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STERBEN ALLE KIEBITZE IM SCHMUTTERTAL AUS?

  • Ein Kiebitz mit dem typischen Häubchen
  • hochgeladen von Helmut Weinl

NICHT NUR DIE VÖGEL SIND IN IHREM BESTAND GEFÄHRDET

Die Kiebitze gelten als stark gefährdete Spezies, und zwar nicht nur die Vögel mit dem lustigen Schopf draußen in Mutter Natur, sondern auch die gleichnamigen menschlichen Artgenossen, die man überwiegend drinnen an den Spieltischen uriger Gaststätten antrifft.

Von dieser Art „Kiebitze“ gibt es fast nur Männchen und sie sind nicht gern gesehen. Sie setzen sich ungefragt an Tische, an denen gerade Schafkopf oder Sechsundsechzig gespielt wird, aber sie sind entweder zu knauserig oder zu unbeliebt, um selbst an der Runde teilzunehmen. Für diese nur unter strengen Auflagen geduldeten Beobachter gelten an jedem schwäbischen Stammtisch zwei ungeschriebene, aber eiserne Regeln: Zum einen darf man nur einem einzigen Spieler über die Schulter schauen und zum andern hat man stumm wie ein Fisch zu sein! Es gibt aber leider so gut wie keinen Kiebitz, der sich daran hält und spätestens nach der zweiten Halbe Bier gibt er besserwisserisch mit der Kenntnis mehrerer Blätter seine Kommentare ab, was in nicht wenigen Fällen schon zu Platzverweisen geführt hat, wenn die unmißverständliche Aufforderung „Halt endlich dei Gosch“ ignoriert wurde. Es gibt nur eine einzige Sonderform des Kiebitz, der von der aktiven Kartlrunde geduldet wird, der sog. „Brunzkartler“. Den braucht man, wenn einer der Mitspieler zur Toilette verschwindet. Damit bloß keine wertvolle von den Ehefrauen begrenzte Spielzeit untätig verloren geht, übernimmt dieser Ersatzmann vorübergehend den freien Platz. Das Aussterben der Kiebitze hat aber einen anderen Grund. Die Einführung des Rauchverbots in bayrischen Wirtschaften hat die Anzahl der passionierten Schafkopfer ab dem Jahr 2010 schon deutlich reduziert und der unaufhaltsame Rückgang der traditionellen Gasthäuser bzw. deren Verwandlung in die hundertste „Pizzeria da Mario“ hat der letzten Schellsau ihren angestammten Lebensraum genommen.

Mit dem echten Kiebitz auf Wiesen und Feldern hat das alles nichts zu tun. Nicht einmal der Name für die stummen Mitspieler bezieht sich auf die Vogelart, sondern dieser hat seinen Ursprung im zwielichtigen Milieu. „Kiebitzen“ bedeutete in der alten rotwelschen Sprache der Gaukler und Gauner soviel wie „visitieren“ oder „beobachten“. Im österreichischen Wien werden die Polizisten im Volksmund heute noch abwertend als „Kiberer“ betitelt.

Im Schmuttertal begegnet man dem Kiebitz aus der Familie der Regenpfeifer nur ganz selten. Veränderte Bedingungen in der Landwirtschaft, Entwässerung und Grundwasserabsenkung haben seinen Lebensraum in den letzten Jahrzehnten drastisch eingeschränkt und deshalb gilt er heute als stark gefährdet. In alten Zeiten wurde er in ländlichen Regionen oft als „Totenvogel“ bezeichnet, da sein charakteristischer Ruf als „Komm mit“ gedeutet wurde, heute besteht die Sorge, daß der Vogel des Jahres 1996 selbst irgendwann aussterben könnte. Die Eier des Bodenbrüters galten einstmals als Delikatesse und wurden massenhaft gesammelt, heute ist dies strengstens verboten. Wenn man das Glück hat, einen dieser hübschen, taubengroßen Vögel mit seinem metallisch glänzenden Gefieder zu entdecken, sollte man ihn tunlichst in Frieden lassen, damit nicht die letzten Exemplare aus unserer Heimat vertrieben werden.

  • Ein Kiebitz mit dem typischen Häubchen
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  • Menschliche Kiebitze waren an Spieltischen einst weitverbreitet
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  • In unserer Region ist der Kiebitz schon sehr selten geworden
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1 Kommentar

Helmut, das hast du ganz toll geschrieben!!

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