Erstes Olympia-Wochenende ohne Medaille für Deutschland - gute Chancen am Montag
Nach verpassten Medaillen an den ersten zwei Tagen bei den Olympischen Spielen in London ist die Enttäuschung im deutschen Team groß – dabei kann Deutschland schon heute weiter auf Edelmetall hoffen: In fünf Disziplinen wird um einen Platz auf dem Treppchen gekämpft.
Schlechtester Olympia-Start seit 44 Jahren – klingt drastischer als es ist. 2008 in Peking hatte das deutsche Olympia-Team eine Bronze-Medaille nach dem Auftaktwochenende. Damals holten sich das Wassersprung-Duo Ditte Kotzian und Heike Fischer Platz 3. Im Wasser lief es am Samstag alles andere als gut für die deutschen Schwimmer. Der dreifache Europameister Paul Biedermann zog nicht ins Finale über 400 Meter Freistil ein. Auch seine Freundin und Doppel-Olympiasiegerin Britte Steffen scheiterte über 4 x 100 Meter Freistil im Vorlauf. Neben den zwei Edelmetallhoffnungen schieden auch Yannick Lebherz, Alexandra Wenk, Christian von Lehn und Hendrik Feldwehr aus. Paul Biedermann und Helge Meeuw konnten sich jedoch jeweils einen Platz im Finale über 200 m Freistil und 100 m Rücken sichern, in dem sie heute antreten. Die 4 x 100 Meter Freistilstaffel der Männer belegte Rang sechs und kann ebenfalls noch auf Edelmetall hoffen, während die Staffel-Frauen bereits ausgeschieden sind.
Kinnhaken schlägt Florettfechterin Golubytskyi K.o. – Schützen enttäuschen
Die deutsche Meisterin Carolin Golubytskyi führte mit 8:6 gegen die Italienerin Elisa di Francisca, als diese die 26-jährige Deutsche mit ihrem 500 Gramm schweren Florett am Kinn traf. Golubytskyi taumelte und ging sogar zu Boden. Nach einer minutenlangen Behandlung konnte sie zwar weiter fechten, doch der unfaire Kinnhaken ging nicht spurlos an ihr vorbei: Sie verlor letzten Endes deutlich mit 9:15. Während die ersten drei deutschen Schützen Jessica Mager und Beate Gauß (Luftgewehr) sowie Florian Schmidt (Luftpistole) bereits am Freitag ausschieden, mussten sich auch Munkhbayar Dorjsuren und Claudia Verdicchio-Krause (Luftpistole) vor dem Einzug ins Finale verabschieden. Die dreimalige Skeet-Weltmeisterin und Medaillenhoffnung Christine Wenzel kam auf Platz sechs.
Fechter und Turnerinnen gehen leer aus – Turner im Mannschaftsfinale
Vom Weltranglistenersten im Fechten, Nicolas Limbach, wurde eine Medaille erwartet. Doch er scheiterte überraschend im Viertelfinale am Russen Nikolaj Kowalew, der Dritter wurde. Auch Max Hartung schied im Viertelfinale aus. Benedikt Wagner verlor bereits im Achtelfinale gegen Limbach. Die Kunstturnerinnen rechneten fest mit dem Einzug in Mannschaftsfinale, doch mit Platz 9 verpassten sie dieses nur knapp. Oksana Chusovitinaund und Janine Berger erreichten das Einzelfinale im Sprung. Elisabeth Seitz steht im Finale am Stufenbarren und im Mehrkampf. Das Team der Männer mit Ex-Weltmeister Fabian Hambüchen, Marcel Nguyen und Philipp Boy erreichte in der Vorrunde Platz 4 und kann sich im Finale am heutigen Montag noch an den Briten vorbeischieben. Während Hambüchen und Nguyen auch in Einzeldisziplinen im Finale stehen, schied Boy aufgrund einer Sprunggelenksverletzung aus.
Radfahrerin Teutenberg auf Rang 4, Gewichtheberin Rohde trotz deutschem Rekord auf Rang 11
Nur knapp die Bronze-Medaille verpasste Ina-Yoko Teutenberg im olympischen Straßenrennen der Radfahrerinnen. Sie gewann den Spurt der Verfolgerinnen und wurde Vierte. Trixi Worrack und Judith Arndt fuhren als 33. und 37. ins Ziel. Die Gewichtheberin Julia Rohde glänzte zwar mit einem neuen deutschen Rekord von 193 Kilogramm in der Klasse bis 53 Kilogramm, doch wurde mit dieser starken Leistung nur Elfte.
