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Buchtipp: Jugger. Der Sport aus der Endzeit

  • Jugger. Der Sport aus der Endzeit. Ein Buch von Ruben Philipp Wickenhäuser.
  • Foto: Archiv der Jugendkulturen e.V. (Buchcover)
  • hochgeladen von Michael S.

Ruben Philipp Wickenhäuser hat im November 2010 sein zweites Buch über die neue, aufstrebende Randsportart Jugger veröffentlicht. Seit seinem ersten Jugger-Buch 2006 hat der Funsport eine rasante Entwicklung genommen.

„Jugger. Der Sport aus der Endzeit“ ist kein experimentelles Werk mehr wie es der Vorgänger „Juggern statt Prügeln“ war. Im Archiv der Jugendkulturen e.V. ist ein Buch mit 192 Seiten entstanden, dass den noch jungen Sport umfassend illustriert. Man könnte das schön gestaltete Buch sogar getrost als Bildband bezeichnen. Denn zahlreiche großformatige Fotos vermitteln einen tollen Eindruck vom Sport Jugger, von den Teams und geben nun auch eine sehr detaillierte, optisch zweckdienliche Beschreibung davon, wie die unterschiedlichen Pompfen gebaut werden.

Kommerzialisierung oder Anarchie?
Die Pompfen, mit denen sich Jugger-Spieler abschlagen, werden nämlich immer noch gemeinschaftlich selbst gebaut und sind nicht im Handel erhältlich. Wie lange es noch dauert, bis Jugger-Spielgeräte über Online-Shops vertrieben oder in Sportgeschäften zu kaufen sind, steht in den Sternen. Der Jugger-Sport jedenfalls erfreut sich wachsender Beliebtheit. Damit einhergehend die Anerkennung als offizielle Sportart in so manchem Landessportbund, eine Professionalisierung und die Gefahr der Kommerzialisierung. Jugger-Deutschland ist gespalten: Manche Spieler und Organisatoren lechzen danach, mit Jugger Geld zu verdienen, andere wollen die urtypische Form des Spiels aus dem Film „Jugger. Kampf der Besten“ beibehalten und den Spaßfaktor des Sports hochhalten. Fest steht: Jugger wächst hinsichtlich der Anzahl der Teams in Deutschland und Turniere besitzen immer häufiger Eventcharakter.

Für Sponsoren ist ein Trendsport wie Jugger sicherlich interessant, um sich auf Turnieren zu präsentieren. Doch mehrere Faktoren sprechen gegen eine professionelle Liga mit bezahlten Profi-Jugger-Spielern. Denn wo Geld ins Spiel kommt, bleibt die Fairness oft auf der Strecke. Und ohne Fairness geht es in diesem schnellen Spiel nicht. „Gemein gesagt, ist der sportliche Gesamtanspruch eher niedrig“, wird Siegfried Urschel, treibende Kraft der Jugger in Hamburg, im Interview mit Wickenhäuser im Buch zitiert. Die Spieler selbst seien zudem meist „Couch Potatoes“. Urschel: „Wenn eine hochklassige Handballmannschaft zum Jugger wechselt, wird die in einem Vierteljahr alle schlagen.“

Rundum-Perspektive durch Interviews, LARP-Kapitel und Pädagogik-Teil
In den Interviews mit vielen in der Szene bekannten Jugger-Spielern und Mannschaftsgründern kommen die Aspekte Fairness und Kommerzialisierung stark zum Tragen. Dieser Einfluss von Meinung zahlreicher Spieler, auch aus Australien, Costa Rica, Irland, Spanien und den USA, sorgt für einen gelungenen und schonungslos umfassenden Einblick in die Jugger-Szene. Die Spieler erklären zudem, wie sie zum Jugger gekommen sind, was ihnen daran gefällt und wie Jugger in ihrer Heimatstadt bzw. Land abläuft. Auch Autor Wickenhäuser, promovierter Historiker, selbst Jugger-Spieler und Regelhüter, lässt immer wieder seine Meinung in den einzelnen Kapiteln einfließen, wie er schon im Vorwort selbst schreibt.

Insbesondere im pädagogischen Teil, der mit 32 Seiten recht üppig ausfällt. Wickenhäuser geht auch auf die Thematik „Jugger als Jugendkultur?“ ein. Klar, schließlich ist sein Werk ja im Archiv der Jugendkulturen e.V. erschienen. Jugger-Spieler sind jedenfalls keiner festen Subkultur zuzuordnen, sondern der Sport erfreut sich regen Zulauf von Punks, Gothics und vielen weiteren Subkulturen. Oft sind die Initiatoren auch Rollenspieler aus dem Live Action Role Play (LARP). Wickenhäuser betont in einem eigenen Unterkapitel jedoch, dass LARP und Jugger nicht in einen Topf geworfen werden dürfen, auch wenn sie ein paar Gemeinsamkeiten haben und durchaus Angehörige der gleichen Subkultur bedienen können.

Fazit:
Auch wenn der Konflikt bezüglich Kommerzialisierung gegen Anarchie, Geld verdienen oder Fairness innerhalb der Jugger-Szene einen nicht unwesentlichen Teil von „Jugger. Der Sport aus der Endzeit“ ausmacht, ist das Buch von Wickenhäuser ein sehr gelungener Bildband über die Sportart Jugger. Mit vielen Perspektiven und Meinungen, internationalen Aspekten, sowie einer pädagogischen Ausrichtung. Die Flut an tollen Farbfotos sowie die detaillierten Anleitungen zum Pompfenbau und die Entwicklungsgeschichte des Sports machen „Jugger. Der Sport aus der Endzeit“ zur Pflichtlektüre für angehende Jugger-Spieler und Interessenten. Um es mit den abschließenden Worten von Wickenhäuser aus dem Vorwort auszudrücken: „Wir sehen uns auf dem Feld.“

Titel: Jugger. Der Sport aus der Endzeit
Autor: Ruben Philipp Wickenhäuser
Verlag: Archiv der Jugendkulturen e.V.
Erscheinungsjahr: 2010
Hardcover
Preis: 18 Euro
ISBN 978-3-940213-59-4

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