Das Potential unserer Abfälle – Urban Mining

Viele Rohstoffe werden mit der Zeit immer knapper – und dadurch teurer. Eine Aufgabe für die Zukunft könnte deswegen sein, die bereits verwendeten Rohstoffe aus Produkten, die nicht mehr benötigt werden wieder herauszuholen und diese neu zu verwerten. Am Montag strahlt 3sat einen Bericht über das so genannte „Urban Mining“ aus. Doch noch sind viele Fragen ungeklärt. Wer darf an den wieder gewonnenen Rohstoffen verdienen? Und ist ein Recycling von ganzen Städten überhaupt möglich – und vertretbar?

Auf unseren Mülldeponien stapelt sich der Abfall aus mehreren Jahrzehnten. Jetzt gewinnt einer neue Idee immer mehr an Zuspruch, die die Verwendung eben dieses Mülls mit der Rohstoffknappheit, die langsam aber sicher immer größer wird, verbindet und beide Probleme lösen soll. „Urban Mining“ heißt das Prinzip, aus ausgedienten Produkten oder Bauten wieder neue Rohstoffe zu gewinnen. Der Begriff, der übersetzt „Bergbau im städtischen Bereich“ bedeutet, könnte grob mit Recycling gleichgesetzt werden. Betrachtet man Rohstoffe wie Kupfer, von dessen natürlichem Vorkommen bereits 50% in unseren Städten verbaut ist, und die sogenannten „Seltenen Erden“, die zu über 90% in China gefördert werden, erkennt man schnell das Potential, das hinter „Urban Mining“ steht.

Der Fortbestand und die Neuentwicklung von Technologien steht im Vordergrund
In der Forschung wurde bereits begonnen, die städtischen Minen zu erschließen. Dabei sind vor allem die Entwicklung neuer Recycling-Technologien und die Erkundung der bereits vorhandenen Rohstofflager von Bedeutung. In zwei bis drei Jahrzehnten wird es wichtig sein, zu wissen, wo welche Materialien in welcher Menge aus Gebäuden und Infrastruktur herausgeholt werden können. Moderne Geräte kommen heute jedenfalls nicht mehr ohne seltene Metalle aus. Umso wichtiger ist es, nicht mehr verwendete Geräte, wie zum Beispiel Autos oder Handys, wieder zu verwerten. Dabei steht nun nicht mehr der umweltschonende Gedanke im Vordergrund, sondern der Fortbestand und die Neuentwicklung von Technologien.

Sollen Kommunen oder Private Entsorger an dem Recycling verdienen?
Doch einige Fragen sind noch ungeklärt und umstritten. Wer soll beispielsweise den Nutzen aus dem neuen Recycling-Trend ziehen? Denn mit den gewonnenen Materialien lässt sich natürlich Geld machen. Bereits jetzt zeichnet sich ein Streit ab zwischen Kommunen und den privaten Entsorgern. Die Kommunen sind laut 3sat.de für die Einführung einer Wertstofftonne ab 2015. Dort sollen alte Elektrogeräte und andere Wertstoffe gesammelt werden. Die Kommune könnte dann die Rohstoffe voneinander trennen und von dem Müll profitieren. Die privaten Entsorger verfolgen einen anderen Ansatz. Sie wollen, dass die Wertstoffe mit in den gelben Tonnen, die ursprünglich für Verpackungen mit dem grünen Punkt gedacht war, gesammelt werden. So würden vor allem sie daran verdienen.

Man kann ein Produkt nur einmal verwerten - Verbrennen oder Recyceln?
Ein weiteres Problem ist, dass Deutschland momentan auch mit der Verbrennung von Müll Geld verdient. Aufgrund der Überkapazitäten zur Müllverbrennung in Deutschland kostet diese sehr wenig, was die Bundesrepublik in den vergangenen Jahren zu einem der weltweit wichtigsten Müllimporteuren gemacht hat. Sabine Flamme, die an der FH Münster zu Ressourcenmanagement forscht, sagte dazu gegenüber der Zeit: „Man kann ein Produkt eben nur einmal nutzen. Entweder man verbrennt oder man recycelt es.“

Wo ist die Grenze zwischen Kulturbewahrung und Wiederverwertung?
Schließlich wäre es sicherlich sogar möglich, mit genügend Zeitaufwand und Fachkräften eine gesamte Stadt zu recyclen und wieder zu verwerten. Doch wäre das auch ethisch vertretbar? Wo wird die Linie gezogen zwischen Wiederverwertung und kulturellem Gut, das eine Epoche ausmacht? Als Beispiel könnte die Freiheitsstatue dienen. Sie wurde aus Eisen und Kupfer hergestellt und ist deswegen von hohem Wert. Doch ist es vertretbar dieses Denkmal, das an frühere Zeiten erinnert, für neue Bauten und Technologien zu zerstören und neu zu verarbeiten? Dies ist ein Streitpunkt, der sicherlich so oder in einem geringeren Ausmaß in der Zukunft zu einem Streitpunkt werden wird. 3sat strahlt am Montag, den 29.12.2012 um 21:05 Uhr den Film „Urban Mining – Die Stadt als ewige Rohstoffquelle“ aus.

Bürgerreporter:in:

Christian Gruber aus Dortmund

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