Fit fürs Fernsehen? Dressurreiten
Unter den sechs von Stephanie Heinecke im Hinblick auf Medialisierung untersuchten Sportarten nimmt das Dressurreiten eine Sonderrolle ein. Einerseits, weil die Medienwissenschaftlerin hier über persönliche Einblicke verfügt, andererseits weil das Dressurreiten auf einen elitären Sponsorenkreis zurückgreifen kann und nicht vom Fernsehen abhängig ist. Dressurreiten ist im „Fit fürs Fernsehen“-Modell der Autorin also zu den Spezialisten zu rechnen.
Wenn Reitsport im TV übertragen wird, dann zu 80% Springreiten und nur zu ungefähr 10% Dressurreiten. Die TV-Rechte hat Sport A inne, allerdings nicht wie beim Badminton im Rahmen des 33er-Vertrags, sondern in Form eines eigenen Vertrags. Dressurreiten ist jedoch ein schwieriges Medienprodukt mit komplexem Regelwerk, geprägt von subjektiver Richter-Macht. Für Laien ist das Können von Pferd und Reiter schwer nachzuvollziehen. Hinzu kommen Dopingskandale und Tierschutz-Bedenken. Dressurreiten ist kein Showsport und will auch keiner sein. Übertreibt es beispielsweise ein Reiter mit Showeinlagen im Rahmen seines Ritts, werden ihm Punkte abgezogen.
Redakteure, die am Dressurreiten interessiert sind, brechen altersbedingt als mediale Stütze weg. Daher leistet der Verband proaktive Medienarbeit. Redaktionsbesuche mit Topreitern sind an der Tagesordnung, Personalisierung wird groß geschrieben, neue Stars aufgebaut. Dabei orientiert man sich auch ein bisschen am Millionenhengst Totilas, dessen Vermarktung allerdings privat erfolgte. Die Medienarbeit umfasst wird thematisch neu ausgerichtet, umfasst die Schulung von Sportlern, Trainern und Verbandsmitarbeitern sowie die Ausschreibung von mit Geld dotierten Pressepreisen. So möchten sich die Verantwortlichen im Dressurreiten eine neue Generation von Journalisten heranzüchten, die Ahnung von und Interesse an der Materie haben.
Lesen, wie es um die Medialisierung von Badminton, Beach-Volleyball, Biathlon und Moderner Fünfkampf steht oder welche Erkenntnisse zur Medialisierung von Sportarten Stephanie Heinecke generell herausgearbeitet hat.
Ist sowas, wo man Tiere als Sportgeräte durchnudelt, in Zeiten hyperaktiver Tierschützerei überhaupt noch zu vermarkten?!