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Verkehr in Guadalajara und Mexiko allgemein

  • Coatepec - Fast wäre hier ein Unfall passiert.
  • hochgeladen von Michael S.

Vom Flughafen in die Innenstadt von Guadalajara geht es für Ortskundige für acht Pesos mit einem Stadtbus. Wer auf ein anderes nicht-privates Transportmittel zurückgreifen möchte, muss am Schalter ein grün-weiß-orangefarbenes Flughafen-Taxi bestellen und für eine Fahrt ins historische Zentrum beispielsweise 320 Pesos berappen. Auf eigene Faust ein Taxi aufzusuchen, ist „aus Sicherheitsgründen“ verboten - „Sitio“-Taxifahrer dürfen nur Passagiere am Flughafen abliefern, nicht aber welche mitnehmen. Schlimmer ist's in Cancun - dort genießen die (drei) völlig überteuerten Flughafentaxiunternehmen fast schon Mafia-Status. Der Verkehr in Guadalajara kam mir hektischer und komplizierter als in Mexiko City vor. Allein während der Autofahrt vom Flughafen zu unserer Unterkunft – dem sehr empfehlenswerten La Perla in der Nähe der opulenten Kirche Templo Expiratorio und eines nachts eindrucksvoll beleuchteten Universitätsgebäudes – haben wir vier Verkehrsunfälle registriert. Grüne Ampeln können auch weiß sein. Wer stilvoll oder romantisch unterwegs sein möchte, kann in einigen Städten wie Guadalajara oder Mérida auf Pferdekutschen zurückgreifen.

Taxifahren in Mexiko: Sitio vs. Uber
Den Preis mit dem Fahrer von gelben „Sitio“-Taxis besser im Vorfeld aushandeln. Wer Spanisch spricht, eine Vorstellung vom Preisgefüge hat und trotzt nicht sofort als Tourist (kurze Hose, Rucksack, Cap) eingestuft wird, kommt in Städten für europäische Verhältnisse zu sehr günstigen Preisen von A nach B. Günstiger ist bisweilen Uber, dazu genießen deren Fahrer aufgrund ihrer weit verbreiteten Freundlichkeit und Aufmerksamkeiten wie Getränk oder Süßigkeiten einen sehr guten Ruf. Sonntags haben Fußgänger, Inlineskater und Radfahrer in Großstädten wie Mexico City und Guadalajara erhöhte Priorität. Ganze Straßenzüge werden einige Stunden lang für den motorisierten Verkehr gesperrt, damit die schwächeren Verkehrsteilnehmer sich dort austoben können.

Planlos? Mit dem Bus durch die Stadt
Sich in das städtische Busnetz hineinzufuchsen, dauert Monate. Denn es gibt nur wenige klar erkennbare Haltestellen, keine Fahrpläne und keine Auskunft über die Route. Ein Beispiel: Linie 629 hält am Templo Expiratorio. 629 A und B sowie 629 1 und 2 klappern prinzipiell zwar mehr oder weniger die gleiche Strecke ab, nutzen bisweilen aber andere Straßen und Haltestellen. Man sieht doch sehr großen und selbst bei Dunkelheit durch zwei blaue Kreuze im Nachthimmel weithin sichtbaren Templo Expiratorio während der Fahrt auf anderen 629er-Linien nicht unbedingt – unabhängig davon, wie versperrt die Sicht aus dem Fenster durch zahllose stehende Passagiere ist. Selbst Einheimische tun sich schwer damit, den richtigen Bus zu nehmen, sofern dieser nicht zu ihrer Stammstrecke zählt.

