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Moderne Zeiten
S(C)HOPPEN MIT UND OHNE “C“

  • "The Shopping-Queen", Grafitto in einem Hinterhof in Bassano del Grappa
  • hochgeladen von Helmut Weinl

Vom Knödelkönig zur Shopping-Queen

Wenn die Mutter früher schimpfte „Du Hundsbua, jetzt schopp doch net gar a so!“, dann hatte das nichts mit dem Einkaufsverhalten, sondern mit unseren oft unappetitlichen Tischmanieren zu tun. Wenn der heißhungrige Zögling mit geblähten Backen vor dem Sonntagsbraten saß und bereits einen weiteren Bissen Semmelknödel gierig in den noch vollen Mund schaufelte, nannte man das „schoppen“! Heute stopfen sich Kinder kaum noch ausgehungert das Essen in den Mund und dieses „Schoppen“ ist längst anderen Unarten gewichen, aber ohne „c“ ist uns das Verb in ganz neuer Bedeutung erhalten geblieben, obwohl es auch dabei mit Maßlosigkeit ganz viel zu tun hat.

In den Medien wird alljährlich das Unwort des Jahres gekürt. Für mich ist "Shopping" das Unwort des Jahrzehnts. Wörtlich übersetzt bedeutet es ja "die Einkäufe erledigen", doch im stylischen Neudeutsch lässig zwischen Prosecco und Cappuccino dahingesagt, steht "shoppen gehen" für eine grundlegend andere Art des Einkaufs. "Shoppen" bedeutet aus reiner Lust Geld auszugeben, ohne daß ein echter Bedarf für irgendwelche Güter bestünde, der Traum jedes Einzelhändlers!!! Überfluß meets Überdruß! Wer shoppen geht, möchte aus purer Langeweile das viele Geld ausgeben, das auf seinen Konten überquillt, für Dinge, die er eigentlich nicht braucht. Shoppen befriedigt nicht die elementaren Bedürfnisse wie Hunger oder Durst, sondern soll Hohlräume in der löchrigen Seele stopfen, deshalb sind vorrangig Luxusgüter das Ziel der Begierde und selbst sündteure Blusen der angesagtesten Marken werden zu einmal getragenen „Klamotten“. Der Shopper sagt "er müsse sich damit selbst etwas Gutes tun", als Ausgleich für die viele Arbeit. Und weil er bis in die Abendstunden hinein schuftet, müßten die Shops für ihn rund um die Uhr geöffnet sein, am besten auch sonntags. Man könnte natürlich auch weniger arbeiten, dann hätte man mehr Zeit, weniger Stress und weniger Geld ... das würde manches relativieren, aber das Rad läßt sich nicht zurückdrehen, Konsumrausch ist wie eine Droge. Stört ja auch niemanden, allenfalls der Almosenbettler in der Fußgängerzone wird sich kopfschüttelnd fragen, weshalb sich diese Menschen mit ihren dicken Geldbörsen hochpreisige Jeans mit Löchern drin kaufen ...

Selbst im provinziellen „Augschburg“ sieht man derzeit wieder mal das rosarote Spielmobil eines Privatsenders on tour um die schwäbische Shopping-Queen zu küren. 500 Euro in 4 Stunden auszugeben, erscheint bei den heutigen Preisen für Outfit und Hairstyling eine leichte Aufgabe zu sein und wenn man schon im Trash-TV angekommen ist, könnte man sich ja anschließend im neuen Look für eine Dating-Show beim Nachbarkanal bewerben. Für die passende Louis-Vitton-Tasche werden die ausgelobten 1000 Euro Preisgeld aber leider nicht ganz reichen.

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2 Kommentare

Guter Beitrag!

2.🧡
👌
Gruß Eugen

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