Fit fürs Fernsehen? Badminton
In Asien ist Badminton Volkssport. Zehntausende Zuschauer verfolgen hochklassige Turniere in vollen Hallen, während Bundesliga-Spiele meist vor wenigen Hundert Fans stattfinden. Die meisten internationalen Topturniere finden daher auch in Asien statt. In Europa dagegen ist Badminton zwar ein beliebter Freizeitsport, aber kein TV-Höhepunkt. Mit Spielmanipulationen bei den Olympischen Spielen in Peking und Doping-Vorwürfen gegen den langjährigen Weltranglistenersten Lee Chong Wei sorgt die Sportart in jüngster Zeit eher für negative Schlagzeilen. Wie es um die Medialisierung und TV-Tauglichkeit von Badminton steht, hat Stephanie Heinecke in ihrer Dissertation „Fit fürs Fernsehen?“ herausgearbeitet.
Hinsichtlich der Visualisierung von Badminton hat sich etwas getan: Bei wichtigen Events des Weltverbandes sind inzwischen planmäßig zehn Kameras pro Partie und eine Ultra-Zeitlupe im Einsatz. Regelverstöße werden nun durch Karten angezeigt, da TV-Konsumenten dies bereits aus Mediensportarten wie Fußball kennen. Der Versuch, den Attraktivitätsgrad der Sportart durch die Einführung von Röcken als Pflichtkleidung bei Frauen einzuführen, stieß in Sportlerkreisen auf wenig Gegenliebe und wurde nicht durchgesetzt. Auf deutschen Fernsehgeräten läuft weiterhin sehr wenig Badminton. Die Sportart ist Mitglied im 33er-Vertrag, ihre TV-Rechte werden also von Sport A gemanagt. ARD und ZDF dürfen weiterhin etliche Randsportarten live übertragen, machen aber zumindest im Fall von Badminton wenig Gebrauch davon. Wenn Kamerateams von TV-Sendern – meist die dritten Programmen – zu Bundesliga-Spielen kommen, dann nach Angaben von Heineckes Interviewpartner Klaus-Michael Becker meist mäßig informierte und beratungsresistente Redakteure, die den Fokus auf das Herreneinzel anstatt das weitaus spektakulärere Herrendoppel legen und wenig Gefühl für gute Kamerapositionen hätten.
Badminton ist immer wieder bereit, Wettbewerbe und Regeln im Zuge der Medialisierung zu verändern. Seit der Verfasser dieses Artikel selbst spielt, wurde die Zählweise zwei Mal verändert sowie auf internationalen Turnieren mindestens eine weitere Zählweise ausprobiert. Auch einige Wettbewerbe wurden hinsichtlich Modus und Rhythmus angepasst. In der Bundesliga kam es beispielsweise zur Verdichtung: Statt acht Mannschaften spielen nun zehn Teams um die Deutsche Meisterschaft. Pro Begegnung werden aber nur noch sechs statt acht einzelne Spiele ausgetragen. In den Playoffs ermitteln der Zweit- und Drittplatzierte zum Saisonabschluss den Finalgegner des Tabellenführers. Ausgetragen werden die Partien nicht mehr nur am Wochenende, sondern gelegentlich auch am Dienstagabend. Optimal aufbereitet ist der Wettbewerb Bundesliga allerdings nicht, finden auch Insider wie Nikolaj Persson vom TSV Trittau.
Lesen, wie es um die Medialisierung von Beach-Volleyball, Biathlon, Dressurreiten und Moderner Fünfkampf steht oder welche Erkenntnisse zur Medialisierung von Sportarten Stephanie Heinecke generell herausgearbeitet hat.
Federball... wie spannend ;)))