Macrobus: Einmal mitten durch die Stadt
Sehr einfach zu verstehen ist allerdings der Macrobus. Er fährt auf einer langen Hauptstraße einmal komplett durch die Stadt, vom Mirador bis ans entgegengesetzte Ende zum Fray Angelico. Der Vorteil: Hier sind alle Haltestellen ausgeschildert. Der Macrobus hält an jeder. Außer es handelt sich um einen Expressbus. Dieser hält nur an ausgewählten Stationen, die aber vor dem Einstieg und auch durch die Plakatierung im Inneren ersichtlich sind. Stau? Fehlanzeige. Denn der Macrobus kommt im Abstand von wenigen Minuten und fährt auf einer eigenen Spur. Der Einstieg ist geschätzt einen Meter über dem Boden, die Haltestelle in der Mitte der Straße ist mittels Fußgängerüberwege oder Ampeln mit Zebrastreifen zu erreichen perfekt in der Höhe angepasst. Um die Macrobus-Plattform zu betreten, sind sieben Pesos am Drehkreuz fällig, die der Fahrgast passend dabei haben muss. Fahren kann er so lange, bis er an eine Haltestelle durch das Drehkreuz verlässt. Auch Fahrten mit städtischen Busfahrten haben beim Einstieg einen Fixpreis von fünf oder sechs Pesos, unabhängig von der Fahrtdauer. Wer zu seinem Ziel also nur einen Bus braucht, fährt für umgerechnet 25 bis 30 Cent, wer mehrmals umsteigen muss, zahlt folglich ein Vielfaches.

U-Bahn in Guadalajara
Zudem verfügt Guadalajara über zwei U-Bahn-Linien, die sich an der Station Juarez (zehn Gehminuten vom Templo Expiratorio entfernt), treffen. Eine geplante dritte U-Bahn-Linie soll den Stadtkern bald mit dem Flughafen verbinden. Durch das Drehkreuz geht’s für sieben Pesos pro Person – im Gegensatz zum Macrobus kann man beim Münzeinwurf gleich für mehrere Passagiere gleichzeitig zahlen (also z.B. 21 Pesos einwerfen, sodass drei Personen das Drehkreuz hintereinander überwinden können). Vor allem zu Stoßzeiten sind ganze Wägen Frauen und Kindern vorbehalten. An den Ausgängen steht Desinfektionsmittel für die Hände bereit.

Fernbus: Gut ausgebautes Netz und komfortable Fahrzeuge
Für Fahrten ins Umland gibt es einfache Überlandbusse, die an Busbahnhöfen mit Ticketschaltern abfahren. Nach Guachimontones, zirka eineinhalb Stunden entfernt – bei zähfließendem Verkehr weitaus mehr – kostet eine einfache Fahrtkarte rund 50 bis 60 Pesos. Unterwegs steigen immer wieder fliegende Händler zu, die zumeist Süßwaren und Knabberzeug feilbieten. Richtig klasse, da sehr gut ausgebaut und organisiert, ist das Fernbus-System in Mexiko. Mit Anbietern wie Primera Plus oder ADO kommen Einheimische und Touristen für ein paar Hundert Pesos bequem, sicher, mit spanischsprachigem Bordunterhaltungsprogramm auf Monitoren (wie im Flugzeug), Bordtoilette und mit Verpflegung samt ihrem Gepäck in Stunden oder einen ganzen Tag entfernte Städte oder auch zu touristischen Hotspots wie große archäologische Stätten. Für Luxus wie Getränkehalter, Fußablage und Beinfreiheit braucht es nicht einmal die teuersten Anbieter. Was das Fernbusnetz angeht, ist Mexiko Deutschland um Einiges voraus.