Deutschland-Achter im Finale, Vielseitigkeitsreiter auf Goldkurs
Die deutschen Ruderer überzeugten im Achter mit einem Vorlaufsieg und haben am Mittwoch beste Chancen auf Gold. Es wäre die erste olympische Goldmedaille für ein deutsches Großbot seit 24 Jahren. Ähnlich gut stehen die Chancen für das Vielseitigkeitsreiter-Team um Welt- und Europameister Michael Jung. Mit der Unterstützung seiner Teamkollegen des favorisierten deutschen Teams liegt dieses nach der Dressur vorn. Im Einzel steht Jung momentan etwas enttäuscht nur auf dem 11. Platz – Ingrid Klimke als beste Deutsche auf Rang 4.
Große Überraschung im Tennis
Beim olympischen Tennisturnier in Wimbledon steht Philipp Petzschner in der zweiten Runde. Auch Angelique Kerber und Sabine Lisicki kamen im Doppel knapp weiter. Mona Barthel schied aus. Philipp Kohlschreiber aus Augsburg hat das Turnier in London kurzfristig abgesagt, nachdem er sich eine Verletzung zuzog. Für die größte Überraschung am Wochenende sorgte Tennisspielerin Julia Görges aus Bad Oldesloe. Die Weltranglisten 24. siegte in der ersten Runde über die Weltranglistenzweite und Wimbledonfinalistin Agnieszka Radwanska aus Polen. In der nächsten Runde trifft die 23-Jährige nun auf die Siegerin der Partie Varvara Lepchenko gegen Veronica Cepede Royg.
Beachvolleyballer siegen zum Auftakt
Drei deutsche Beachvolleyballteams konnten sich in ihren ersten Matches durchsetzen und hoffen auf den Einzug in die K.o.-Runde. Europameister Julius Brink und Jonas Reckermann gewannen gegen ein russisches Team. Katrin Holtwick und Ilka Semmler setzten sich gegen zwei Tschechinnen durch. Sara Goller und Laura Ludwig bezwangen ein australisches Team. Auch die Hockey-Damen starteten wenn auch mit einem knappen Erfolg und besiegten die USA mit 2:1. Für die Badminton- und Tischtennisspieler lief es nicht so gut: Das deutsche Badminton-Doppel Ingo Kindervater und Johannes Schöttler schied aus. Auch Tischtennisprofi Kristin Silbereisen musste sich geschlagen geben. Während es für die Starbootsegler Robert Stanjek und Frithjof Kleen mit der momentanen Platzierung 8 von 16 durchwachsen lief, ist Hannes Aigner nach einer Bestzeit im olympischen Kanuslalom-Wettbewerb laut Welt Online in eine Favoritenrollen geschlüpft.
Medaillenchancen für das deutsche Team am heutigen Montag
Neben den Mannschaftsturnern der Herren und den Schwimmern Paul Biedermann, der über 200 Meter Freistil gegen Konkurrenten wie Ryan Lochte (Gold über 400 Meter Lagen), den 400-Meter-Olympiasieger Yang Sun (China) und den Franzosen Yannick Agnel antreten muss, und Helge Meeuw, der heute Abend im Finale über 100 Meter Rücken schwimmt, hat vor allem ein deutsches Duo beste Chance auf eine Medaille: Die Synchronspringer Sascha Klein Patrick Hausding gewannen schon 2008 in Peking Silber und springen heute Nachmittag auch bei diesen Olympischen Spielen zusammen vom Zehnmeterturm. Britta Heidemann verteidigt ihren Titel, aber die Chinesinnen und Rumäninnen gelten laut Frankfurter Rundschau als stärker. Imke Duplitzer und die Weltranglisten-Fünfte Monika Sozanska sind ebenfalls dabei. Duplitzer tritt zuerst an. Ihr erstes Gefecht beginnt in wenigen Minuten um 11:30. Finale wäre um circa 20:40 Uhr.
Bürgerreporter:in:Jörg Schmitt aus München |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.