus dem Wege gehen konnte – aber wie gesagt: diese Zeiten sind vorbei! Und nun begegnet uns das Wunder der Analogie. Günter E., so wollen wir ihn weiterhin zur Schonung seiner wahren Identität nennen, muss schlagartig erkannt haben (Es war vermutlich ein Klapps mit einem Buch auf den Hinterkopf, der ja bekanntlich das Denkvermögen erhöht), dass, wenn es in Buchhandlungen Non-Books zu erwerben gäbe, es ja vielleicht in Zeitungsverlagen/Geschäften auch Non-Zeitungen, oder um im Marketingsprech zu bleiben, Non-Papers ins Angebot gehörten. Und so geschah es.

Zum Wunder der Analogie gesellt sich nunmehr, marketingtechnisch sehr wohl begründet, das Wunder der Überhöhung. Denn, wenn man sich fragt (was die besagte Marketingabteilung gewiss getan hat), was es denn sein könne, das den unbefangenen Zeitungsleser oder sogar Abonnementsinhaber dazu bringen könnte, die Non-Paper-Abteilung zu betreten, dann kam man schnell zu der Überlegung (und das hat die besagte Marketingabteilung gewiss auch getan), das Angebot müsse ganz oben angesiedelt, also mindestens fürstlich oder gar – und da haben wir es denn endlich – königlich sein!

Und richtig: Für große und kleine Könige hält die bis hierhin als einigermaßen seriös geltende Hatz nunmehr die schöne Trendmarke "König von Hannover" bereit, welche diverse, äußerst kostbare Trendartikel, versehen mit dem edlen goldenen Logo auf schwarzem Grund, zum Erwerb anbietet. Erwerb - wie schnöde das doch klingt angesichts der wahrhaft trendigen Produkte/Preziosen, die zu erstehen jedem König zur Ehre gereicht. Und da werden sie dann konsequent präsentiert in einer Extra-Weihnachtsbeilage.

Man weiß garnicht wo man anfangen soll. Ist es der wunderbare Kaffeebecher mit dem royalen Logo, aus dem man natürlich notfalls auch ein gleichnamiges Bier aus Duisburg schlürfen könnte (... heute ein König)? Oder ist es das fabelhafte Frühstücksbrettchen, auf dem man dann dem König eine schmieren könnte? Eine königliches Wuschtebrot natürlich! Oder womöglich das königliche Saunatuch? In diesem edlen Gewande sieht selbst der Kaiser besser aus, als in seinen neuen Kleidern, und außerdem ist damit die Hierarchiefrage unter den sonst gewöhnlich Nackten in der Sauna wohl endlich und eindeutig zugleich geklärt. "Hoheit schwitzen heute aber wieder königlich!"

Am geeignetsten, sein königliches Geblüt und das dazugehörige königliche Anwesen angemessen zu präsentieren, ist allemal und immer noch die wunderschöne (Ja! man glaubt es kaum!) Fußmatte! Krone und Titel, wie gesagt in royalem Gold auf edlem schwarzen Grund gestellt, bieten so recht Gelegenheit, seiner schönen und edlen Herkunft angemessen Audruck zu verleihen. Man denke sich zum Beispiel den Überbringer diplomatischer Depeschen, wie er vor der Haustür von Königs bereits erfurchtsvoll den Kopf senkt vor der nunmehr bald erscheinenden königlichen Majestät – um sich dann von seinen Schuhen die Hundescheiße abzutreten, in die er auf dem Weg durch die königlichen Gärten getreten ist; da ist die Krone nun besudelt. Den Ärger wird Herr oder Frau König dann vermutlich mit einem Schluck königlichen Kaffees aus seinem eigens dafür vorhandenem Königsbecher herunterspülen. Vielleicht erwirbt er sich ja aber lieber die Trainings-DVD von Hannovers, allerdings bürgerlichen, Hundeexpertin, um dafür zu sorgen, dass der königliche Köter nicht mehr auf die ebenso königlichen Wege scheißt.

Wie gesagt, alles wunderbare und zugleich dringend notwendige Acessoires für ein königliches Dasein, die es sonst noch nirgendwo in dieser wahrhaft exklusiven Ausstattung gegeben hat und dazu noch zu durchaus bürgerlichen Preisen. Da steckt dann allerdings auch der Wiederspruch: Wenn sich jeder Staubgeborene diese wunderbaren Schätze so mir nichts dir nichts im nächsten Zeitungsladen erwerben darf und kann, welcher wahre König wollte sich dann noch mit diesem Plunder schmücken wollen. Lieber Herr Günter E., Fragen über Fragen. Fröhliche Weihnachten, oder lieber königliche?

P.S.: Der letzte König von Hannover, Georg V, war ja bekanntlich blind, also ohne Augenlicht. Dass er des o.g. Plunders dadurch nicht angesichtig werden könnte, kann man für einen Segen halten. Und der gegenwärtige E.A. trägt vermutlich aus diesem Grunde des öfteren eine sehr dunkle Sonnenbrille?!

Das große Rätsel unserer Zeit – jetzt überraschend gelöst!
Der letzte und echte! Georg V., König von Hannover. Man sieht ihn gelegentlich am Bahnhof herumstehen – aber er kann uns nicht sehen!
Bürgerreporter:in:

Wilhelm J. Luchtmannsheinrich aus Pattensen

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