Tango statt Fango
Fachärztliche Vorträge rund ums Thema Sport trotz Erkrankung und Fachaussteller locken die Besucher zum ersten Neusässer Gesundheitstag in die Stadthalle
„Nichts ist wichtiger als die Gesundheit und das wollen wir heute rüberbringen“ erklärt Dr. Josef Schreiegg, Vorsitzender des Schwäbischen Hausärztevereins und dem bayerischen Sportärzteverband Bezirk Schwaben. Gemeinsam mit dem Sanitätshaus Lindauer richten sie den ersten Neusässer und gleichzeitig 12. Augsburger Gesundheitstag in der Stadthalle Neusäß aus. Unter dem Motto „Fit im Leben“ standen die Fachvorträge der regionalen Fachärzte, die das Thema Sport und Bewegung trotz Erkrankung aufgriffen.Für Abwechslung zu den Fachthemen sorgte die Tanzgruppe des Karnevalvereins Augsburg und legten einen fetzigen Salsa auf die Bühne.
Großen Wert legten die Veranstalter bei der Auswahl der Fachvorträge, die auch für den Laien sehr gut verständlich waren. Aus den verschiedenen Fachrichtungen betrachteten die Ärzte die Wirkung des Sportes auf den Patienten und die positiven Veränderungen bei richtiger Dosierung. Dr. Michael Dietlein widmete sich dem Thema „Sport trotz diabetischem Fuß“. Mit Hilfe einer Stimmgabel kann der Arzt feststellen ob eine Nervenschädigung am erkrankten Fuß vorliegt, erklärte der Diabetologe. Für den Internisten ist sportliche Betätigung eine wichtige Unterstützung in der Versorgung seiner Patienten. Auch für die Fachrichtung der Krebsbehandlungen sei Sport als therapeutische Unterstützung zwar noch ein relativ junges Thema, doch hätte es eingeschlagen wie eine Bombe, so Dr. Hans Rainer Slawik, Internist und Onkologe. Das Fatiqu-Syndrom, die Bezeichnung eines völligen Erschöpfungszustandes durch die Krebserkrankung, sei ebenfalls mit Sport, aber auch mit medizinischen Hilfen und einer psychoonkologisch guten Betreuung für die Patienten positiv zu beeinflussen. Er empfiehlt „Tango statt Fango“ und trifft damit den Nerv der Vortragsreihe. Facharzt Dr. Chaled El Masry empfiehlt auch bei Rückenschmerz und Osteoporose eine wohldosierte sportliche Betätigung. „Bilder sagen mehr wie Worte“, so El Masry, und zeigte auch junge Patienten mit fortgeschrittener Osteoporose. Aus der gleichen Fachrichtung referierte auch Dr. Markus Weißhaupt. Wirbelsäulenveränderungen können durch Sport positiv beeinflusst werden. „Mit Sport kann man das Leben verlängern und die Lebensqualität steigern“, so sein Fazit. „Jetzt geht’s um ihr Herz, und daran liegt mir viel“, begrüßt Kardiologe Dr. Frank Nagel die Zuhörer in der Stadthalle. Auch bei Herzerkrankungen ist Sport ein längst bekanntes „Medikament“. Fünf Stunden und mehr wöchentlichem Spaziergang dient der Gesundheit, doch auch Sportarten wie Nordic Walken, Schwimmen, Radfahren und Wandern in Kombination mit gesunder Ernährung ist seine Empfehlung. Über eine weitere Volkserkrankung referierte am Ende Dr. Dimitrios Tsantilas, Facharzt für Gefäßerkrankungen. „Nur wer die Wirkungsweise unseres Arterien- und Venensystems kennt, versteht das Krankheitsbild“, so Tsantilas und erläutert ausführlich wie es zu Schwellungen in den Beinen kommen kann. Auch hier hilft Sport als präventives Mittel. Unterstützend in der Behandlung seien aber auch Hilfsmittel wie Kompressionsstrümpfe. Aber auch er verweist darauf, dass bei negativen Veränderungen natürlich auch chirurgische Eingriffe nötig sein können.
Großes Interesse zeigten die Besucher an den Informationsständen für die neuesten Hilfsmittel.
„Das ist Profiwerkzeug für Pflegeberufe“, erklärt Michael Rössler und zeigt eine Rutschmatte zu rückenschonendem Umlagern von liegenden Patienten. Die Fachaussteller der Branche präsentieren ein breites Spektrum moderner Wundversorgung, Pflegemittel und Gehhilfen. Reger Andrang herrschte bei der kostenlosen Blutdruck- und Venenmessung, dem Wirbelsäulenscreening und auch ein Rollator-Parcour mit Führerschein war im Angebot. „Ich möchte mir das heute in Ruhe anschauen“, so Pflegedienstleiterin Barbara Abele und auch die sehr guten Namen der Fachreferenten haben sie heute angelockt. Als Leiterin der Sozialstation Sankt Thaddäus möchte sie auf dem neuesten Stand bleiben. Die modernen Lagerungshilfen, Rollatoren, Hilfsmittel bei Inkontinenz, Verbandsmaterial, Salben, Kugelwesten für Alzheimerpatienten und die unterschiedlichen Prothesen ließen sich die Gäste ausführlich erklären.