Selbstfahrer-Update 2021: Was Autofahrer über den Straßenverkehr in Mexiko wissen sollten
Wer sich in Mexiko selbst hinters Steuer klemmen möchte, sollte folgende Dinge berücksichtigen:
1) Linksabbieger-Pfeil: Eine grüne Ampel ist noch lange keine grüne Ampel, wenn man links abbiegt. Viele Ampeln haben einen Extra-Linksabbieger-Pfeil - erst wenn der aufleuchtet, darf
der Fahrer links abbiegen. Manche Ampeln haben ein entsprechendes Hinweisschild, andere nicht. Man weiß als Neuling in der Stadt also meistens nicht, ob man bei Grünlicht links abbiegen darf oder nicht.
2) Freie (kostenlose) Parkplätze sind in Guadalajara und vielen anderen Städten rar. Ein rotes E mit rotem Kreis an einer Mauer weist auf einen kostenpflichtigen Parkplatz hin. Ein grober Richtwert ist 1 Euro pro Stunde. Leuchtet auf einer freien Parkfläche ein blaues Licht am Boden, handelt es sich um einen Parkplatz, den man über eine App kostenpflichtig buchen kann.
Abgesenkte Bordsteine und Ausfahrten dürfen natürlich nicht zugeparkt werden. Ansonsten gilt fürs Parken am Fahrbahnrand in Guadalajara: Ein gelb markierter Bordstein ist gleichbedeutend mit einem Parkverbot.
3) Überholen: Es kann passieren, dass ein eiliger Genosse rechts vorbeizieht und dann erst auf der linken Spur einfädelt. Blinker werden in Mexiko eher belächelt. Gefühlt 70 Prozent aller Überholvorgänge und Spurwechsel finden ohne Signal statt. An einem Abend brauchten wir für eine Strecke, die außerhalb der Stoßzeiten in 15 Minuten zu schaffen ist, mehr als 30. Den Löwenanteil legten wir auf einer einzigen großen Straße zurück. Dabei passierten wir drei frische Unfallstellen.
4) Maut: Keinen Bock auf Überlandstrecken, die vor Schlaglöchern strotzen? Dann ab auf  mautpflichtige Straße. Manchmal kommt das nächste Kassenhäuschen schon nach einer Viertelstunde und es werden wieder Tribute fällig. Von Guadalajara nach Morelia im Nachbarstaat Michoacan passiert der Autofahrer mindestens vier Mautstellen, die ihn um zwischen 65 und knapp 300 Pesos schröpfen. 
5) Kreuzungen: Rechts vor links ist Europa.An mexikanischen Kreuzungen ohne Ampel gilt in der Praxis: Erst darf der Eine, dann ein Anderer. Nie zwei hintereinander aus der selben Straße. Wer zuerst fährt, wird ausgekartelt. 

Chronologie meiner Mexiko-Reise 2016:
Etappe 1: Mexico City mit Teotihuacan
Etappe 2: Danza del Volador: El Tajin und Coatepec
Etappe 3: Xico: Mit der Machete durch den Bergnebelwald, Kaffee und ein Kleidermuseum
Etappe 4: Am Catemaco-See auf den Spuren von Apokalypto und Medicine Man
Etappe 5: Villahermosa: Olmeken, Nasenbären und Kakao
Etappe 6: Mundo Maya: Palenque, Calakmul und Uxmal

Reise-Bausteine Mexiko in Eigenregie:
* Guadalajara
* Guanajuato
* Yucatan-Trip 2012

  • Coatepec - Fast wäre hier ein Unfall passiert.
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  • Uni-Gebäude bei Nacht - Orientierung im nächtlichen Straßenverkehr bietet das blaue Kreuz des Templo Expiratorio im Hintergrund.
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  • Laufende grüne Ampelmännchen mit Zeitangabe in Mexico City.
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  • Pferdekutsche in Mérida
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  • Eine weiße Ampel in Guadalajara...
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  • ... entspricht einer grünen Ampel.
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  • Sie hat einen Countdown für die Ampelphase...
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  • ... und die Ampelmännchen laufen.
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3 Kommentare

Gibt es dort überhaupt irgendwelche Verkehrsregeln, an die man sich auch hält?

Recht des Stärkeren?
Nee, funktioniert irgendwie und es gibt wohl auch Regeln. Aber als Fußgänger würde ich nicht einfach so über 'nen Zebrastreifen spazieren. Und es gibt definitiv noch schlimmeren Verkehr auf der Welt (Lateinamerika ist generell nicht ohne. China ist Horror.)

Ich persönlich kann mich auf Verkehrsverhältnisse wie in Frankreich oder Italien sehr schnell einstellen, und dann macht das Fahren dort auch mehr Spaß als hier in D. mit den Tempo-80-linke-Spur-Fahrern.
Aber wenn ich Filmsequenzen mit Verkehrsverhältnissen in Mexiko, Indien oder China sehe dann wäre mir das echt zu heftig.

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