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Erst Salti am Himmel, dann punktgenaue Landung. Fallschirmspringer Stefan Wiesner im Portrait

  • Stefan Wiesner springt mit dem Fallschirm auf's Ziel. Foto: privat
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  • hochgeladen von Michael S.

Stefan Wiesner lässt sich für sein Leben gern aus Flugzeugen fallen. Sein Ziel ist es, mit der Ferse auf einer zwei Zentimeter kleinen Scheibe zu landen. Das kann der Hauptfeldwebel als Fallschirmspringer bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr ziemlich gut. Am Wochenende sprang er in Locarno am Lago Maggiore beim Weltcup-Finale. Dort gewann er und schob sich in der Gesamtwertung von Rang vier auf Platz zwei vor – sein bestes Gesamt-Weltcup-Ergebnis bislang.

Wiesner ist momentan der erfolgreichste Fallschirmspringer bei der Bundeswehr. Der 28-Jährige ist inklusive zweier Jugend-Titel achtfacher Weltmeister, hat 2009 die World Games im Zielspringen gewonnen und sprang für das Motormagazin GRIP in ein fahrendes Auto. Zudem hält er den Militär-WM-Rekord von fünf perfekten Zielsprüngen hintereinander, gefolgt von einer Abweichung von zwei Zentimetern.

Bis 2015 steht Wiesner bei der Bundeswehr-Sportfördergruppe unter Vertrag. Er gilt als fleißiger Springer mit vorbildlicher Einstellung zum Sport und gesundem Ehrgeiz. „Ich führe mein Sprungbuch äußerst penibel“, erklärt Wiesner. Acht Sprünge machen die Leistungssportler bei der Bundeswehr pro Wochentag, Wiesner hängt gerne noch zwei dran. Viele hätten ihn gewarnt, dass der Enthusiasmus beim Springen allmählich nachlasse. „An dem Punkt bin ich noch lange nicht“, sagt er nach über 7.200 Sprüngen entschlossen.

Vielseitigkeit, Nervenstärke und hartes Training sind ausschlaggebend für seine Erfolge. Durch sein gutes Abschneiden im Stilspringen und die nötige Präsizion beim siebten Zielsprung, sicherte er sich bei der Militär-WM im Juli im schweizerischen Buochs gleichzeitig Bronze in seiner Paradedisziplin Zielspringen und Gold in der Einzelkombination. „Ich versuche breitgefächert zu trainieren und nicht auf der Stelle zu treten“, erklärt Wiesner. In Buochs holte er zusätzlich mit der Mannschaft WM-Gold. Schlüssel zu diesem Ergebnis, in das gleich drei Disziplinen einfließen, war der Silbersprung der Viererformation. Wiesner ist dabei der „Tail“, das Ende der Formation. „Der Tail ist der mit der Reparaturkiste. Er muss ausgleichen, was die anderen falsch machen“, erklärt er seine Position.

Sprungverrückte Familie

Zu den schönsten Momenten seiner Laufbahn zählt der Formationsspung mit seinen Eltern und seiner Schwester. „Ich springe in der dritten Generation“, sagt Wiesner. „Mein Opa war einer der ersten Fallschirmspringer in der DDR. Er hat meine Mutter reingebracht.“ Seine Eltern, beide Weltmeister, lernten sich beim Springen kennen, also landete auch er beim Fallschirmsport. „Mir blieb nichts anderes übrig“, meint Wiesner. Schon mit acht Jahren machte sein Vater einen Tandemsprung mit ihm. Mit 15 wagte er in Neuhausen bei Cottbus seinen ersten Solosprung. Am selben Platz, an dem auch Opa und Papa erstmals sprangen. Ein bisschen positiven Stress verspürte er schon, obwohl er das Gefühl des freien Falls bereits kannte. „Neu war nur, dass ich allein am Schirm hing“, denkt Wiesner zurück.

Fallschirmspringen ist das Wichtigste in Wiesners Leben, gleich nach der Familie. Doch diese beiden Dinge lassen sich gut vereinbaren. Seine Frau Agnieszka springt für das polnische Nationalteam und Sohn Sebastian, dreieinhalb Jahre alt, ist bei der Sportfördergruppe schon vorgemerkt. „Ich find's nicht schlecht“, kommentiert Wiesner, der sich zum Tandemmaster ausbilden lassen möchte, um seinen Spross auf den Geschmack zu bringen. „Ich möchte mit meinem Sohn zusammen zu einer WM fahren“, sagt er lachend. Unter Umständen klappt das sogar. Denn Fallschirmspringen kann man lange auf hohem Niveau betreiben. Doch Wiesner weiß: „Die Bundeswehr verpflichtet mich auch nicht auf unendlich.“

Bowling und Schach als Mentaltraining

Nach seiner aktiven Laufbahn möchte Wiesner gern beim Fallschirmspringen bleiben. „In Deutschland wird das wegen der langen Winterpause aber schwierig“, sagt er. Daher will er sich als Personal Coach versuchen, denn Sport soll sein Lebensinhalt bleiben. Zu seinen Hobbys zählen Gleitschirmfliegen, Klettern, Laufen, Kitesurfen, Slacklining und Bowling.

Dabei trainiert er durch fast all diese Sportarten Dinge, die er am Fallschirm braucht. Beim Kiten ist es das Gefühl, eine Art Schirm zu steuern. Slacklining schult die Koordination und Bowling nutzt er als mentale Vorbereitung auf einen Zielsprung. „Es gibt etwas Perfektes: den Strike beziehungsweise die Null. Man muss versuchen, das möglichst oft hintereinander zu erreichen“, zieht Wiesner Parallelen, versichert aber, sich seine Sportarten nicht danach auszusuchen, was sie ihm für's Fallschirmspringen bringen. Das Wichtigste beim Springen sei ohnehin der Kopf. Um diesen auf Touren zu bringen, spielt er Schach. Sein einziges Hobby, das er nicht als Sport betrachtet.

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2 Kommentare

Tolles Porträt! Ist Stefan Wiesner ein Neusässer?

Danke. Nein, er kommt ursprünglich aus der Lausitz, wohnt aber seit Jahren in Bayern. Die Sportfördergruppe der Bundeswehr residiert in Altenstadt im Pfaffenwinkel. Falls die Frage auf einen Abdruck zielt, passt von der Entfernung allenfalls Landsberg am Lech.

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