Hainhofen damals
DREIMAL HATS GEKRACHT!!!
Wer war die wahre Schützenliesl?
Der Schützenverein Hainhofen wurde bereits 1901 aus der Taufe gehoben und erlebte in den Nachkriegsjahren seine vielleicht schönsten Zeiten. Damals hatten örtliche Vereine noch großen Zulauf, da die „Konkurrenz“ durch andere Sportarten und sonstige Freizeitangebote kaum gegeben war und mangels Mobilität sah sich diese Generation viel stärker an die vorhandenen Möglichkeiten innerhalb des eigenen Dorfes gebunden. Zudem paßten gerade Schützenvereine mit ihren grünen Jägeranzügen und feschen Dirndln perfekt in das Klischeebild der beliebten Groschenromane und Heimatfilme dieser Aera. Dazu gehörte bei jedem Fest und Umzug auch die adrette „Schützenliesl“ an der Seite des schwer mit Silberschmuck behängten, stolzen Schützenkönigs.
Auf den Fotos sehen wir die Hainhofer Schützenliesl Anni Wittmann in ihrem Amtsjahr 1952 bei Auftritten in ihrem Heimatdorf und in Aindling sowie Martina Meitinger 10 Jahre später im Biergarten des „Schwäbischen Himmelreichs“. Wie man unschwer erkennt, hätten diese beiden knackigen Hainhofer Mädel durchaus jedem zeitgenössischen Filmplakat zwischen Edelweiß und Alpenglühen Glanz verliehen. In manchen Regionen werden Schützenliesln in einer Art Misswahl mehr oder weniger als „Schönheitskönigin“ zur Siegerin erkoren, doch in der bayrisch-schwäbisch Tradition sind die Madl in erster Linie sittsam und es steht allein dem siegreichen Schützenkönig zu, seine Weggefährtin in allen Ehren in das heißbegehrte Amt zu berufen.
Wo aber stammt der Name „Schützenliesl“ für die Begleiterin des Schützenkönigs her? Vorbild war eine tatsächlich lebende junge Dame, die aber keineswegs Liselotte hieß, sondern Coletta Möritz. Unehelich geboren 1860 in der Nähe von Pöttmes, arbeitete sie später als sogenanntes „Biermadl“ und Kellnerin in München und fiel dort dem renommierten Maler Friedrich August von Kaulbach auf, der hingerissen von ihrer attraktiven Erscheinung 1878 ein Ölbild von der 18jährigen schuf, welches sich schon allein wegen seiner Größe von 2,8 mal 5 Metern als Außenwerbung bestens eignete. Im Jahr 1881 zierte das animierende „Poster“ dekorativ eine der großen Bierburgen auf der Theresienwiese, wo das 7. Deutsche Bundesschießen stattfand. Die zugehörige feste Bierbude trug passenderweise den Namen „Zur Schützenliesl“. Die kokette Darstellung des lebenslustigen Mädchens mit der Zielscheibe auf dem Haar wurde ein wahrer Publikumsmagnet und 1890 auf dem Oktoberfest sorgte eine Kopie des beliebten Motivs bereits für deutlich erhöhte Bierumsätze auf der Wiesn. Die pin-up-artige Darstellung der leichtfüßig auf dem Faß balancierenden Coletta wurde zur Symbolfigur der typischen Münchner Kellnerin und zierte alsbald tausendfach Postkarten, Bierkrüge und Aschenbecher. Das attraktive Modell avancierte im späteren Leben vom Biermadl zur erfolgreichen Wirtin und Geschäftsfrau. Sie verstarb in hohem Alter erst im Jahr 1953.
Damit sind wir wieder in der Zeit der beiliegenden Schwarzweißbilder angelangt und genau im Jahr 1952 erlebte die Figur der „Schützenliesl“ nochmals einen enormen Schub an Beliebtheit, als der bekannte Rundfunkmoderator des BR Fred Rauch den gleichnamigen volkstümlichen Evergreen textete, der seither als Dauerbrenner zum Standardprogramm jeder Blaskapelle und Faschingsband gehört. Und mit dem Gasthof zum Lamm sind wir irgendwie auch daheim in Hainhofen:
Wenn die Stimmung dann am höchsten ist,
Drin im Goldnen Lamm
Wenn mei Liesel dann ein' andren küßt,
Hau I alles z'samm
Hau I alles z´samm ...
Der 1. Wiesnhit der Nachkriegszeit, zu hören unter: