„Mein Freund, der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot...“

die alte Fichte
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Alles was um diesen alten Riesen herum steht, ist bedeutend jünger, dünner, kleiner. Nur eine urige Freundin, die alte Eiche, einen windhauch entfernt, stammt noch aus gemeinsamen Kindertagen.
Heuer aber, in diesem Jahr, genauer vor einer Woche, war es dann vorbei mit der Widerstandskraft der alten Fichte! Nicht Wind und Wetter waren es, die ihr den Garaus gemacht haben. Kein sauerer Regen konnte ihr etwas anhaben, kein Hochwasser, das sie kurzzeitig zu einer Mangrove hat werden lassen, aber auch die trockenste Periode nicht. Selbst ein strenger Winter nicht und ebenso ein milder. Ein kleiner Schädling namens Borkenkäfer vermochte es nun doch. Einer von diesen Rindenbrütern. Er kam mit einem ganzen Heer. Und nun ist sie tot. Kaputt sagen wir, wenn ein Baum „hi is“. Noch rieseln die Nadeln und bedecken den Weg mit einer dicken Schicht. Licht wird die Krone und Licht erreicht den Boden. Schatten war mir in diesem Fall lieber!

Ein kleiner Borkenkäfer also. Über 100 Arten gibt es von diesem kleinen, nur ein paar Millimeter großen „Mistvieh“! Eine dieser Arten aber hat ausgereicht, sich durch die Borke und Rinde zu bohren. Dort befindet sich das Leitungssystem der Bäume, das gleichzeitig ihr Versorgungssystem ist. Wurzelsaft wird hinauf in die Krone geleitet und Zuckerlösung aus den Nadeln nach unten hin verteilt. Und genau in diesen gräbt und bohrt sich der Borkenkäfer entlang, knabbert und schlürft sich satt, nährt sich seine Brut und zeichnet so ein Holzmuster, als hätten er einen Kunstwettbewerb zu gewinnen. Dem Baum aber wird dadurch sein Versorgungsystem unterbrochen und er stirbt.

Einen gesunden Baum befällt ein Borkenkäfer nicht. So heißt es. So warunsere Fichte wohl bereits geschwächt und konnte sich der diesjährigen, massiven Borkenkäferattcke nicht mehr erwähren. Dieser Bursche ist aber auch ganz pfiffiges Käferlein. Die Männchen können orten, ob eine Fichte noch über ihre intakte Abwehr verfügt. Das ist das Harz. Stimmt der Harzfluss nicht mehr, kann das Borkenkäfermännchen sich leicht seinen Weg durch die Borke in die Rinde bohren. Dort schafft er sich eine Art Höhle, die man „Rammelkammer“ nennt. Kein Witz, das habe ich bei Wikipedia gelesen!! Ist er mit dem Ausbau fertig, lockt das Männchen mittels eines Duftstoffes das Weibchen dorthin. Nun, hier legt es dann nach erfolgreicher Aktion seine Eier ab. Das Weibchen bohrt zur Eiablage nochmals eigens dafür angelegte Gänge, in denen dann die Larven schlüpfen. Diese bohren sich wiederum durch das Holz und weil das Muster nachher, wenn die Borke abgefallen ist, so beeindruckend ausschaut, nennt man sie auch Buchdrucker oder Kupferstecker.

Borkenkäfer und seine Verwandten gehören eigentlich zu den Destruenten, also den Tieren, die in unserer Natur eine wichtige Rolle spielen, nämlich die der Umsetzung von organischem Material in mineralische Stoffe und somit ein Teil des Ökosystems sind.

Allein, wenn der Borkenkäfer explosionsartig auftaucht, bedingt durch Hitzeperioden und vielleicht noch milde Winter mit viel Schneebruch, dann hat auch diese stolze, starke Fichte keine Chance mehr!

Aber wie die Natur nun einmal spielt, stehen bereits junge Laubbäume wie Ahorn und Esche in den Startlöchern und wetteifern um den neugeschaffenen, lichtreichen Platz im Wald.
Ob sich meine alte Eiche allerdings mit diesem Jungholz anfreunden wird? Man wird sehen!
(Aber Obacht: Bei Eichen heißt das „Mistvieh“: Eichenbastkäfer!)

Bürgerreporter:in:

Urte Langer aus Olching

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