Sinnesparcours "Gewaltfrei Leben" am Gymnasium in Oberursel
Im Oberurseler Gymnasium war vom 14. bis 20. Februar 2013 der Sinnesparcours von "GewaltFrei Leben" aufgebaut. Mit Hilfe der fünf Sinne Hören, Sehen, Riechen, Fühlen und Schmecken sollte den Schülern des Oberurseler Gymnasiums und anderen Besuchern der Umgang mit verschieden Formen der Gewalt zugänglich gemacht werden.
Zur Veranschaulichung, wie mit Hilfe der verschiedenen Sinne der Zugang zu einem nicht ganz einfachen Thema geschaffen werden kann, war am Oberurseler Gymnasium eine Tür gestaltet worden, auf welcher fünf Sinne durch Schlüssel symbolisiert werden. Diese Sinne werden im Sinnesparcours jeweils zur Erläuterung einer Form von Gewalt benutzt. Der Parcours umfasst fünf Räume, in denen jeweils ein Sinn angesprochen wird.
Hören
In einem Hausflur hören die Besucher, wie sich Leute anbrüllen und es offensichtlich zu Gewalt kommt. Sie müssen sich zwischen zwei Türen entscheiden, die mit "Weg!" und "110 Wählen" beschriftet sind. Erstere Wahl führt durch einen leeren Raum mit weißen Wänden, während man hinter der anderen Tür eine Notrufsäule findet. Eine Tür für die Option, selbst nach den Streitenden zu schauen, wird nicht angeboten - mit dieser Wahl würde man sich in große Gefahr begeben. Die beste Lösung ist, die Polizei zu rufen - auch dann, wenn man sich nicht sicher ist, ob man wirklich eine Gewaltszene gehört hat oder nur der Fernseher zu laut war.
Sehen
Dieser Raum erweckt den Eindruck, in einer mit Grafittis besprühten Unterführung zu stehen. In einem Video sehen die Besucher, wie ein Mädchen vor zwei bedrohlich wirkenden Gestalten flüchtet. Als Opfer sollte man durch Hilferufe andere auf die Situation aufmerksam machen. Helfer sollten je nach Situation auf Distanz bleiben oder das Opfer aus der Gefahrenzone holen.
Riechen
In einem Klassenraum sitzt ein Schüler abseits von allen anderen. Auf seinem Platz stehen mehrere Dosen, in denen man nach dem Öffnen unangenehme Gerüche erschnuppern kann. Wenn andere stänkern, muss man versuchen, aus der Opferrolle herauszukommen, indem man sich Hilfe holt, etwa bei Lehrern oder der Polizei.
Fühlen
Dieser Raum bietet wieder eine Wahlmöglichkeit: Möchte man lieber sich in einem engen Gang zwischen durch Personen, die durch gefüllte Arbeitsanzüge dargestellt werden, durchquetschen, oder wählt man einen Umweg durch einen Gang ohne Körperkontakte? Ungewollte Berührungen stellen eine Form von Gewalt dar, der man durch passendes Verhalten aus dem Weg gehen kann.
Schmecken
Diesen Raum hielten einige Passanten für eine Kinderdisco, weil dort rhytmische Musik gespielt wurde. An einer Theke im Eingangsbereich wartet schon ein Teufel, um den Gästen unangenehm schmeckende Getränke anzubieten. Manche trauten sich nicht - dann musste der Teufel alleine oder nur einem Mittrinker einen Drink mit Essiggeschmack trinken.
In einem davon abgetrennten Teil des Raums werden Video von Youtube gezeigt, bei denen betrunkene Jugendliche von ihren "Freunden" gefilmt wurden, wie sie sich gerade selbst vollkotzen. Das ist nicht unbedingt appetitlich - auch wenn die Videos stark verpixelt sind - und damit ein gutes Argument, nicht im Übermaß Alkohol zu trinken. Nicht jeder Besucher möchte sich dies länger als nötig anschauen. So fragte etwa eine Frau, ob sie das bis zum Ende ansehenh müsste, was zum Glück nicht der Fall ist.
Hinter dem nächsten Durchgang wartet ein Engel mit wohlschmeckenden Getränken. Es muss nämlich nicht immer was Alkoholisches sein.
Den Sinnesparcours war für die Klassen 8, 9 und 10 vom Gymnasium vorgesehen. Für die jüngeren Schüler sind einige Darstellungen von Gewalt noch zu bedrohlich, weswegen es höchstens Kurzführungen mit Besuch des Mobbingraums gab. Die älteren Schüler hingegen waren als Lotsen im Sinnesparcours unterwegs oder mit den Vorbereitungen fürs Abitur ausgelastet. Neben den Schülern vom Gymnasium waren auch Klassen von anderen Schulen oder andere Gruppen wie die Konfirmanden aus Friedrichsdorf angemeldet.
Am 15. Februar bestand im Rahmen des Tags der offenen Tür die Möglichkeit, den Sinnesparcours zwischen 17 und 19 Uhr zu besuchen. Leider wurde die Gelegenheit nur wenigen Erwachsenen oder Jugendlichen genutzt. Zahlreiche Besucher waren zwar zu den Informationsveranstaltungen der Schule gekommen, waren damit aber ausreichend beschäftigt und hatten keine Zeit für den etwas abseits gelegenen Sinnesparcours. Für die, die den Weg zum Sinnesparcours gefunden hatten, gab es Führungen in kleinen Grüppchen von etwa einer halben Stunde Dauer. Führungen mit Schulklassen können auch deutlich länger dauern, wenn die Gelegenheit zum Austausch, etwa durch Berichte über eigene Erfahrungen, genutzt wird.
Wer den Sinnesparcours in Oberursel verpasst hat, hat während des Hessentags 2013 in Kassel Gelegenheit zu einem Besuch.
Links
Sinnesparcours in der Kestner-Schule in Wetzlar beim Hessentag 2012
Eröffnung des Sinnesparcours in der Kestner-Schule
Sinnesparcours in der Erich-Kästner-Schule in Oberursel beim Hessentag 2011
Eröffnung am 12. Juni in der Erich-Kästner-Schule in Oberursel beim Hessentag 2011
Sinnesparcours in der Georg-Büchner-Schule in Stadtallendorf beim Hessentag 2010
Bürgerreporter:in:Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf |
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