Schulbuchzensur: Gottes Werk und Bayerns Beitrag

Darin steht ein Text der amerikanischen Schriftstellerin Susan Jacoby, in dem sie behauptet, dass "ein unbestreitbarer, starker Zusammenhang zwischen religiösem Fundamentalismus und einer fehlenden Bildung" bestehe. | Foto: http://www.jesus.de
  • Darin steht ein Text der amerikanischen Schriftstellerin Susan Jacoby, in dem sie behauptet, dass "ein unbestreitbarer, starker Zusammenhang zwischen religiösem Fundamentalismus und einer fehlenden Bildung" bestehe.
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Im SPIEGEL online war es nachzulesen unter
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,7...

Auszüge:
Ausgerechnet im gottesfürchtigen Bayern gibt es jetzt einen hässlichen Streit um Inhalte mit Religionsbezug in den Lehrmaterialien. Die Folgen sind pikant. Plötzlich verschwanden aus einem Schulbuch Seiten mit einem religionskritischen Text. Nun stellt sich die Frage: Knickte das Kultusministerium ein, weil frömmelnde Hardliner auf eine Korrektur drängten?

Begonnen hatte die Affäre vergleichsweise harmlos: Eine Allgäuer Gymnasiallehrerin nahm im Frühjahr Anstoß an einem Schulbuch des Berliner Verlages Cornelsen. Der hatte es gewagt, im neuen Englisch-Lehrbuch "Context 21" den scharfzüngigen Text einer US-Journalistin zu drucken. Die Autorin Susan Jacoby geht darin streng mit religiösen Hardlinern in ihrer Heimat ins Gericht. Sie kritisiert christliche Fundamentalisten in den USA als eine anti-intellektuelle, gefährliche Bewegung.
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Eine direkte Beschwerde gegen das Lehrbuch habe es nicht gegeben, sagt Ministeriumssprecher Ludwig Unger. Was es aber gab - und zwar etwa zu jener Zeit, als sich die Lehrerin erstmals an den Verlag wandte - war eine Anfrage des christlichen Nachrichtenportals "Idea" ans Ministerium.

"Idea" möchte erreichen, dass Medien der "christlichen Botschaft einen größeren Stellenwert einräumen". Das Portal gehört zur Evangelischen Allianz, einer Dachorganisation von Freikirchen und pietistischen Gruppierungen. Dort sammeln sich größtenteils protestantische Christen, die die Bibel oftmals wörtlich nehmen. "Vor etwa einem Vierteljahr fragte 'Idea' wegen des Buches bei uns an", sagt Unger. Die Pressestelle des Ministeriums sei von "Idea" informiert worden, es hätten sich zwei Lehrer gemeldet, die einen Text im Lehrbuch "Context 21" "unerträglich" fänden, so Unger. Das Ministerium war überrascht: "Damals kannten wir das Buch noch gar nicht." Erst Mitte Juni schickte Cornelsen das Schulbuch zur Überprüfung an die bayerischen Offiziellen.

In der vergangenen Woche hakte der religiöse Nachrichtendienst "Idea" erneut beim Ministerium nach - just zu der Zeit, als sich die Experten für das Schulfach Englisch intensiv über das neue Lehrbuch beugten.

Offenbar war die Intervention erfolgreich. Die kritisierten Seiten sollen aus Sicht der Bayern aus dem Buch herausgenommen werden. Zuerst aufgefallen war der kleine Erfolg der Bibelfreunde dem ScienceBlogs-Schreiber Florian Freistetter. Am Freitagnachmittag habe das Ministerium angerufen und mitgeteilt, der Verlag solle die Doppelseite aus dem Kapitel 3B zur Religion in Amerika "entweder ganz streichen oder ersetzen", sagte Cornelsen-Sprecherin Irina Pächnatz SPIEGEL ONLINE. Eine genaue Begründung habe es nicht gegeben.
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Wenig später, am Samstag, meldeten die christlichen Journalisten von "Idea" Vollzug: "Cornelsen-Verlag muss anti-evangelikale Passagen in Schulbuch streichen", lautete die Überschrift ihrer Meldung. Das Ministerium, so "Idea" weiter, dulde die Darstellung im Kapitel über Fundamentalismus in den USA nicht, und zwar mit Verweis auf Artikel 131 der bayerischen Verfassung ("Ehrfurcht vor Gott"). Eine Darstellung, der Ludwig Unger widerspricht. Eine Sprecherin des Ministeriums sei von "Idea" "unvollständig zitiert" worden, sagte Unger SPIEGEL ONLINE.

Trotz der Beteuerungen steht nun der Verdacht im Raum, dass die Schulbehörde unter dem sanften Druck von religiösen Gruppen vorschnell auf deren Kurs eingeschwenkt ist. Die Evangelische Allianz ringt um öffentliches Gehör und mehr politischen Einfluss; 2008 zum Beispiel ging sie mit harten Bandagen auf zwei 18-jährige Schülerzeitungsmitarbeiter los, die den Frömmel-Kongress "Christival" kritisiert hatten - am Ende mit Erfolg: Die Bundeszentrale für politische Bildung distanzierte sich von den Jungautoren.

Ministeriumssprecher Unger weist den Einknickvorwurf entschieden zurück. Die Mitarbeiter hätten das neue Cornelsen-Lehrbuch "wie immer kritisch gelesen", sagt er. Allerdings habe man sich das Buch "auf die Hinweise hin angeschaut".

Unger versichert, das Ministerium habe auch nicht besonders sensibel reagiert, weil es um das Thema Religion geht. Vielmehr halte sich die Schulbehörde stets an die "historisch-kritische Methode". Problematisch sei das Englischlehrbuch, weil es eine "einseitige Interpretation" des religiösen Lebens in den USA und eine "einseitige Darstellung von Verhaltensmustern" vertrete, ohne die Gegenseite ausreichend darzustellen.
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"Context 21" soll nach den Sommerferien in allen deutschen Bundesländern erschienen sein, Thüringen und Sachsen haben es bereits überprüft und für gut befunden. Vorschauseiten, darunter auch die mit dem umstrittenen Text, stehen auf der Internetseite des Verlags.

In Bayern wird die Ausgabe anders aussehen und Jacobys religionskritischer Artikel fehlen. Das ist nicht unbedingt verkehrt.
Aber brauchen Bayerns Schulbehörden wirklich Nachhilfe von Evangelikalen?
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Mein Kommentar: Diese Art der zensierenden Kulturpolitik wie zu Franz Strauss' Zeiten hat auch offensichtlich die FDP nicht überwinden könnnen.

Bürgerreporter:in:

Joachim Elz-Fianda aus Nördlingen

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